Grimms Märchen in Thailand

Von der Apotheke zu einem multinationalen Unternehmen

Der Deutsche Adolf Link im Jahr 1903 in der „Königlichen Hof-Apotheke“ in Bangkok
Der Deutsche Adolf Link im Jahr 1903 in der „Königlichen Hof-Apotheke“ in Bangkok

Es begann im Jahr 1878, als sich der deutsche Apotheker Bernhard Grimm und sein österreichischer Partner Erwin Müller in Bangkok niederliessen und in der Oriental Avenue, in der Nähe der New Road, eine Apotheke eröffneten. Sie gaben ihr den Namen Siam Dispensary. Das Geschäft florierte, und es dauerte nicht lange, bis es zur Königlichen Hofapotheke ernannt wurde.

25 Jahre später kam der Name Link in das Unternehmen. Im Jahr 1903 wurde ein junger Apotheker aus Lübeck namens Adolf Link als Verwalter eingestellt. Durch seine unbeirrbare Entschlossenheitund bemerkenswerte Weitsicht legte er die Grundsteine, auf denen sich die Firma zu einem der erfolgreichsten und mannigfaltigsten Unternehmen Thailands entwickeln konnte.

Das Geschäft erlebte seine erste Veränderung, als König Chulalongkorn nach einer Europareise zahlreiche Massnahmen ergriff, mit denen er sein Land mehr auf eine Linie mit europäischen Nationenbringen wollte. Als das Land von dieser Modernisierung profitierte, wuchs auch der Bedarf an importierten Waren - von Maschinen aller Art über Material für den Ausbau der Infrastruktur bis hinzu alltäglichen Luxusartikeln. Mit einem Gespür für aussergewöhnliche Möglichkeiten gründeten Grimm und Müller die Firma B. Grimm & Company, mit der Waren aus Europa importiert wurden, diedem hier steigenden Bedarf entsprachen.

Im Jahr 1914 hatte Adolf Link, der als Verwalter der Siam Dispensary begonnen hatte, alle seine Partner ausbezahlt. Zu dieser Zeit hatten er und seine Frau Erna bereits einen Sohn, Herbert, derim Jahr 1910 geboren wurde. Der zweite Sohn, Gerhard, kam 1915 zur Welt, und die Zukunft in Thailand sah für die Familie Link glänzend aus.

Doch es sollte nichts daraus werden. Der erste Schicksalsschlag in der jetzt 125-jährigen Geschichte des Unternehmens kam mit dem Ersten Weltkrieg, als Adolf Link, als deutschem Staatsbürger,auf Betreiben der britischen Regierung sein gesamtes Eigentum beschlagnahmt wurde. Anschliessend wurden er und seine Familie nach Indien deportiert, wo sie getrennt an Orten untergebrachtwurden, die man getrost als Konzentrationslager bezeichnen kann.

 Harald Link, inzwischen thailändischer Staatsbürger, leitet seit 1988 die B. Grimm-Gruppe
Harald Link, inzwischen thailändischer Staatsbürger, leitet seit 1988 die B. Grimm-Gruppe

1919 wurden sie endlich entlassen, und Adolf Link war entschlossen, in das Land zurückzukehren, das er liebte. Er wollte das Geschäft wiederbeleben, für dessen Aufbau er so hart gearbeitethatte. Nachdem sie ihre Kinder auf Schulen nach Deutschland geschickt hatten, kehrten Adolf und Erna Link nach Thailand zurück und begannen mit dem Wiederaufbau ihres Geschäftes. Damit warensie in den folgenden Jahren vollauf beschäftigt.

Im Jahr 1928 wurde die Verbundenheit zwischen der Firma B. Grimm und der Königlichen Familie erneut demonstriert, als Seine Königliche Hoheit Prinz Bhanurangsri beim Bau neuer Geschäftsräume inder Maha Chai Road behilflich war. Und König Prajadhibok und Königin Rambhai beehrten sogar die Eröffnungsfeier mit ihrer Anwesenheit.

1932 wurde der Firma von König Rama VII. das Garuda-Emblem verliehen. Herbert Link, der älteste Sohn, trat in die Firma ein, während sein Bruder Gerhard in Deutschland blieb, um seine Ausbildung als Rechtsanwalt zu beenden.

Doch einmal mehr gab es Krieg in Europa, und Gerhard Link wurde Offizier in der deutschen Wehrmacht. Und in einer unglaublichen Wiederholung der gleichen Geschichte wurden Herbert Link undseine Ehefrau Alma, eine gebürtige Engländerin, unter Hausarrest gestellt, während ihr gesamter Besitz konfisziert wurde. Adolf Link und seine Frau konnten sich nach Deutschland durchschlagen,wo er 1939 zum siamesischen Honorarkonsul in Hamburg ernannt wurde. Zehn Jahre später starb er in seiner Heimatstadt Lübeck.

Gerhard und Herbert Link fanden kurz nach dem Krieg wieder zusammen. Sie traten in die Fussstapfen ihres Vaters und entschieden sich einmal mehr, das Familiengeschäft wieder aufzubauen. Es warHerbert, der die Firma 1949 in Thailand wieder eröffnete, während Bruder und Partner Gerhard, nun als Dr. jur., in Deutschland blieb, um den Namen B. Grimm in Europa bekannter zu machen. 1953 wurde Gerhard Link ebenfalls zum Honorarkonsul Thailands in Hamburg ernannt, später avancierte er sogar zum Generalkonsul.

