Dänische Nerz-Kommission kritisiert Frederiksen

​«Grob irreführend» 

Vergrabene Nerze werden in einer Probegrabung auf einem Militärgelände in der Nähe von Noerre Felding ausgegraben. Foto: epa/Mikkel Berg Pedersen
Vergrabene Nerze werden in einer Probegrabung auf einem Militärgelände in der Nähe von Noerre Felding ausgegraben. Foto: epa/Mikkel Berg Pedersen

KOPENHAGEN: Anderthalb Jahre nach dem Beschluss zur Tötung von Millionen Nerzen in Dänemark hat eine Untersuchungskommission deutliche Kritik am Vorgehen der Regierung und der Behörden geäußert. Die Aussagen von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf der damaligen Pressekonferenz seien «objektiv betrachtet grob irreführend» gewesen, schrieb die sogenannte Nerz-Kommission in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Untersuchungsbericht. Absicht warfen sie der Regierungschefin aber nicht vor. Die Kommission habe nicht geprüft, ob grobe Fahrlässigkeit vorliege, hieß es im Bericht.

Wortgleiche Formulierungen fanden sich auch im Abschnitt zum Vorgehen des damals zuständigen Ministers Mogens Jensen. Die Kommission stellte unter anderem fest, dass mehrere Behördenvertreterinnen und -vertreter zur Verantwortung gezogen werden könnten.

Die Regierung von Frederiksen hatte Anfang November 2020 beschlossen, dass mehr als 15 Millionen Zuchtnerze und damit alle Nerze im Land gekeult werden müssen. Die Tiere waren zur Pelzproduktion gezüchtet worden, bei der Dänemark damals einer der Weltmarktführer war.

Als Grund für den radikalen Schritt hatte Frederiksen damals auf einer Pressekonferenz angeführt, dass das Coronavirus in den Tieren mutiert sei und man riskiere, dass dies Auswirkungen auf die Wirkung der damals in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoffe haben werde. Wie sich später herausstellte, hatte für die Massenkeulung zu dem Zeitpunkt aber die nötige Rechtsgrundlage gefehlt. Diese wurde erst im Nachhinein geschaffen. Der damalige Lebensmittelminister Mogens Jensen trat im Zuge der Kontroverse zurück.

Die Nerz-Kommission wurde eingesetzt, um das Vorgehen der Regierung und Behörden rund um den dramatischen Beschluss unter die Lupe zu nehmen. Herausgekommen ist ein weit über 2000 Seiten langer Bericht, den die Kommission am Vormittag dem Untersuchungsausschuss des Parlaments vorstellte. Über 70 Personen haben Erklärungen in der Angelegenheit abgegeben, unter ihnen Frederiksen. Sie hatte die gefällte Entscheidung verteidigt. Am Freitag (10.00 Uhr) wollte sie eine Pressekonferenz abhalten, um sich zu dem Bericht zu äußern.

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