Geschichte hautnah

Neue Technik macht Berliner Mauer erlebbar

Foto: dpa-Bildfunk
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Apple-Chef Tim Cook (r.) lässt sich am Brandenburger Tor von Entwickler Peter Kolski (l.) das Projekt „MauAR“ auf einem Handy erklären. „Augmented Reality“ lässt die Berliner Mauer an ihrem historisch korrekten Ort wieder sichtbar werden.

BERLIN: 28 Jahre lang teilte sie die Stadt, vor 30 Jahren schließlich fiel die Mauer in Berlin. An vielen Stellen der Hauptstadt sind kaum noch Spuren zu erkennen. Teils markiert ein schnell zu übersehender Streifen aus Pflastersteinen den ehemaligen Verlauf auf den Straßen. Historisch bedeutende Orte wie der Checkpoint Charlie oder die Bernauer Straße halten die Erinnerung wach und sind Brennpunkte für Berlin-Touristen. Technologien wie virtuelle oder erweiterte Realität (VR und AR) eröffnen jetzt noch einmal eine ganz neuartige Möglichkeit in die Geschichte einzutauchen und auf Zeitreise zu gehen.

Die App „MauAR“ vom Berliner Entwickler Peter Kolski gehört zum offiziellen Programm für den 30. Jahrestag des Mauerfalls, der in dieser Woche feierlich in der Hauptstadt begangen wird. Die Smartphone-App nutzt sogenannte Augmented Reality – erweiterte Realität, um den Nutzer die geschichtlichen Ereignisse noch näher zu bringen. Befindet sich der Nutzer in der Nähe des ehemaligen Mauerverlaufs, so blendet die App über das Kamerabild des Smartphones ein, wie die Mauer damals an dem entsprechenden Ort ausgesehen hat und vermittelt damit einen unmittelbaren Eindruck, wie bedrückend das Stadtbild gewirkt haben muss.

Über 160 Kilometer Mauerverlauf lässt sich über die App erkunden. Die Geschichte erzählt die Anwendung anhand von zwei fiktiven Personen. Andreas aus Ost-Berlin und Johanna aus West-Berlin beschreiben aus ihrer Perspektive, wie sie damals den Bau der Mauer und ihren stetigen Ausbau miterlebt haben. In das Straßenbild werden zum Beispiel Panzer der Sowjet-Union und der Westmächte eingeblendet, die sich in der Stadt urplötzlich feindlich gegenüberstanden.

Akku aufladen, fertig, los!

Ihren Höhepunkt erfährt die Geschichte in der für Apples iPhone und iPad verfügbaren App schließlich im Herbst 1989. An fünf Orten, etwa dem Brandenburger Tor, dem Kurfürstendamm und dem Alexanderplatz, lässt sich der Fall der Mauer auch über dokumentarische Filme fast realistisch miterleben. Wer unterwegs als Tourist die App nutzt, sollte allerdings auf einen ausreichend geladenen Akku achten, der Rechenaufwand für die AR-Darstellung benötigt offenbar kräftig Strom.

Virtuelle Zeitreise in das geteilte Berlin mit Virtual-Reality-Brille bei TimeRide in einem als Bus eingerichteten Raum. Mit einer Virtual-Reality-Brille können Besucher nahe des Checkpoint Charlies das geteilte Berlin der 1980er Jahre besuchen. Foto: Christoph Soeder/dpa
Virtuelle Zeitreise in das geteilte Berlin mit Virtual-Reality-Brille bei TimeRide in einem als Bus eingerichteten Raum. Mit einer Virtual-Reality-Brille können Besucher nahe des Checkpoint Charlies das geteilte Berlin der 1980er Jahre besuchen. Foto: Christoph Soeder/dpa

MauAR lässt sich auch zu Hause nutzen. Die App zeigt zum Beispiel, wie die Mauer aufgebaut war. Ein Modell veranschaulicht, wie sie sich in den verschiedenen Bauphasen durch die Straßen Berlins zog und wo die Wach- und Kontrolltürme standen. Zahlreiche Fotos und Texte der „Stiftung Berliner Mauer“ geben weitere Einblicke in die Geschichte Berlins.

Zeitreise durch das geteilte Berlin

Berlin-Besucher können sich seit Kurzem aber auch am Checkpoint Charlie auf Zeitreise begeben – mit Hilfe von Virtual Reality (VR). Die TimeRide GmbH bietet dort eine virtuelle Reise durch das geteilte Berlin an. Nach einer kurzen Einführung per Video in die Zeit, als der „anti-imperialistische Schutzwall“ die Stadt noch in zwei Teile schnitt, können sich Besucher aus drei verschiedenen Charakteren einen „Zeitzeugen“ wählen, der sie begleitet und dabei von seinen eigenen Erfahrungen berichtet.

Die virtuelle Reise startet direkt am Checkpoint Charlie. Mit Hilfe von VR-Brillen (Oculus Rift) schlüpfen die Besucher in einen Reisebus samt Fahrer. Die Fahrt geht entlang der Friedrichstraße zunächst über den alten Grenzposten samt Kontrolle, dann am Gendarmenmarkt vorbei, an dem nur vom Krieg zerstörte Ruinen erkennbar sind, und über die Leipziger Straße mit ihren DDR-Prachtbauten nahe der Mauer. Ende der Reise ist am Palast der Republik.

Es sei das Ziel, geschichtliches Wissen auf emotionale Art und Weise zu vermitteln, erklärte TimeRide-Gründer und Geschäftsführer Jonas Rothe zur Einweihung vor rund zwei Monaten. Mit Hilfe von Technologien wie Virtual Reality komme er seinem Kindheits­traum von Zeitreisen ein ganzes Stück näher. Die Niederlassung in der Zimmerstraße am Checkpoint Charlie ist nur einer der Standorte der TimeRide GmbH. Das Unternehmen bietet auch in Köln und Dresden virtuelle Stadtrundfahrten durch die historischen Städte an, in München geht es seit Kurzem auf eine Zeitreise durch Bayern und über 7.000 Jahre Geschichte.


MauAR – Berliner Mauer ist für iOS-Geräte gratis im App Store erhältlich.

Weitere Informationen zur VR-Zeitreise TimeRide erfahren Sie auf der Webseite.

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