«Gandalf»-Darsteller Ian McKellen wird 80

Foto: epa/Etienne Laurent
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Ian McKellen gilt als weltbester Shakespeare-Darsteller und wurde mit allen wichtigen Theaterpreisen geehrt. Doch erst seine Rolle als weiser Zauberer Gandalf in den Trilogien «Herr der Ringe» und «Hobbit» machte ihn zum internationalen Superstar. Nun wird er 80.

London (dpa) – Bei einem Dinner mit der Queen schlich sich Sir Ian McKellen heimlich in den Nebenraum und setzte sich auf den weggeräumten Thron. Ein anderes Mal zündete er sich eine Zigarette auf dem großen Staatsbalkon an, auf dem sich die königliche Familie ihren Untertanen zeigt. «Buckingham Palace bringt deine schlechteste Seite ans Licht», scherzte er in der Zeitschrift «Town and Country».

Er kann sich das leisten: Mit fast 80 gehört Ian McKellen zum britischen Kulturgut, ein Weltstar auf Bühne und Leinwand, der sich seit 30 Jahren für die Rechte von Schwulen und Lesben einsetzt. Zum Geburtstag hat er sich eine Tour durch Großbritannien geschenkt und wird 2019 mit seiner amüsanten One-Man-Show auf 80 Bühnen stehen; für jedes Lebensjahr eine.

Selbst an seinem Geburtstag am kommenden Samstag (25. Mai) wird er das Publikum in Bolton mit Anekdoten und Rollen aus seiner langen Karriere unterhalten – von Gandalf bis Shakespeare.

Der Theaterveteran hat keine Bange vor den Strapazen der Tour: Als er im vergangenen Jahr «King Lear» im Londoner West End gab, tauchte er jede Nacht auf dem Rücksitz eines Motorradtaxis auf. Im selben Theater debütierte er vor 55 Jahren in «Ein Duft von Blumen» von James Saunders. Seither spielte er in über 400 Theaterstücken und Filmen mit und machte sich vor allem mit Shakespeare einen Namen: Außer dem tragischen König Lear schlüpfte er in die Titelrollen von Hamlet, Macbeth, Richard II. und Richard III.. Der BBC sagte er, er fände es oft nützlich, sich vorzustellen, dass Shakespeare am Leben sei und durch die Probe wandere.

Doch erst Regisseur Peter Jackson katapultierte den bereits über 60-Jährigen in den Olymp der Leinwandstars mit seinen Blockbuster-Serien «Herr der Ringe» und «Hobbit» und verschaffte ihm als Zauberer Gandalf eine Oscar-Nominierung.

Seit 2000 steht McKellen auch für die Kult-Actionserie «X-Men» vor der Kamera. Die Rolle des Außenseiters und Mutanten Magneto liege ihm: «Es geht darum, wie es ist, wenn die Mehrheit mit den Fingern auf dich zeigt und sagt: "Du bist anders" oder sogar, dass du minderwertig bist», sagte er der Theaterzeitschrift «Playbill». «Das spiegelt natürlich die Erfahrung vieler schwuler Menschen wider.»

Mit zwölf Jahren sei ihm schon klar gewesen, dass er schwul war. «Ich bereue am meisten in meinem Leben, dass ich es ihnen (meinen Eltern) nicht erzählt habe», verriet er in einem Podcast dem Schauspieler David Tennant. «Meine Mutter starb, als ich zwölf Jahre alt war, und mein Vater, als ich 24 Jahre alt war, deshalb habe ich mit keinem von ihnen darüber gesprochen.»

30 Jahre sind vergangen, seit Sir Ian McKellen sich während eines Interviews mit der BBC öffentlich outete, um gegen ein homophobes Gesetz zu protestieren. «Ich wünschte, ich hätte mich schon so viel früher dazu bekannt, homosexuell zu sein, aber es war sehr schwierig», gestand er gegenüber «Playbill». «Es war gegen das Gesetz. Sie hätten sich als Krimineller zu erkennen gegeben.» Mit seinem Coming-Out setzte sich der damals 48-jährige Schauspieler an die Spitze der britischen Schwulen- und Lesbenbewegung und gründete die Lobbygruppe Stonewall mit.

1998 stellte McKellen im Film «Gods and Monsters» den offen homosexuellen «Frankenstein»-Regisseur James Whale dar und erhielt dafür eine Oscar-Nominierung. «Ich denke, erst mit "Gods and Monsters" gab Hollywood zu, dass es Homosexuelle überhaupt gibt», sagte McKellen dem Londoner Magazin «Time Out»: «Obwohl halb Hollywood schwul ist.»

Vor zwei Jahren ließ McKellen in seinem Haus an der Themse einen Aufzug installieren. «Das ist eine Versicherung, damit ich mein Haus nicht verlassen muss, wenn die Knie nachgeben», sagte er dem «Evening Standard». Er besitzt das jahrhundertealte Pub «The Grapes» nebenan, warnte aber: «Niemand sollte in der Hoffnung kommen, Gandalf zu treffen. Er ist heutzutage sehr ruhig.»

Das liegt vermutlich daran, dass der Weltstar immer noch so gefragt ist: Weihnachten soll die Verfilmung des Hit-Musicals «Cats» in die Kinos kommen. An der Seite von Stars wie Taylor Swift, Jennifer Hudson und Idris Elba wird Sir Ian McKellen sich in - wie sollte es anders sein - Gus den Theaterkater verwandeln.

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