Republikaner schicken Valérie Pécresse in Präsidentenwahl

Die rechtsgerichtete Partei
Die rechtsgerichtete Partei "Les Republicains" kandidiert mit Valerie Pecresse für die Präsidentschaftswahlen 2022. Foto: epa/Christophe Petit Tesson

PARIS: Mit einer Frau will das konservative Lager in Frankreich es bei der Präsidentenwahl im April mit Amtsinhaber Macron aufnehmen. Überraschend kürten die Republikaner Ex-Ministerin Valérie Pécresse zur Kandidatin. Wie stehen ihre Chancen?

In Frankreich schicken die konservativen Republikaner mit der Ex-Ministerin Valérie Pécresse erstmals eine Frau in die Präsidentenwahl. In der zweiten Runde des Mitgliederentscheids setzte sich Pécresse (54) am Samstag mit 61 Prozent der Stimmen gegen den südfranzösischen Abgeordneten Éric Ciotti durch, der 39 Prozent der Stimmen erhielt. «Die republikanische Rechte ist zurück», sagte Pécresse nach ihrer Wahl. «Wir werden unserem Land seine Einheit, Würde und seinen Stolz zurückgeben.» Das rechtsbürgerliche Lager stellte zuletzt von 2007 bis 2012 den Präsidenten: Nicolas Sarkozy.

Nach bisherigen Umfragen ist es keineswegs sicher, dass es die Republikaner bei der Wahl im April 2022 in den zweiten Wahlgang schaffen. Als Favorit gilt derzeit der amtierende Präsident Emmanuel Macron, der mit großer Wahrscheinlichkeit erneut antreten wird. Auf Platz zwei rangiert in den Umfragen im Moment die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Pécresse wird allerdings zugetraut, mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Hartnäckigkeit Macron herausfordern zu können.

Die Wahl von Pécresse zur Kandidatin gilt als Überraschung. Unter den fünf Bewerbern in der ersten Runde hatten sich der ehemalige Brexit-Chefunterhändler der EU, Michel Barnier, und Xavier Bertrand, Ex-Minister und Präsident des Regionalrats von Hauts-de-France, Chancen ausgerechnet. Beide riefen nach ihrem Ausscheiden zur Unterstützung von Pécresse auf. Rund 140.000 Parteimitglieder waren zu dem Entscheid aufgerufen. Im ersten Wahlgang der Kandidatenkür hatte Ciotti sogar noch leicht vor Pécresse gelegen. Während Ciotti dem rechten Flügel der Partei zugerechnet wird, präsentierte Pécresse sich eher als gemäßigt.

Dennoch wird es auch für Pécresse in den kommenden Monaten darum gehen, Wähler aus dem rechten Lager für sich zu gewinnen, eine Stärkung der inneren Sicherheit und ein Begrenzen der Migration gehören auch zu ihren Themen. Die Nation müsse gestärkt und Frankreich «unbesiegbar» gemacht werden, sagte sie nach ihrer Wahl zur Kandidatin.

Neben der Rechtspopulistin Le Pen kandidiert für das Präsidentenamt außerdem der extrem rechte Publizist Éric Zemmour, der in Umfragen zeitweise sogar vor Le Pen auf Rang zwei rangierte. In einer Videobotschaft vor einigen Tagen sah Zemmour Frankreich vom Untergang und von einem Bevölkerungsaustausch bedroht. Bis zu 20.000 Anhänger wurden am Sonntag bei Paris zu seinem ersten großen Wahlkampfauftritt erwartet. «Wir haben keinen Bedarf an Angstmachern», sagte Pécresse zu dem öffentlich und medial viel beachteten Extremisten. Zemmour rief indes noch am Samstag die rechte Anhängerschaft des unterlegenen Ciotti auf, seine Kandidatur zu unterstützen.

Pécresse war zuletzt von 2011 bis 2012 Haushaltsministerin und zuvor von 2007 bis 2011 Hochschul- und Forschungsministerin gewesen. Ihre politische Karriere begann sie 1998 als Beraterin des damaligen Präsidenten Jacques Chirac. Pécresse ist derzeit Präsidentin des Regionalrats der Hauptstadtregion Île-de-France.

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