From Hero to Zero

 Foto: Orlando Bellini / Fotolia.com
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From Hero to Zero (oder „vom Heldentum auf Null“ auf Deutsch und ohne Reim) beschreibt auf den Punkt die Leistungen der Deutschen Nationalmannschaft bei den Weltmeis­terschaften im Fußball 2014 und 2018. Was steckt dahinter? Ist die Entwicklung vielleicht sogar symp­tomatisch auch für andere Bereiche der Gesellschaft?

Die meisten von uns dürften von der grauenhaften Vorstellung „Der Mannschaft“ überrascht worden sein. Bereits wochenlang vor dem Turnier waren „Die Weltmeister“ in der Werbung und speziell im Fernsehen omnipräsent. Was sollte da schiefgehen? Doch es kam anders. Ganz anders. Schon im ersten Spiel gegen Mexiko war der Wurm drin. Vor allem ausländische Kabarettisten genossen ihre Stunde. Wer den Schaden hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. Dann kam das Spiel gegen Schweden. Auf den letzten Drücker holten die Deutschen den Sieg und nährten bei den Fans die Hoffnung, dass doch noch alles gut werden könnte. Der nächste Gegner, Korea, schien bezwingbar, und um so bitterer war die erneute Niederlage nach einem schwachen Spiel der deutschen Mannschaft, das schon das Ausscheiden in der Vorrunde bedeutete.

Vor allem die Analyse des Managers der deutschen Mannschaft, Oliver Bierhoff, lässt Selbstkritik vermissen. Genau wie DFB-Präsident Grindel sieht man keine Fehler bei sich, sondern nutzt Mesut Özil als Buhmann. Özil hatte sich im Mai mit dem türkischen Präsidenten Erdogan ablichten lassen und war dafür ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Nach der WM äußerte sich Bierhoff in der „Welt“ wie folgt: „Wir haben Spieler bei der Nationalmannschaft bisher noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet.“ Was für eine erbärmliche Aussage nach der WM! Hätte der DFB nicht vor der WM alle Zeit gehabt, Özil vor die Wahl zu stellen, wenn man sich an dem Bild mit Erdogan so gestört hat? Hat man aber nicht gemacht.

Parallelen bei Sport, Wirtschaft, Politik

Interessant dabei ist die Nulltoleranz unserer politischen Führer. Wenn Özil glaubwürdig erklärt „Es ging um Fußball und sein Beruf sei Fußballer und nicht Politiker“, kritisiert ihn der Grünen-Politiker Cem Özdemir: „Es ist sehr bedauerlich, wie sich Özil jetzt äußert. Damit spielt er denen einen Steilpass zu, die unsere Demokratie ablehnen hier wie dort.“ Lächerlich in der Sache, aber typisch für einen aktuellen Trend, der die Freiheit jedes einzelnen beschneiden möchte, um am Ende nur noch politisch korrekt und nur noch die eigene Meinung in der politischen Diskussion zuzulassen. Wie krank diese Vorgehensweise ist, wird auch klar, wenn man sich vor Augen führt, dass die genannten Verantwortlichen keine Probleme mit den Austragungsorten der Weltmeisterschaften haben. Russland und Qatar sind bekanntlich keine lupenreinen Demokratien. Putin wirft Bomben auf Flüchtlingslager in Syrien während der WM. Stört aber keinen, solange der Rubel rollt.

Und der Rubel rollt weiter. Auch für die Hauptverantwortlichen des Desasters. Jogi Löw, der Trainer der Mannschaft und damit hauptverantwortlich für den sportlichen Teil des Misserfolgs, hat genau wie Oliver Bierhoff rasch nach der Pleite verkündet, weitermachen zu wollen. Die Entscheidung liegt bei den beiden, da beide noch vor kurzem ihre Verträge bis 2022 bzw. 2024 verlängert haben. Der gesunde Menschenverstand legt nahe, dass ein Neuanfang unter diesen Vorzeichen wohl schwer werden dürfte.

Abschließend kann man nur hoffen, dass die schlechte Performance der Deutschen im Fußball bei der WM in Russland kein Omen für die wirtschaftliche und politische Entwicklung Deutschlands ist. Einige Parallelen bei den Ursachen von Pannen, Pech und Pleiten beim Sport oder in der Wirtschaft und Politik sorgen jedoch für Unbehagen.

Über den Autor

Christian Rasp ist Rechtsanwalt und seit 1992 in Thailand, Hongkong und China tätig. Er leitet ein spezialisiertes Consulting-Haus, lebt und arbeitet in Hua Hin, Bangkok und Hongkong. Die Kolumne Nachgefragt“ beschäftigt sich vorwiegend mit aktuellen ökonomischen Fragestellungen, die es verdienen, etwas genauer unter die Lupe genommen zu werden.

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