Gedenkmarsch nach tödlichen Schüssen in Paris

Der französische Innenminister Gerald Darmanin (C) besucht den Ort der Schießerei in der Rue d'Enghien in der Nähe eines kurdischen Kulturzentrums in Paris. Foto: epa/Teresa Suarez
Der französische Innenminister Gerald Darmanin (C) besucht den Ort der Schießerei in der Rue d'Enghien in der Nähe eines kurdischen Kulturzentrums in Paris. Foto: epa/Teresa Suarez

PARIS: Ein Mann erschießt drei kurdische Aktivisten. Sein Motiv: Hass auf Ausländer. Wie es für ihn weiter geht, ist noch unklar. In Paris wird derweil der Opfer gedacht.

Drei Tage nach einem tödlichen Angriff bei einem kurdischen Kulturzentrum haben Menschen in Paris der Opfer gedacht. Mehrere Hundert Demonstranten versammelten sich am Montag in der fanzösischen Hauptstadt zu einem Gedenkmarsch am Ort der rassistischen Attacke, wie mehrere örtliche Medien berichteten. Sie forderten «Wahrheit und Gerechtigkeit» und skandierten den Angaben zufolge auf Kurdisch: «Unsere Märtyrer sterben nicht.»

Der mutmaßliche Täter soll demnächst einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Dieser könnte über die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens entscheiden, das zu einem Strafprozess führen könnte. Der Verdächtige hatte sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu einem «pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer» bekannt.

Am Freitag hatte ein Mann vor einem kurdischen Gemeindezentrum und in einem nahe gelegenen Friseursalon mehrere Schüsse abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt. Fünf der Opfer haben die türkische Staatsbürgerschaft, ein Opfer ist Franzose. Nach Angaben des kurdischen Dachverbands Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) sind alle Opfer kurdische Aktivisten. Der mutmaßliche Täter, ein 69 Jahre alter Franzose, wurde festgenommen.

Derzeit laufen gegen den Mann Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt mit rassistischem Motiv. Der Mann, hieß es von der Staatsanwaltschaft, habe seit einem Einbruch vor sechs Jahren «immer den Wunsch gehabt, Migranten beziehungsweise Ausländer zu töten». Am Tatmorgen war der Mann in einen stark migrantisch geprägten Pariser Vorort gefahren, «um Morde an ausländischen Personen zu begehen». Dann habe er von seinem Plan abgelassen, weil nur wenige Menschen vor Ort waren und er wegen seiner Kleidung seine Waffe nicht leicht nachladen konnte.

Der Mann schoss dann vor dem kurdischen Kulturzentrum nahe seines Elternhauses in der Pariser Innenstadt auf eine Frau und zwei Männer. Zwei Opfer starben sofort. Die dritte Person rettete sich in ein nahes kurdisches Restaurant, starb aber dort. Der Angreifer verletzte drei Menschen in einem Friseursalon. Einer der Angegriffenen überwältigte und entwaffnete den Mann.

Der Verdächtige hatte es auf Migranten allgemein abgesehen und beim kurdischen Gemeindezentrum ihm unbekannte Menschen angegriffen, wie er laut Staatsanwaltschaft sagte. Gegen Kurden habe er seiner Aussage zufolge etwas gehabt, weil sie «bei ihrem Kampf gegen (die Terrormiliz) Islamischer Staat Gefangene nahmen statt sie zu töten». Der Mann wurde mit Waffe und knapp 40 Schuss Munition festgenommen. Den Informationen zufolge wollte er die gesamte Munition verwenden und sich mit dem letzten Schuss selbst töten.

Erst vor wenigen Tagen war der Verdächtige aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Auch 2016 soll er Medienberichten zufolge einen Mann mit einem Messer angegriffen haben.

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