Grand-Slam-Comeback mit Zuschauern

​French Open speziell wie nie

Ein Balljunge während des Tennisturniers French Open in Roland Garros in Paris. Foto: epa/Yoan Valat
Ein Balljunge während des Tennisturniers French Open in Roland Garros in Paris. Foto: epa/Yoan Valat

PARIS: Obwohl die Corona-Lage in Paris weiter angespannt ist, sollen bei den French Open Zuschauer zugelassen werden - allerdings deutlich weniger als zunächst geplant und von den Organisatoren gehofft. Sportlich könnte es in diesem Jahr bei Damen und Herren spannend werden.

Bei den US Open waren zuletzt keine Fans auf der Tennis-Anlage zugelassen, die French Open probieren es jetzt trotz der weiter angespannten Corona-Situation mit Zuschauern in den Stadien. Doch auch die Paris-Organisatoren mussten bereits ihr Konzept verändern. Wie viele Besucher wirklich zuschauen dürfen, ist noch unklar.

Unter welchen Bedingungen finden die French Open statt?

Ursprünglich hatten die Turnierveranstalter geplant, 20.000 Menschen pro Tag auf der Anlage am Bois de Boulogne zuzulassen. Dieses Hygienekonzept wurde zunächst modifiziert auf 11.500 Zuschauer, vor wenigen Tagen jedoch erneut reduziert auf 5000 Zuschauer täglich. Nach den jüngsten Corona-Verschärfungen in Frankreich dürfte nun ab Montag aber die Regelung für Großveranstaltungen gelten, wonach die Obergrenze für Besucher auf 1000 gesenkt wurde.

Das verhältnismäßig kleine Gelände wird dabei in drei voneinander abgetrennte Zonen aufgeteilt, in denen jeweils die größten Arenen stehen: der Court Philippe-Chatrier, das zweitgrößte Stadion Suzanne-Lenglen und der Court Simonne-Mathieu. Ein Wechsel von einer Zone in eine andere ist nicht möglich.

Was sagen die Profis dazu?

Der Weltranglistenzweite und zwölfmalige Roland-Garros-Champion Rafael Nadal kann die Entscheidung für die erneute Reduzierung der Zuschauer nachvollziehen. «Ich bin nicht überrascht. Die Situation ist, wie sie ist. Sehr schwierig, unvorhersehbar. Es ist normal, dass sich die Dinge schnell ändern», sagte der 34 Jahre alte Spanier zuletzt. Es sei derzeit nicht vorhersehbar, «wie sich die Pandemie entwickelt. Die Situation kann sich von Tag zu Tag ändern.» Für die Weltranglisten-Zweite Simona Halep ist klar: «Die Sicherheit ist wirklich das Wichtigste für jeden.»

Wie ist das Leben für die Profis während des 14-tägigen Events?

Anders als bei den US Open, wo zum Beispiel der später disqualifizierte Weltranglisten-Erste Novak Djokovic in einem extra angemieteten Haus gewohnt hatte, sollen in Paris alle Profis in Hotels wohnen. Man werde keinen Sonderstatus tolerieren, unterstrich Verbandschef Bernard Giudicelli. Den Spielerinnen und Spielern stehen zwei Hotels zur Verfügung. In einem wohnen die Profis auf den Ranglisten-Plätzen 1-60, im anderen der Rest des Teilnehmerfeldes. Alle Spielerinnen und Spieler leben wie auch ihre Begleitpersonen wieder in einer sogenannten Blase. Hotel - Anlage - Hotel - so wird der Alltag wieder aussehen.

Wer fehlt von den Top-Stars der Branche?

Roger Federer fehlt wie schon zuletzt bei den US Open, der Schweizer hat seine Saison nach einer Knie-Operation beendet. Titelverteidiger Nadal kehrt dagegen nach dem Verzicht auf die US Open auf die Grand-Slam-Bühne zurück. Bei den Damen stehen US-Open-Siegerin Naomi Osaka (Japan), Titelverteidigerin Ashleigh Barty (Australien) und die Weltranglisten-Siebte Bianca Andreescu (Kanada) nicht im Feld.

Wer ist von den Deutschen dabei?

Bei den Herren sind US-Open-Finalist Alexander Zverev, Jan-Lennard Struff, Rom-Viertelfinalist Dominik Koepfer und Philipp Kohlschreiber dabei. Bei den Damen treten Angelique Kerber, Julia Görges, Laura Siegemund, Andrea Petkovic, Anna-Lena Friedsam und Tamara Korpatsch direkt im Hauptfeld an. Görges und Petkovic hatten auf die US Open noch verzichtet.

Wer zählt zu den Favoriten?

Natürlich ist der zwölfmalige Champion und Titelverteidiger Rafael Nadal aus Spanien der absolute Topfavorit - auch wenn er zuletzt beim Masters-Series-Turnier in Rom im Viertelfinale ausschied. Doch auch Dominic Thiem, Zverev und Novak Djokovic zählen zu den Kandidaten. Für den dreimaligen Wimbledonsieger Boris Becker ist Nadal die «Nummer eins auf den Titel, aber ich glaube, die Chancen der anderen in diesem Jahr sind deutlich größer». Zumal die Bedingungen in diesem Jahr wegen der Verlegung vom Mai in den Herbst anders sind. Durch die niedrigeren Temperaturen dürfte das Spiel auf der roten Asche langsamer werden. Bei den Damen ist das Feld wieder komplett offen. Nach ihrem Sieg in Rom ist Halep Favoritin Nummer eins.

Wie viel Preisgeld gibt es zu verdienen?

In diesem Jahr beträgt das Gesamt-Preisgeld rund 38,4 Millionen Euro, gut zehn Prozent weniger als im Vorjahr (42,6 Millionen Euro). Die beiden Sieger in diesem Jahr bekommen jeweils 1,6 Millionen Euro, das sind rund 30 Prozent weniger als 2019. Das Geld wird stattdessen in der Qualifikation ausgeschüttet, um die von der Pandemie am härtesten getroffenen Spieler besser zu unterstützen. So gibt es für jeden Erstrunden-Teilnehmer in diesem Jahr 60.000 Euro.

Wo sind die French Open zu sehen?

Wie in den vergangenen Jahren auch übertragt der TV-Sender Eurosport den Sandplatz-Klassiker aus Paris. Bei Eurosport 1 liegt der Fokus auf den Spielen mit deutscher Beteiligung. Über Eurosport 2 und den Eurosport Player werden alle Partien zu sehen sein. Wie schon bei den US Open wird das Team um die Experten Boris Becker und Barbara Rittner aber nicht in Paris vor Ort sein. Stattdessen wird wegen der Risiken in der Pandemie wieder aus München gesendet.

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