«Abtreibung ist Mord»

Franziskus kehrt aus Slowakei zurück 

Die Apostolische Reise von Pope Francis in die Slowakei. Foto: epa/Tiziana Fabi
Die Apostolische Reise von Pope Francis in die Slowakei. Foto: epa/Tiziana Fabi

ROM/BRATISLAVA: Papst Franziskus beendet seine Slowakei-Reise und kehrt nach Rom zurück. Vor dem Rückflug erreicht Deutschland die Nachricht einer lang erwarteten Entscheidung aus dem Vatikan. Im Flieger bezog er Stellung zu umstrittenen Themen zwischen Kirche und Gesellschaft.

Papst Franziskus hat seine Reise nach Budapest und in die Slowakei mit einer Messe vor Zehntausenden Menschen beendet - und auf dem Rückflug dann über besonders kontroverse Themen gesprochen. Dabei schloss er eine Ehe für homosexuelle Paare in der katholischen Kirche weiter aus. Zu Schwangerschaftsabbrüchen sagte er: «Abtreibung ist mehr als ein Problem, es ist Mord.» Zuvor war das katholische Kirchenoberhaupt am Mittwochmorgen in das westslowakische Örtchen Sastin-Straze aufgebrochen. Anlass seines Besuches war der Feiertag zur den sieben Schmerzen Mariens - der Schutzpatronin der Slowakei.

Im Vorfeld des Papst-Besuches hieß es, die Euphorie in der Slowakei halte sich in Grenzen. Zur Messe in Sastin kamen nach Behördenangaben am Ende rund 60.000 Menschen, im Vorfeld angemeldet hatten sich 45.000. Die Menschen wirkten verglichen mit anderen Papst-Besuchen hier und da weniger euphorisch über Jorge Bergoglio in seinem Papa-Mobil. Es habe natürlich auch kritische Stimmen gegeben, die sich etwa über die Beschränkungen für den Verkehr beschwert hätten, meinte der frühere Sprecher der slowakischen Bischofskonferenz, Marian Gavenda. Das gehöre aber zum Leben und ansonsten sei die Stimmung positiv gewesen.

Franziskus hinterlässt auf seinen Reisen auch eine Botschaft in den Ländern, die er besucht. In diesem Fall waren das mit der Stippvisite in der ungarischen Hauptstadt Budapest und der Slowakei zwei konservative Länder. Die ihm weniger wohlgesonnene katholische Ortskirche in der Slowakei ermahnte er, wieder auf die Gläubigen statt auf sich selbst zu achten. An das Land mit rund 5,5 Millionen Einwohnern und Europa appellierte er zu mehr Gemeinschaft, aber auch, sich nicht abzuschotten, wie zum Beispiel Ungarn beim Thema Migration.

Frantisek Miklosko, eine Symbolfigur in der katholischen Slowakei hofft, dass damit nun auch eine Art Neustart möglich wird. «In der Slowakei herrscht derzeit ein geistiges Vakuum, auch in der Politik», sagte er. Die Generation, die noch den Kommunismus erlebt habe, trete langsam ab. Jetzt dominiere eine pragmatische Generation, die aber auch schon erschöpft wirke. «Gerade der Papst kann die nötigen Worte und Anregungen liefern, die einen Neubeginn ermöglichen», erklärte der frühere Parlamentspräsident weiter.

Einen Neubeginn soll auch der deutsche Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, wagen. Noch als der Papst in der Slowakei war, ließ die vatikanische Botschaft in Deutschland mitteilen, dass der 55-Jährige im Amt bleiben soll. Er hatte im März nach dem Kölner Missbrauchsgutachten und Vorwürfen gegen ihn, in seinem Amt als Generalvikar und Diözesanadministrator im Erzbistum Köln nicht richtig gehandelt zu haben, dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten.

Apostolische Visitatoren kamen später und untersuchten die Vorgänge. Der Heilige Stuhl habe persönliche Verfahrensfehler Heßes festgestellt, hieß es in der Mitteilung. Der Heilige Vater ließ Heße jedoch im Amt, weil er seine begangenen Fehler «in Demut» anerkannt und seinen Rücktritt angeboten hatte.

Auf dem Rückflug löcherten ihn Journalisten mit Fragen bei der üblichen Pressekonferenz. Franziskus erklärte zum Thema Abtreibung, dass dies «Mord» sei. Wissenschaftlich gesehen, handle es sich um ein menschliches Leben, sagte er. «Wie soll man täglichen Mord akzeptieren?», fragte der Argentinier weiter. Deshalb sei die Kirche so hart bei diesem Thema.

Auch beim Thema Ehesakrament für Homosexuelle sah er keine Chance. Die Ehe sei ein Sakrament und die Kirche habe nicht die Befugnis, dies zu ändern, erklärte er. Es sei wichtig, Menschen anderer geschlechtlicher Orientierung zu helfen, aber ohne der Kirche Sachen aufzudrängen, die dort nicht funktionierten. Dies bedeute allerdings nicht, dass man die Leute verurteilen wolle. Man müsse alle respektieren. «Aber bitte zwingt die Kirche nicht, ihre Wahrheit zu verleugnen», sagte er weiter.

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