WOLFSBURG: Seit Wochen schwelt der Streit um mögliche Entlassungen, Werkschließungen und Lohnkürzungen bei VW. In Wolfsburg wird nun mit der IG Metall verhandelt. Die Gewerkschaft stellt dabei klare Bedingungen.
Im Streit um Werksschließungen bei Volkswagen hat die Industriegewerkschaft Metall den deutschen Automobilkonzern zu offenen Gesprächen über die Zukunft aller Standorte aufgefordert.
Das sei Voraussetzung für weitere Verhandlungen, sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger zum Beginn der zweiten Tarifrunde in Wolfsburg. Andernfalls, so drohte Gröger, werde die IG Metall «die weitere Eskalation planen müssen». Ab 1. Dezember seien Warnstreiks möglich.
«Wir erwarten heute, dass das Unternehmen zumindest mal die Bereitschaft erklärt, mit uns in einen Verhandlungsprozess einzutreten, der zum Ziel hat, Alternativen zu entwickeln zu Werkschließungen und zu betriebsbedingten Kündigungen», erklärte Gröger. Das sei «die Eintrittskarte, die Volkswagen heute lösen muss». Erst danach könne man in echte Verhandlungen eintreten.
VW verteidigt geplante Einsparungen
VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Kernmarke, kündigte an, bei dieser zweiten Gesprächsrunde konkrete Forderungen vorlegen zu wollen. «Wir werden heute der IG Metall in der zweiten Verhandlungsrunde unsere Vorstellungen unterbreiten», sagte er vor dem Auftakt der Gespräche in der Volkswagen Arena. Die IG Metall hatte VW zuvor dazu aufgefordert, nach der ergebnislosen ersten Runde im September nun die konkreten Pläne und Förderungen auf den Tisch zu legen.
Zugleich bekräftigte Meiswinkel die Notwendigkeit von Einsparungen. «Die Lage spitzt sich weiter zu. Die Entwicklung in der Automobilindustrie in Europa und besonders am Standort Deutschland betrachten wir mit Sorge», sagte er. «In der Konsequenz müssen wir unsere Effizienz steigern und unsere Kosten senken.» Denn, so Meiswinkel: «Nur wer erfolgreich wirtschaftet, kann auch sichere Arbeitsplätze bieten.»
Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte am Montag über Pläne von VW berichtet, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen, Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen und die Tariflöhne pauschal um zehn Prozent zu kürzen. Der Konzern selbst hat die Angaben bisher nicht bestätigt. Der VW-Haustarif gilt für rund 120.000 Mitarbeiter an den sechs großen westdeutschen VW-Standorten.