Franziskus besucht als erster Papst Bahrain 

Dialog im Mittelpunkt

Im Petersdom in der Vatikanstadt leitet Papst Franziskus eine Messe zum Gedenken an verstorbene Kardinäle und Bischöfe. Foto: epa/Riccardo Antimiani
Im Petersdom in der Vatikanstadt leitet Papst Franziskus eine Messe zum Gedenken an verstorbene Kardinäle und Bischöfe. Foto: epa/Riccardo Antimiani

ROM: Papst Franziskus verlässt den Vatikan diesmal in Richtung Bahrain. Seine Auslandsreise führt ihn in einen superreichen Golfstaat. Der Papst, der sich stets für die Armen einsetzt, will dort für Dialog werben - doch wichtig könnte werden, was er zwischen den Zeilen sagt.

Auf seiner mehrtägigen Reise in den Golfstaat Bahrain will Papst Franziskus Vermittler für Frieden und Dialog sein. An diesem Donnerstag fliegt der 85 Jahre alte Argentinier von Rom aus in das Königreich auf der arabischen Halbinsel, wo er am Nachmittag (Ortszeit) erwartet wird. Franziskus wird als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche das Land besuchen. Mit dieser 39. Auslandsreise in seinem Pontifikat führt er seine Annäherung an den Islam fort, nachdem er zuvor den Irak (2021), die Vereinigten Arabischen Emirate (2019) und Ägypten (2017) besuchte.

«Es wird eine Reise im Zeichen des Dialogs sein», sagte Franziskus vor der Reise. Anlass seines Besuchs ist ein Forum, zu dem sich Vertreter verschiedener Religionen vom 3. bis 4. November im Al-Sachir-Palast treffen. Franziskus wird am Freitag die Abschlussrede halten. Bei dem Treffen geht es um die Begegnung zwischen Ost und West zum Wohl des Zusammenlebens. Der Pontifex betete, dass seine Treffen eine Gelegenheit für den Frieden seien.

In Bahrain leben rund 1,5 Millionen Einwohner. Im Frühjahr 2011 waren viele von ihnen, inspiriert von den Demonstrationen in anderen arabischen Ländern, gegen die Regierung auf die Straße gegangen. Die Proteste wurden von der schiitischen Mehrheit getragen, die sich vom sunnitischen Herrscherhaus diskriminiert fühlt. Unterstützt von saudischen Sicherheitskräften beendete das Militär die Proteste in der Hauptstadt Manama gewaltsam. Seitdem geht die Führung mit harter Hand gegen die schiitische Opposition vor.

Menschenrechtler beklagen den anhaltenden Einsatz von Folter im Land. Auch in mehreren Fällen, in denen Menschen eine Todesstrafe erwartet, hätten die Behörden unter Folter Geständnisse der Betroffenen erzwungen. Organisationen wie Human Rights Watch pochen darauf, dass der Papst das Land bei seinem Besuch zu einem Umdenken drängt. Auch wurden Forderungen laut, dass sich Franziskus für ein Ende der Diskriminierung der Schiiten starkmachen solle. Offene Kritik sieht das bahrainische Königshaus nicht gerne. Aktivisten fürchten, dass die Regierung den Papst-Besuch zur Schönfärberei nutzen könnte, während gleichzeitig schiitische Geistliche im Gefängnis sitzen.

Laut Heiligem Stuhl leben in dem Mini-Staat am Golf rund 80.000 Katholiken. Die meisten sind asiatische Gastarbeiter. Angesichts des aktuellen Weltgeschehens mit dem Krieg in der Ukraine, den Protesten im Iran und der schwierigen Menschenrechtslage warten Beobachter gespannt, ob der Papst auch diese Themen bei seinem Besuch ansprechen wird. Der Iran liegt von Bahrain aus quasi auf der anderen Seite des Meeres. Im Nachbarland Katar startet in wenigen Wochen die Fußball-Weltmeisterschaft, die wegen der widrigen Bedingungen der Arbeitsmigranten in der Kritik steht.

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