Früherer Linksterroristvor lebenslanger Haft

Der ehemalige Links-Terrorist Cesare Battisti. Foto: epa/Alessandro Di Meo
Der ehemalige Links-Terrorist Cesare Battisti. Foto: epa/Alessandro Di Meo

ROM (dpa) - Er war Linksterrorist, ein Frankreich erfolgreicher Schriftsteller und in Italien für viele eine Hassfigur: Cesare Battisti. Nach Jahrzehnten unter ausländischem Schutz ist seine Flucht nun zu Ende. In Italien ist er nun reif für eine Insel.

Nach jahrzehntelanger Flucht durch mehrere Länder ist der frühere Linksterrorist Cesare Battisti an Italien ausgeliefert worden. Der einstige Anführer der Gruppe «Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus» landete am Montag in Rom und soll nun in einem Gefängnis auf Sardinien eine lebenslange Freiheitsstrafe verbüßen.

Battisti hatte lange Zeit mit Duldung linker Regierungen erst in Frankreich und später in Brasilien gelebt und dabei zwischenzeitlich als Roman-Autor («Le Cargo sentimental») Geld verdient. Er war nach Bolivien entwichen, als der neu gewählte rechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro seine Auslieferung als «kleines Geschenk» an Italien angekündigt hatte.

Am Samstag war der 64-Jährige in Santa Cruz in Bolivien festgenommen worden. Auf dem Auslieferungsflug nach Rom wurde er von mindestens zehn Polizisten begleitet. Innenminister Matteo Salvini und Justizminister Alfredo Bonafede kamen eigens zum Flughafen Ciampino. «Die Opfer dieses elenden Mörders werden nicht wieder lebendig, aber nach 40 Jahren ist wenigstens Gerechtigkeit getan», sagte Salvini.

Entgegen früheren Plänen soll Battisti seine Strafe nun doch nicht im Rebibbia-Gefängnis in der Hauptstadt Rom, sondern in Oristano auf Sardinien absitzen, wie Bonafede erklärte.

In Italien war Battisti 1993 in Abwesenheit wegen Mordes verurteilt worden. Da hatte er schon mehrere Jahre Zuflucht in Frankreich gefunden. Als auch die französische Justiz ihn bedrängte, tauchte er 2004 unter, um später in Brasilien wieder aufzutauchen. Auch dort wurde er zeitweise geduldet. Er soll als Mitglied seiner Untergrundgruppe Ende der 1970er Jahre an vier Morden beteiligt gewesen sein. Die Teilnahme am Untergrundkampf gab Battisti zu; er bestritt jedoch, die Morde begangen zu haben.

Unter den Linksextremisten, die in den 70er Jahren Italien mit Terror überzogen, war Battisti keiner der bekanntesten. Seine Flucht durch mehrere Staaten sowie die Unterstützung, die er vor allem in Frankreich zeitweise von Intellektuellen wie der Krimi-Autorin Fred Vargas bekam, machten aber international Schlagzeilen und brachten ihn ins Zentrum politischer Auseinandersetzungen.

Sein Land werde sich bemühen, weitere einstige Terroristen im Ausland aufzuspüren und einzusperren, kündigte Salvini an. Nach Angaben der Zeitung «Corriere della Sera» sollen rund 40 frühere links- und rechtsextremistische Terroristen im Ausland untergetaucht sein, viele von ihnen in Frankreich, wo radikalen Linke in den 1980er Jahren unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand gegen das Versprechen politischer Enthaltsamkeit Schutz gefunden hatten.

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