Grindel kontert Kritik an Nations League

 DFB-Chef Reinhard Grindel. Foto: epa/Martin Schutt
DFB-Chef Reinhard Grindel. Foto: epa/Martin Schutt

LAUSANNE (dpa) - Die Nations League bewegt die Gemüter der Fußball-Bosse. Aus der Bundesliga kommt viel Kritik an dem neuen UEFA-Wettbewerb. DFB-Chef Reinhard Grindel versucht, die Wogen zu glätten. Bundestrainer Joachim Löw freut sich schon auf starke Gegner im Herbst.

Vor der Auslosung der neuen Nations League reißen die kritischen Stimmen aus der Fußball-Bundesliga an dem neuen UEFA-Wettbewerb nicht ab. DFB-Präsident Reinhard Grindel versucht derweil, für das umstrittene Turnierformat zu werben. «Durch die Nations League gibt es kein einziges zusätzliches Spiel und es gibt damit auch keine zusätzliche Belastung für unsere Nationalspieler», sagte der Verbandschef vor der Auslosung am Mittwoch (12.00 Uhr) in Lausanne. «Mit der Nations League wird ein zusätzlicher sportlicher Anreiz geschaffen. Statt Freundschaftsspiele, in denen es um nichts geht, sehen die Fans einen attraktiven Wettbewerb», sagte Grindel.

Zuvor hatten sich mehrere Club-Vertreter wie Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, Dortmunds Michael Zorc oder Hannovers Horst Heldt negativ über den Teamwettbewerb für Nationalmannschaften geäußert. «Ich sehe die inflationäre Entwicklung von Wettbewerben der Nationalmannschaften grundsätzlich kritisch», sagte Rummenigge. «Wenn es keine Nations League geben würde, dann würde sie wohl auch niemand vermissen.»

Unterstützung bekam Rummenigge von mehreren Bundesliga-Machern. «Jetzt haben sie eine neue Idee entwickelt. Das alles tut den Vereinen nicht gut. Deswegen halte ich von dem Wettbewerb nichts, weil er zu Lasten der Vereine und zu Lasten der Spieler geht», sagte Heldt. Er fürchtet eine größere Beanspruchung der Akteure. «Aber am Ende ist es ein Wettbewerb mit einer Auslosung und es hat alleine mit dem Namen Nations League eine andere Wertigkeit als ein Freundschaftsspiel. Ich halte das in der Belastung für zu viel», sagte Heldt und kündigte an, die Los-Zeremonie nicht zu verfolgen.

Auch Alexander Rosen von 1899 Hoffenheim würde auf die Nations League lieber verzichten. «Obwohl sich durch die Nations Leaque die Zahl der Länderspiele nicht erhöht, sehe ich dieses Thema kritisch. Auch wenn die Möglichkeit besteht, sich über Umwege noch für die EM zu qualifizieren, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein weiterer Wettbewerb der Nationalmannschaften einen positiven sportlichen Effekt oder eine besondere Bedeutung haben wird», sagte der Sportchef der Kraichgauer. Die Interessen der UEFA seien «in erster Linie finanzieller Natur.»

Bundestrainer Joachim Löw wird am Mittwoch nach Lausanne reisen. Intensiv beschäftigen will er sich mit den neuen Wettbewerb aber erst nach der WM in Russland. «Sportlich wollen wir uns immer mit den Top-Teams messen, insofern hätte ich nichts dagegen, wenn wir bei der Auslosung zur Nations League starke Gegner zugelost bekommen», sagte Löw. Deutschland wird nach der WM von September bis November mit zwei weiteren Teams in der Staffel A der besten Mannschaften spielen. Möglich sind dabei unter anderem Duelle mit Italien, England, Frankreich oder den Niederlanden. Der Nations-League-Sieger wird bei einem Finalturnier im Juni 2019 gekürt.

Grindel betonte, dass der DFB einen Konflikt mit den Vereinen vermeiden wolle. «Schon beim Confed Cup haben wir vielen stark beanspruchten Nationalspielern einen Sommer der Regeneration ermöglicht. Jogi Löw hat die Belastung der Spieler in seinen langfristigen Planungen immer im Blick und zeigt damit, wie wichtig uns die gute Zusammenarbeit mit den Clubs ist», sagte der DFB-Chef.

Oliver Bierhoff deutete bereits an, dass trotz Pflichtspiel-Charakter im Herbst personell experimentiert werden könnte. «Sicherlich wird das ein oder andere Spiel auch hilfreich sein, neue, junge Spieler unter Wettbewerbsbedingungen gegen andere große Fußballnationen zu testen und in die Mannschaft einzubinden», sagte der Teammanager.

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