Gewalt dauert an - Taliban erobern weiteren Bezirk

Ein afghanischer Sicherheitsbeamter sichert ein Gebiet während einer Operation gegen Taliban-Kämpfer in der Provinz Laghman. Foto: epa/Ghulamullah Habibi
Ein afghanischer Sicherheitsbeamter sichert ein Gebiet während einer Operation gegen Taliban-Kämpfer in der Provinz Laghman. Foto: epa/Ghulamullah Habibi

KABUL: Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen haben die Taliban drei Bezirke erobert. Die Sicherheitskräfte der Regierung versuchen, gegen die Offensiven der Islamisten anzukämpfen.

In Afghanistan machen die militant-islamistischen Taliban weitere militärische Fortschritte. Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen Anfang Mai haben die Islamisten drei Bezirke in dem Krisenland erobert. Nach Angaben der örtlichen Behörden zogen sich am Donnerstag die Sicherheitskräfte der Regierung aus dem Bezirk Daulat Schah in der Provinz Laghman im Osten des Landes zurück.

Zuvor hatten die Taliban bereits den strategisch wichtigen Bezirk Nerch unweit der Hauptstadt Kabul erobert. Anfang Mai war der Bezirk Burka in der Provinz Baghlan im Norden an die Taliban gefallen.

Aus dem Bezirk Daulat Schah zogen sich die Regierungskräfte nach Verhandlungen zwischen Anwohnern und Taliban zurück. Der Bezirk sei seit mehreren Monaten von den Islamisten belagert worden, hieß es von Provinzräten. Seit rund einem Monat hätten Polizei und Armee keinen Nachschub oder Kräfte mehr dorthin verlegen können. Eine einwöchige Operation der Armee habe keine Änderung gebracht.

Seit Beginn des offiziellen Abzugs der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan am 1. Mai haben die Taliban mehrere Offensiven im Land gestartet. Sie greifen die Sicherheitsringe rund um mehrere Provinzhauptstädte an, aber auch mittelgroße Militärbasen und bereits länger belagerte Bezirkszentren. Einige Offensiven konnten die Sicherheitskräfte zurückschlagen, andernorts stehen sie schwer unter Druck. Beide Seiten erklärten, dem Gegner jüngst schwere Verluste zugefügt zu haben.

Die jüngsten Fortschritte der Taliban sehen Beobachter auch als ein Ergebnis der Kampfhandlungen der vergangenen Monate. Einem Bericht an den US-Kongress zufolge von dieser Woche haben die Taliban in den vergangenen Monaten versucht, Überlandstraßen unter ihre Kontrolle zu bringen, um damit Armeebasen und Kontrollpunkte der Regierung zu isolieren und so von jeder Versorgung abzuschneiden. Gleichzeitig hätten sie fünf Provinzhauptstädte umzingelt.

Beobachter vermuten, dass die jüngsten Angriffe erst der Beginn der jährlichen Offensive der Taliban sind. Diese könnte sich nach Abschluss des Abzugs der US- und Nato-Truppen weiter verstärken.

Der Abzug der nach Angaben von Anfang Mai rund 10.000 US- und Nato-Soldaten im Land soll bis spätestens 11. September abgeschlossen sein. Das US-Militär hatte diese Woche mitgeteilt, es schätze, rund 13 bis 20 Prozent des gesamten Prozesses sei abgeschlossen.

In dem Konflikt sterben weiter täglich Zivilisten. Bei mehreren Vorfällen in den Provinzen Helmand und Ghor sind mindestens 21 Zivilisten ums Leben gekommen, der Großteil davon durch am Straßenrand platzierte Bomben. Unter den Toten waren auch zwölf Mitglieder einer Familie.

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Jürgen Franke 21.05.21 20:30
Eigentlich nicht nachvollziehbar, dass
wir diesen Unsinn seinerzeit von diesem Struck geglaubt haben und die Bundeswehr nach Afghanistan geschickt haben. Den Irak-Unsinn hat Schröder nicht mitgemacht, was die Merkel sehr bedauert hat. Das Ergebnis sind lediglich die Flüchtlinge.
TheO Swisshai 21.05.21 20:20
Wo kommen die Waffen her
Die Taliban führen nun schon seit rund 30 Jahren Krieg. Dafür brauchten sie eine Unmenge Waffen, nur mit selbstgebastelten Bomben hätten sie nicht solche Erfolge verzeichnen können.

Also, wo haben die Taliban all die Waffen her?

Ich würde, oder besser hätte, hier angesetzt und die Taliban von der Versorgung abgeschnitten. So wie die es die Taliban mit den Armeebasen und Kontrollpunkte der Regierung auch machen.

Aber offenbar sind die Taliban schlauer als alle Geheimdienste der Welt zusammen, immerhin ziehen die das jetzt schon seit Jahrzehnten durch. Vielleicht haben sie auch einfach seit 30 Jahren riesen Glück und die Geheimdienste grosses Pech. Es könnte natürlich auch sein, dass man die Taliban gar nicht aufhalten wollte/will.

Ehrlich gesagt tendiere ich zu letzterem, alles andere hört sich für mich noch unwahrscheinlicher.an.
Ingo Kerp 21.05.21 13:00
Wenn die Taliban so weiterkämpfen und siegen, wird es am Tag der Abeise der letzten intern. Truppen einen nahtlosen Übergang der derzeitigen Regierung an die Taliban geben. Fraglich dürfte sein, wer von dieser Regierung überlebt. Die Soldaten der afgh. Armee, wie die Polizisten, alle bewaffnet und mehr oder weniger gut ausgebildet werden, um ihr und das Leben ihrer Familie zu schützen, sich sicherlich den Taliban kampflos ergeben und in deren Armee aufgehen. Diese neu gebündelte Militärmacht dürfte jedes weitere milit. Eingreifen von außen zunichte machen. Afghanistan wird dann wieder in die Steinzeit verfallen.