Freundschaft in schweren Zeiten?

Steinmeier eröffnet Thomas-Mann-Haus

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf der Eröffnungsfeier zum Thomas-Mann-Haus. Foto: epa/Mike Nelson
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf der Eröffnungsfeier zum Thomas-Mann-Haus. Foto: epa/Mike Nelson

LOS ANGELES (dpa) - Es war das Weiße Haus des Exils. Thomas Mann lebte dort rund ein Jahrzehnt und machte die Villa zum Treffpunkt berühmter Künstler und Intellektueller. Jetzt soll es Ort der transatlantischen Debatte werden. Dringenden Bedarf dafür gibt es jedenfalls.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung des Thomas-Mann-Hauses in Los Angeles die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und den USA trotz aller aktuellen Spannungen hervorgehoben. «Das Ringen um Demokratie, das Ringen um eine freie und offene Gesellschaft ist das, was uns, die Vereinigten Staaten und Deutschland, auch weiterhin verbinden wird», sagte er am Montagabend (Ortszeit). Die Eröffnung sei «in diesen stürmischen Zeiten auch ein wunderbarer Augenblick für die Freundschaft zwischen unseren Ländern, betonte er laut vorab verbreitetem Redemanuskript.

Die ehemalige Villa des Schriftstellers Thomas Mann soll künftig als transatlantische Begegnungsstätte und Domizil für Stipendiaten genutzt werden. Die Bundesregierung hatte das Anwesen 2016 gekauft, um es vor dem Abriss zu bewahren. Daran war Steinmeier als Außenminister beteiligt. Als erste «Fellows» kommen jetzt unter anderen der Schauspieler Burghart Klaußner und die Soziologin Jutta Allmendinger nach Los Angeles.

Bei der feierlichen Einweihung am Montagabend (Ortszeit) war auch Frido Mann (77), ein Enkel des Dichters, zugegen. Er führte Steinmeier und dessen Frau Elke Büdenbender durch das Haus, in dem der Dichter zwischen 1942 und 1952 gelebt hatte. 1944 wurde Thomas Mann amerikanischer Staatsbürger. Die Enttäuschung über die US-Politik nach Kriegsende und die Kampagne des Senators Joseph McCarthy gegen vermeintlich kommunistische Umtriebe ließen ihn aber in die Schweiz zurückkehren, wo er 1955 starb.

Das Haus der Familie Mann war in den 1940er Jahren Treffpunkt Intellektueller wie Theodor Adorno, Albert Einstein oder Lion Feuchtwanger. Neben Werken wie dem Schlussband der Joseph-Trilogie und Doktor Faustus entstanden in Pacific Palisades auch zahlreiche Rundfunkbeiträge für die BBC, in denen Thomas Mann die deutschen Hörer gegen die Nazi-Diktatur und für eine antifaschistische Kultur mobilisieren wollte.

Es ist die erste Reise Steinmeiers als Bundespräsident in die USA. Am Dienstag wird er bei der Konferenz «The Struggle for Democracy» die Eröffnungsrede halten. Danach fliegt er nach San Francisco weiter. Ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump wird es nicht geben. Dennoch dürften bei den politischen Gesprächen auch die aktuellen Erschütterungen der transatlantischen Beziehungen eine wichtige Rolle spielen, hieß es aus dem Bundespräsidialamt.

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