50. Thronjubiläum von Dänemarks Margrethe

​Große Party aufgeschoben

Foto: epa/Keld Navntoft
Foto: epa/Keld Navntoft

KOPENHAGEN: Erneut sorgt die Pandemie dafür, dass ein großes, rot-weißes Fest zu Ehren der dänischen Königin nicht wie geplant stattfinden kann. Die pragmatische Monarchin blickt trotzdem zuversichtlich in die Zukunft - sie plant schon mal für den Sommer.

Erst der 80. Geburtstag mitten im ersten Lockdown der Corona-Krise, jetzt das 50. Thronjubiläum in Zeiten rekordhoher Neuinfektionszahlen und der Omikron-Welle: Es scheint, als wolle die Pandemie der dänischen Königin Margrethe II. regelmäßig das Feiern verderben. Wie schon beim runden Geburtstag im April 2020 können auch die großen Feierlichkeiten rund um ihr Jubiläum nicht wie geplant stattfinden. Die 81 Jahre alte Monarchin - immerhin mit einer Thronerfahrung ausgestattet, die in Europa nur von Queen Elizabeth II. (95) getoppt wird - nimmt es mit Pragmatismus und Gelassenheit.

An diesem Freitag (14. Januar) ist es 50 Jahre her, dass Margrethe nach dem Tod ihres Vaters Frederik IX. den dänischen Thron bestiegen hat. Erst eine Verfassungsänderung in ihrer Jugendzeit hatte dafür die Grundlage geschaffen. Seitdem hat sich Margrethe den Ruf einer zuverlässigen, pragmatischen und manchmal auch unkonventionellen Landesmutter erarbeitet. Sie ist eine kreative Seele, die Kostüme, Bühnenbilder und anderes entworfen hat. Ihre Liebe zur Kunst und Kultur spiegelte sich im November bei ihrem Deutschland-Besuch wider, als sie in Berlin und München mehrere Kultureinrichtungen besuchte.

Das 50. Thronjubiläum der Königin wäre zweifellos ein großes Fest in den dänischen Nationalfarben Rot-Weiß wert. Doch das Coronavirus hält die Welt - und damit auch Dänemark - weiter fest im Griff, diesmal in Form der Omikron-Variante. Dänemark mit seinen knapp sechs Millionen Einwohnern verzeichnet immer neue Rekordwerte bei den Neuinfektionen, die Inzidenz ist um ein Vielfaches höher als in Deutschland.

Eine große Party? Das wäre in diesen Zeiten das falsche Signal. Schon vor Weihnachten entschloss sich das Königshaus, die großen Festlichkeiten zum Jubiläum coronabedingt zu verschieben. Vor allem am Wochenende nach dem eigentlichen Jubiläumstag waren feierliche Momente geplant gewesen - all das ist nun erstmal auf Eis gelegt.

Ihre Majestät wünsche sich jedoch weiter eine festliche Feier, an der die Däninnen und Dänen teilnehmen könnten, hieß es vom Hof. Margrethe beschloss deshalb, den Großteil der geplanten Veranstaltungen auf den Spätsommer zu verlegen. Für den eigentlichen Jubiläumstag am Freitag sind zumindest Termine mit der Regierung und im Parlament sowie eine Kranzniederlegung für ihren Vater im Dom von Roskilde geplant. Immer an ihrer Seite wird dabei Thronfolger Kronprinz Frederik (53) sein.

Schon zu Margrethes 80. Geburtstag mussten die großen Feierlichkeiten abgesagt werden. Die Dänen dankten ihrer Königin dennoch, indem sie ihr daheim, in der Schule oder im Park unisono Geburtstagsständchen sangen. Die Monarchin, die das Ganze im Schloss Fredensborg vom Sofa aus verfolgte, war gerührt. «Das geht gleich ins Herz», sagte sie. Bei einem der Lieder ließ sie sich überraschend auf den Treppen des Schlosses blicken, um ihren Landsleuten zuzuwinken.

Die Ständchen sind Beleg dafür, wie populär Margrethe auch nach einem halben Jahrhundert auf dem Thron ist. Ihre Silvesteransprachen sind für die Dänen das, was «Dinner for One» für Deutsche ist: Alle schalten ein, ehe sie ins neue Jahr rutschen. Beziehungsweise nach dänischem Brauch symbolisch von Stühlen ins neue Jahr springen.

Die Ansprachen stellen heute auch einen Schnelldurchlauf durch das dar, was Dänemark und die Welt in den vergangenen 50 Jahren bewegt hat: von den freizügigen 70ern über den Mauerfall und das europäische Zusammenwachsen bis hin zu Terror, Finanzkrise, Facetime - und eben Corona. «Wir stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung, und wir müssen alle Verantwortung dafür übernehmen, dass unsere Gemeinschaft sicher durch die Pandemie kommt», forderte die Monarchin diesmal.

Wie nach Dänemarks überraschendem EM-Sieg 1992 durfte auch 2021 das Thema Fußball nicht fehlen, schließlich hatte sich die Dänen-Auswahl bei der EM nach dem Zusammenbruch von Christian Eriksen in die Herzen der Fußballwelt gespielt. «Hier im dunklen Winter können wir auf einen Sommer zurückblicken, der noch lange in Erinnerung bleiben wird», sagte Margrethe. «Überall waren rote und weiße Farben und Flaggen, und in den Straßen wurde gejubelt.» In gewisser Weise hat Dänemark trotz Pandemie also doch seine rot-weiße Party bekommen.

Zum Thronjubiläum sind solche Jubelszenen nun nicht möglich. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Corona sei zwar ein zäher Gegner, gefeiert werde aber trotzdem - wenn die Zeit dafür reif sei, «später im Jahr», sagte Margrethe. Im nächsten Atemzug gestand sie ein, wie schnell die Zeit für sie vergangen sei. «Es fällt mir schwer, zu fassen, wo die vielen Jahre geblieben sind», sagte die Monarchin, deren Mann Prinz Henrik seit mittlerweile fast vier Jahren tot ist. «Vieles hat sich in der Zeit verändert», sagte sie. «Aber nicht die Liebe zu meinen Nächsten und nicht die Liebe zu meinem Land.»

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