Freiheit für Latifa? - Unterstützer stellen Kampagne ein

Bei Sonnenuntergang in Dubai geht die Sonne hinter der Skyline unter. Foto: epa/Ali Haider
Bei Sonnenuntergang in Dubai geht die Sonne hinter der Skyline unter. Foto: epa/Ali Haider

DUBAI/LONDON: Erst wurde sie in Madrid gesichtet, nun in Island: Fotos im Netz suggerieren, dass die vor drei Jahren entführte Prinzessin nun in Freiheit lebt. Latifas Unterstützer sehen ihre Ziele erreicht. Doch es bleiben Zweifel an der Geschichte.

Ein neues mutmaßliches Foto von Prinzessin Latifa in Island heizt wieder einmal Spekulationen darüber an, ob die Tochter des Emirs von Dubai nun endlich in Freiheit lebt. Das bei Instagram veröffentlichte Bild soll die seit Jahren gegen ihren Willen von der Familie festgehaltene Frau mit einer Freundin aus Großbritannien sowie ihrem Cousin zeigen.

Dieser berichtete anschließend von einem «emotionalen Wiedersehen» mit seiner Verwandten. «Es war beruhigend, sie so glücklich zu sehen, gesund und konzentriert auf ihre Zukunftspläne», schrieb Marcus Essabri bei Twitter. Eine unabhängige Bestätigung, dass Latifa tatsächlich auf dem Foto zu sehen ist, gab es zunächst nicht.

Latifas Unterstützer beschlossen nach dem Treffen dennoch, die Befreiungskampagne für die Prinzessin zu beenden. Das Ziel - ein selbstgewähltes Leben für die Scheicha zu ermöglichen - sei erreicht worden, heißt es auf der Webseite der Kampagne Free Latifa.

Aber es bleiben Zweifel daran, ob der Anflug eines Lächeln in Latifas Gesicht auf dem Bild wirklich ein Ausdruck der Freude über ihre neu gewonnenen Freiheiten zeigt. Bis jetzt hat sich die Prinzessin selbst nicht zu Wort gemeldet. Es gibt bislang also keine Belege dafür, dass sie aus freien Stücken handelt.

Schon einmal wurde die Öffentlichkeit in Bezug auf die 35-Jährige wohl geblendet. Die ehemalige irische Präsidentin Mary Robinson hatte Latifa nach einer Begegnung in Dubai als «mit Problemen belastete junge Frau bezeichnet». Später bereute sie ihre Aussage - und auch, nicht wachsamer für die Lage der Prinzessin gewesen zu sein.

Robinson, die zeitweise Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte war, sei glaubhaft gemacht worden, dass Latifa eine bipolare Störung habe. Sie sei «naiv» gewesen, räumte Robinson ein. Inzwischen glaube sie der Prinzessin «zu 100 Prozent». Latifas Familie führte die Begegnung wiederum als Beleg an, dass die Prinzessin nicht gegen ihren Willen gefangen gehalten wird.

David Haigh, ein Mitbegründer der Befreiungskampagne für Latifa, sagte britischen Medien kürzlich, er halte es für richtig, die derzeitigen Entwicklungen «mit äußerster Vorsicht» zu betrachten und die Situation genau zu beobachten.

Bereits im Juni kursierte in den sozialen Medien ein Foto, das die Scheicha mutmaßlich am Flughafen von Madrid zeigt. Auch damals gab es keine unabhängige Bestätigung, dass Latifa tatsächlich auf dem Bild zu sehen war. Die mutmaßliche Spanien-Reise werteten ihre Unterstützer aber als positive Entwicklung. Sie habe offenbar einen Pass, könne reisen und genieße ein zunehmendes Maß an Freiheit, teilte die Kampagne Free Latifa damals mit.

Latifa ist eine Tochter von Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum, Emir von Dubai und Ministerpräsident der Vereinigten Arabischen Emirate. Nach ihrem Fluchtversuch 2018, bei dem sie gestoppt und gewaltsam nach Dubai zurückgebracht worden sein soll, zeigten sich Menschenrechtler besorgt. In Video-Botschaften sagte die Prinzessin, sie werde in einer Villa wie in einem Gefängnis festgehalten. Die Herrscherfamilie Dubais erklärte dagegen, Latifa werde von ihrer Familie und medizinischem Personal betreut.

Das UN-Menschenrechtsbüro verlangte ein Treffen mit Latifa, um ihre Situation zu untersuchen. Doch dazu ist es bis heute nicht gekommen.

Ein Gericht in London stellte im vergangenen Jahr bei einem Sorgerechtsstreit mit seiner Ex-Frau Prinzessin Haja fest, dass der Emir von Dubai Latifa und ihre ältere Schwester entführt hatte. Schamsa wurde im Jahr 2000 aus Cambridge nach Dubai verschleppt, nachdem sie versucht hatte, sich abzusetzen. Im Fall Latifas hielt der Richter auch die Darstellung ihres Hausarrests als Folter mit dem Entzug von Tageslicht und Schlaf für glaubwürdig.

Prinzessin Haja wiederum war nach London geflohen, um sich dem Zugriff des Emirs zu entziehen. Sie gab an, mit dem Tod bedroht worden zu sein - auch weil sie Sorge über die Behandlung der beiden Töchter ihres Ex-Mannes geäußert hatte. Dieser stritt die Vorwürfe stets ab.

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