Unter dem Management der beiden Brüder wuchs die Firma schnell. 1964 umfasste sie bereits Abteilungen, die sich mit Maschinenbau, medizinischen Ausrüstungen, Stromerzeugung, Telekommunikationund Klimatechnik befassten. Das Unternehmen vertrieb auch pharmazeutische Produkte und Chemikalien. Neue Geschäftsräume wurden dringend benötigt, und so erbaute man ein neues Büro- und Lagerhaus auf eigenem Gelände der Firma B. Grimm an der New Phetchaburi Road. Im Januar 1967 wurden die neuen Geschäftsräume in Anwesenheit der Mutter des jetzigen Königs eröffnet.

Das Königshaus beehrte die Link-Familie erneut im Jahr 1975, als Herbert Links Ehefrau Alma vom König persönlich den Ehrentitel Khunying verliehen bekam. Mit dieser Auszeichnung wurde Almasharte Arbeit zum Wohle anderer in den verschiedenen wohltätigen Organisationen gewürdigt. Khunying Alma Link starb 1989 im Alter von 90 Jahren, doch vorher wurde sie noch Vizepräsidentin und Vorsitzende des YMCA-Bazaar sowie Vorsitzende der Stiftung zur Unterstützung verkrüppelter Menschen. Sie arbeitete auch unermüdlich für den Rotary Club und den Unterstützungsverein für Blinde.1964 gründete sie die Siri Wattana Cheshire Foundation, die Gelder sammelte, mit denen Unterkünfte für Behinderte gebaut wurden. Ausserdem gründete sie zahlreiche Fonds, aus denen Stipendien anKinder armer Familien gezahlt wurden.

Für den Hilfsfonds der Mutter des Königs war Alma Link ebenfalls aktiv. Das Alma-Link-Gebäude, eine Konstruktion von 19 Stockwerken an der Chidlom Road, wurde ihr zu Ehren 1991 von PrinzessinMaha Chakri Sirindhorn feierlich eingeweiht. Heute lebt ihr bürgerliches Vermächtnis durch die B. Grimm- und A.H. Link-Schulen in den Provinzen Sa Kaew und Phetchaburi fort.

Die B. Grimm-Gruppe des neuen Jahrtausends hat nur noch wenig Ähnlichkeit mit ihren Vorläufern. Mit Dr. Gerhard Links Sohn Harald, der die thailändische Staatsbürgerschaft besitzt und seit 1988 der Kopf der Organisation ist, hat das Unternehmen weiter in Stromerzeugung, Fabriken und Immobilien expandiert. 1992 wurden neue Fabrikationsanlagen erbaut, und man begann auch mit dem Baueiner neuen Hauptverwaltung. Sie wurde nach Dr. Gerhard Link benannt, der im Jahr 1995 verstarb.

Diese und andere Initiativen, wie zum Beispiel die vier Amata-Kraftwerke, ein 300-Megawatt-Gemeinschaftsprojekt, in dem B. Grimm der grösste Anteilseigner ist, sorgten dafür, dass die Gruppe zueinem mannigfaltigen Multi-Milliarden-Baht-Unternehmen wurde, das nicht nur in Thailand, sondern auch in Vietnam und auf den Philippinen operiert.

Es gelang weiter, Gemeinschaftsunternehmen mit Firmen zu schmieden, die technologisch und geschäftlich führend auf dem Weltmarkt sind. Dazu gehören Carrier, Electrowatt, EON, Hamon, KSB, MBM,Merck, Siemens und Zeiss.

In ihren ersten 100 Jahren war B. Grimm eine deutsche Handelsfirma, die deutsche Produkte und Technologie importierte. In den letzten 25 Jahren ist daraus ein mannigfaltig gegliedertes Beispielfür alle aufstrebenden Firmen in Thailand geworden.

Doch B. Grimm ist viel mehr als nur ein simples Modell- und Vorzeigeunternehmen. Wenn es jetzt seinen 125. Geburtstag feiert, hält es nicht nur die Traditionen seiner Gründer am Leben, sondernfestigt und bewahrt auch die starken wirtschaftlichen Beziehungen, die zwischen Thailand und Deutschland bestehen.

In ihrem Führungsstil bleibt die Gruppe innovativ und ist gewillt, sich Veränderungen anzupassen - besonders im Bezug auf neue Technologien.

Zur Rehabilitation nach Thailand

Grimm will Kliniken schaffen / Pattaya auf der Liste

Das Unternehmen B.Grimm hat kürzlich eine Machbarkeits-Studie für die Errichtung von Rehabilitations-Zentren für Patienten aus Deutschland in Auftrag gegeben. Diese Zentren könnten als Klinikenin renommierten Hotels mit einer Kapazität von jeweils rund 150 Zimmern geschaffen werden. Rund 200 Millionen Baht sollen zusammen mit einem deutschen Partner, der Firma Bodymatrix, in daserste Objekt investiert werden, mit dessen Betriebsbeginn Ende nächsten Jahres gerechnet wird. „Wir haben potentielle Standorte in Augenschein genommen, unter anderem Beach-Hotels in Phuket, Hua Hin, Samui und Pattaya. Nach unseren Planungen soll dieser Geschäftszweig in den nächsten drei bis vier Jahren weiter ausgebaut werden, zusammen mit unseren Spa-Heilquellen, von denen zweischon seit einiger Zeit in Betrieb sind“, erläutert Vorstandsvorsitzender Harald Link. Die Nachfrage nach solchen Einrichtungen sei gross. Grimm rechnet mit über einer Million Patienten alleinin Deutschland.

Quelle: DER FARANG

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