Frankreich zieht seine Streitkräfte aus Burkina Faso ab

Verlassene und abgesperrte Straße in Ouagadougou, Burkina Faso. Archivfoto: epa/ASSANE OUEDRAOGO
Verlassene und abgesperrte Straße in Ouagadougou, Burkina Faso. Archivfoto: epa/ASSANE OUEDRAOGO

PARIS: Nach Aufforderung durch die Regierung Burkina Fasos zieht Frankreich seine in dem westafrikanischen Land stationierten Streitkräfte ab. Binnen einen Monats würden die Truppen das Land verlassen, teilte das französische Außenministerium in Paris am Mittwoch mit. Die frühere Kolonialmacht Frankreich wird damit nach Mali aus einem zweiten Land in Westafrika herausgedrängt, das ebenfalls verstärkt die Nähe zu Russland sucht.

Am Dienstag habe Frankreich die formelle Kündigung des Abkommens von 2018 erhalten, dass die Militärpräsenz in dem Land erlaubt, hieß es aus dem Außenministerium. Dem Abkommen gemäß werde die Kündigung nach einem Monat wirksam. Wie die Zeitung «Le Monde» schrieb, werde eine Verlegung einiger Soldaten in das Nachbarland Niger erwogen, wo sich ebenfalls französische Truppen befinden.

Aktuell hat Frankreich etwa 400 Soldaten in Burkina Faso stationiert, die der einstigen französischen Kolonie mit rund 21 Millionen Einwohnern dabei helfen sollten, sich aus dem Klammergriff bewaffneter Gruppen zu lösen. Diese haben teilweise der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) oder dem Terrornetzwerk Al-Kaida die Treue geschworen.

Seit einem Militärputsch Ende September regiert Übergangspräsident Ibrahima Traoré den instabilen Staat in der Sahelzone. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der vorherigen Regierung, die enge diplomatische Beziehungen zu Frankreich pflegte, hatte aufgrund von Instabilität und Armut immer mehr zugenommen. In den vergangenen Monaten kam es in Burkina Faso immer wieder zu Demonstrationen, bei denen der Abzug der französischen Streitkräfte gefordert wurde. Schon bei dem Putsch schwenkten Demonstranten auch russische Flaggen. Experten vermuten, dass Moskau versuchen wird, die anti-französische Stimmung auszunutzen, um in dem Land an Einfluss zu gewinnen.

Vor knapp einem Jahr bereits hatte Frankreich den Kampfeinsatz «Barkhane» in Mali nach wachsenden Spannungen mit der dortigen Regierung beendet. Für Protest in Frankreich sorgte damals auch die Präsenz russischer Söldner in Mali. Ähnlich wie dort scheint die Regierung in Burkina Faso nun auch eine engere Anbindung an Russland zu suchen. Spekuliert wird über eine Annäherung der Regierung an die russische Söldnergruppe Wagner.

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