Frankreichs Regierungschef nennt Großbrand industrielle Katastrophe

PARIS (dpa) - Der Brand in einer Chemie-Fabrik in Rouen war nach den Worten des französischen Regierungschefs Édouard Philippe eine «industrielle Katastrophe».

Er versprach fast eine Woche nach dem Unglück Transparenz, es würden alle Informationen öffentlich gemacht. «Wir wissen heute noch nicht alles», sagte Philippe am Mittwoch im Senat, dem Oberhaus des französischen Parlaments. Das Unternehmen sei für den entstandenen Schaden verantwortlich, fügte er mit Blick auf den Hersteller Lubrizol hinzu.

Bei dem Großbrand in der Normandie am vergangenen Donnerstag waren mehr als 5.200 Tonnen Chemikalien in Flammen aufgegangen. Es war eine gigantische Rauchsäule aufgestiegen, in der Region fanden sich anschließend zahlreiche Rußspuren. Flüsse und Seen waren verschmutzt, in der Luft lag ein unangenehmer Geruch.

Philippe sagte, Proben hätten eine normale Luftqualität ergeben. Die örtliche Präfektur hatte zuvor bereits berichtet, es gebe kein Asbestrisiko in der Luft. Philippe sagte, er habe den Präfekten Pierre-André Durand aufgefordert, die Öffentlichkeit täglich über den Fortgang der Arbeiten zu informieren. Der Präfekt - dies ist der höchste Vertreter des Zentralstaats in einem Département - werde von Wissenschaftlern unterstützt. In der Öffentlichkeit hatte es massive Kritik an der Informationspolitik der Behörden gegeben.

Die Aufgabe der Regierung sei es nicht, um jeden Preis zu beruhigen, sondern die Wahrheit zu sagen, erklärte Umweltministerin Elisabeth Borne am Mittwochabend vor einem Ausschuss der Nationalversammlung. Die Untersuchungen würden so lange wie nötig fortgesetzt. Am härtesten seien die Landwirte von den Auswirkungen betroffen, so Borne. Den Bauern werde sicher eine Entschädigung zugesprochen. Diese müsse das Unternehmen tragen, nicht der Staat, betonte die Ministerin.

Die Chemiefabrik in Rouen gehört in Frankreich in die sogenannte Seveso-Kategorie von gefährlichen Standorten, die besonders überwacht werden. Im italienischen Seveso bei Mailand war es 1976 zu einem verheerenden Chemieunfall gekommen.

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