«Gen-Babys»: Chinesischer Forscher zu drei Jahren Haft verurteilt

Foto: epa/Alex Hofford
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PEKING (dpa) - Vor gut einem Jahr hatte der chinesische Forscher He Jiankui die Geburt der ersten angeblich gentechnisch veränderten Babys verkündet. Nun stand er deshalb vor Gericht.

Nach der Geburt der ersten angeblich genmanipulierten Babys in China muss der maßgebliche Forscher ins Gefängnis. Wie Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete, wurde He Jiankui in der südchinesischen Stadt Shenzhen zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe in Höhe von drei Millionen Yuan (etwa 380.000 Euro) verurteilt. He Jiankui hatte im November 2018 die Geburt der Zwillingsmädchen «Lulu» und «Nana» auf der Video-Plattform «Youtube» bekanntgegeben. Zudem gab der Forscher damals an, dass eine weitere Frau mit einem genetisch veränderten Kind schwanger sei. Laut Xinhua wurde auch dieses Kind zur Welt gebracht.

Der Forscher gab an, das Erbgut der Kinder mit Hilfe der Genschere Crispr/Cas9 so manipuliert zu haben, dass die Kinder vor einer Ansteckung mit HIV geschützt seien. Sein Vorgehen rief in der Fachwelt und der Öffentlichkeit große Empörung hervor. He verschwand kurz darauf aus der Öffentlichkeit.

Neben He Jiankui verurteilte das Gericht am Montag zwei weitere Wissenschaftler, die gemeinsam mit ihm an dem Projekt gearbeitet haben sollen. Sie wurden zu Haftstrafen von zwei Jahren beziehungsweise 18 Monaten verurteilt und müssen ebenfalls Geldstrafen zahlen.

Das Forscherteam habe «illegale» medizinische Eingriffe vorgenommen, hieß es laut Xinhua in dem Urteil. Die Angeklagten hätten demnach auch nicht über eine ärztliche Qualifikation verfügt und «absichtlich gegen die einschlägigen nationalen Vorschriften für wissenschaftliche Forschung verstoßen». Methoden der Gentechnologie seien vorschnell auf die Humanmedizin angewendet worden.

Zuletzt wurden die von He Jiankui im vergangenen Jahr verkündeten Forschungsergebnisse immer deutlicher angezweifelt. Experten, die Unterlagen des chinesischen Forschers durchgesehen hatten, kamen Anfang Dezember in einem Artikel für das Magazin «MIT Technology Review» zu dem Ergebnis, dass He Jiankui mit seinem Vorgehen zahlreiche ethische und wissenschaftliche Normen verletzt habe. Die Manipulationen, die die Babys vor einer Ansteckung mit HIV schützen sollten, hätten zudem vermutlich nicht den beabsichtigten Erfolg gehabt.

In der Folge der verkündeten Geburt von «Lulu» und «Nana» hatte China strengere Vorschriften angekündigt. Ende Februar legte die Regierung einen Gesetzentwurf vor, wonach Gen-Versuche wie die von He Jiankui als «hochriskant» eingestuft wurden. Wissenschaftler, die ähnliche Versuche machen, müssen demnach mit hohen Strafen rechnen.

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