Gestrandet in Rüdesheim

9. Juni: «Sayonara Loreley»

Marie (Katharina Marie Schubert) in einer Szene aus «Sayonara Loreley - Wiedersehen in Rüdesheim». Foto: Peter Porst/Hr/degeto/dpa
Marie (Katharina Marie Schubert) in einer Szene aus «Sayonara Loreley - Wiedersehen in Rüdesheim». Foto: Peter Porst/Hr/degeto/dpa

BERLIN: Die Mama ist eine energische Ladenbesitzerin, die brave Tochter geht ihr in dem Gemischtwarenladen für Mode, Schreibwaren und Postservice eher lustlos zur Hand. Mama will zur Kur, die Tochter mit ihrem Chor nach Tokio. Das sorgt für einen heftigen Streit. So beginnt die Komödie «Sayonara Loreley», die an diesem Freitag (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist.

«Welche Körbchengröße hat wohl die Loreley?» - das fragen sich einige Chor-Freundinnen im Bus auf dem Weg vom Hunsrück zum Kölner Flughafen, wo sie in die japanische Hauptstadt abfliegen wollen. Doch Marie (Katharina Marie Schubert) kommt nicht weit, da ihre Mutter Gisela (Victoria Trauttmansdorff) von der Kurklinik in Rüdesheim erst ins Krankenhaus und dann ins Sanatorium muss.

Eigentlich soll Marie den Laden weiterführen, der angeblich nahezu immer geöffnet sein muss. «Meine Mutter liegt im Koma, mein Koffer ist in Tokio, und ich komme aus dem Hunsrück», so lautet ihr bitteres Fazit nach einer halben Stunde, in der Marie ohne Bleibe ist und obendrein noch ausgeplündert wird - von einem offenbar windigen japanischen Geschäftsmann namens Tanaka (Ill-Young Kim). Zum Glück findet sie Unterschlupf bei der Bäckersfrau Krystina (Janina Elkin), die rasch zu ihrer besten Freundin wird.

Katharina Marie Schubert («Bonn - Alte Freunde, neue Feinde», «Meine Nachbarn mit dem dicken Hund») spielt recht sympathisch eine junge Frau, mit der es das Schicksal bislang nicht gerade gut gemeint hat: Ihr Ehemann ist mit der Kasse der Firma durchgebrannt. Darauf hat ihre Mutter sie zum Mindestlohn in ihrem Laden eingestellt und sogar ihre Kreditkarte sperren lassen. Schubert spielt hinreißend die zu kurz gekommene Marie, die im Laufe des Films zunehmend selbstbewusst auftritt und sich durch beachtliche Schwierigkeiten kämpft - bis sie schließlich ganz ohne Chor ein Solo singt, sogar auf Japanisch. Derweil darf Victoria Trauttmansdorff («Nord Nord Mord», «Familie ist ein Fest») fast den ganzen Film schlafend im Bett verbringen.

Regisseur Wolfgang Murnberger («Schönes Schlamassel», «Keiner schiebt uns weg») hat zu seinem Film - der dank zwielichtiger Geschäftsleute teils einer Räuberpistole gleicht - auch das Drehbuch geschrieben. Die unnötig überfrachtete Handlung hat er im frühsommerlichen Rüdesheim gedreht, das sich bei den Dreharbeiten mitten im Lockdown befand. Dafür drängeln sich erstaunlich viele Touristen durch das Städtchen. Der Zuschauer bekommt neben den Sehenswürdigkeiten auch volle Kneipen samt der Gesangseinlagen einiger Künstler zu sehen - sogar eine japanische Teezeremonie wird gezeigt. Ein Kellner gibt sich als Bayer aus, die Köche sind aus Thailand, der Taxifahrer aus Nigeria, Krystina stammt aus der Ukraine, ihr Freund aus Syrien. Als ob all das nicht schon genug wäre, werden noch ein Geheimnis der Frau Mama und ein merkwürdiges Waffengeschäft aufgedeckt.

Armin Rohde («Der gute Bulle») spielt hier den philosophierenden Fährschiffer Hans, der behauptet, dass es im sommerlichen Rüdesheim fast so viele Japaner wie in Nagasaki gäbe - was angesichts der gezeigten Bilder aus der überfüllten Drosselgasse sogar stimmen könnte. Für den weisen Hans finden die wahren Abenteuer ohnehin im Kopf statt, er sagt: «Mit dem Strom schwimmen, ist auf Dauer langweilig, gegen den Strom schwimmen zu anstrengend. Ich schwimme lieber quer, da bin ich immer unterwegs und trotzdem daheim.» Das ist vermutlich immer noch besser, als gestrandet zu sein in Rüdesheim.

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