Geschlossene Gesellschaft

UEFA-Pläne schotten Champions League ab

Foto: epa/Salvatore Di Nolfi
Foto: epa/Salvatore Di Nolfi

NYON (dpa) - Im Machtkampf um die Zukunft des Europapokals droht die Champions League weitgehend zur geschlossenen Gesellschaft zu werden. Gemäß UEFA-Plänen sollen 24 von 32 Teams auch im Folgejahr in der Königsklasse dabei sein. Das Ringen um viel Geld geht noch weiter.

Ein Europapokal-Märchen à la Ajax Amsterdam von der zweiten Qualifikationsrunde bis ins Halbfinale? Unmöglich. Die lukrativen Plätze in der Königsklasse für die Fußball-Elite? Auf Dauer gesichert. Durch die neuen Pläne des Kontinentalverbands UEFA für eine Reform der Champions League droht der höchste internationale Wettbewerb ab der Saison 2024/2025 weitgehend zu einer geschlossenen Gesellschaft zu werden.

Trotz des massiven Widerstands der Europäischen Ligen wäre eine Qualifikation über den nationalen Wettbewerb kaum noch möglich, stattdessen sollen 24 der 32 Teams ihren Platz auch in der Folgesaison behalten. In einem pyramidalen System mit drei Europa-Ligen würde es Auf- und Abstieg geben. Insgesamt sollen 128 Mannschaften international spielen.

Das Wichtigste im Überblick:

LEAGUE 1: Die höchste Liga entspricht der heutigen Champions League mit 32 Teilnehmern. Diese sollen allerdings nicht mehr in acht Vierergruppen, sondern in vier Achtergruppen angeordnet sein. Das geht aus UEFA-Dokumenten hervor, die die Nachrichtenagentur AP veröffentlichte. Damit wären für jeden Verein alleine 14 Vorrundenspiele anstelle von bislang sechs garantiert - mit den entsprechend höheren Einnahmen in zigfacher Millionenhöhe.

Im Gegensatz zum derzeitigen System, in dem nur den Siegern der Königsklasse und der Europa League automatisch ein internationaler Startplatz garantiert ist, würden die besten 24 Teams auch in der nächsten Saison in der League 1 bleiben. Vier Mannschaften könnten aus der League 2 aufsteigen, lediglich vier Teams würden sich über die nationalen Ligen qualifizieren. Dass sich der niederländische Vizemeister wie Ajax diese Saison über drei Qualifikationsrunden bis fast ins Endspiel der Champions League spielt, wäre damit im ersten Jahr ausgeschlossen. Amsterdam wäre aber aufgrund seiner guten Vorleistungen derzeit in der Premieren-Auflage der reformierten Champions League voraussichtlich dabei.

Der Zugang zur League 1 soll 2024 über die Rangliste der Club-Koeffizienten erfolgen, wie die «Bild»-Zeitung berichtet. Grundlage soll eine Wertung der Leistungen in den vergangenen vier Jahren sein. Auf heutigen Stand gerechnet wären von den deutschen Vereinen der FC Bayern München (3.), Borussia Dortmund (15.) und knapp auch der FC Schalke 04 (26.) sowie Bayer Leverkusen (28.) unter den Top 32. Dahinter folgen in der relevanten Rangliste derzeit mit deutlichem Rückstand Eintracht Frankfurt, der VfL Wolfsburg, RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach.

LEAGUE 2 und 3: Bereits beschlossen ist, dass von 2021 an die zweitklassige Europa League auf 32 Teams verkleinert und ein umstrittener dritter Europapokal eingeführt wird. Die Europa League soll von 2024 an dann weiter mit acht Vierergruppen gespielt werden. Vier Teilnehmer davon sollen aus der Topliga absteigen, vier aus dem Vorjahr bleiben, vier aus dem dritten Europapokal aufsteigen. 20 Teams würden sich über nationale Ligen qualifizieren.

In der League 3 sind zunächst 32 Teams dabei. Ab 2024 sollen es sogar 64 Mannschaften werden. Damit würde die Zahl der Europapokalteilnehmer von derzeit 80 über 96 (ab 2021) auf 128 steigen. Es würde dann 647 internationale Spiele geben, drei Jahre zuvor wären es 407. Europapokalpartien am Wochenende wären aber vorerst kein Thema.

WIE GEHT'S WEITER: Die Europäische Fußball-Union will die Pläne ihren 55 Mitgliedsverbänden am 17. Mai in Budapest vorstellen. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte nach einem Treffen mit den Europäischen Ligen diese Woche betont, dass «lediglich Ideen und Meinungen im Raum» stehen würde. Die Pläne sind dafür aber schon weit gediehen, die Europäischen Ligen kündigten zuletzt Widerstand an. Eine endgültige Entscheidung über die Reform trifft das Exekutivkomitee, in dem der Deutsche Fußball-Bund nach dem Rückzug von Ex-Präsident Reinhard Grindel derzeit nicht vertreten ist, womöglich erst im kommenden Jahr.

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