Frankreich will die EM-Krönung

​Ronaldos großer Traum

Das Finale im Stade de France soll für Cristiano Ronaldo und Antoine Griezmann die letzte Etappe auf dem Weg zum Ruhm sein. Gastgeber Frankreich und die cleveren Portugiesen kämpfen im EM-Endspiel um den Titel. Foto: epa/Guillaume Horcajuelo
Das Finale im Stade de France soll für Cristiano Ronaldo und Antoine Griezmann die letzte Etappe auf dem Weg zum Ruhm sein. Gastgeber Frankreich und die cleveren Portugiesen kämpfen im EM-Endspiel um den Titel. Foto: epa/Guillaume Horcajuelo

SAINT-DENIS (dpa) - Die Generation Griezmann will die Grande Nation mit dem dritten Heim-Titel verzücken, Cristiano Ronaldo & Co. soll auf dem Weg zum ersehnten Triumph auch das Frankreich-Trauma nicht aufhalten. Vor dem großen EM-Endspiel in Saint-Denis am Sonntag (21.00 Uhr/ARD) ist ein Scheitern für die beiden Superstars keine Option.

«Mein einziges Ziel ist es, am Sonntag den Pokal hochzuhalten», versprach Frankreichs Top-Torjäger Antonine Griezmann. Cristiano Ronaldo will um jeden Preis eine der letzten großen Chancen auf seinen Sehnsuchtstitel nutzen. «Wir müssen positiv denken. Ich glaube, dass Portugal Sonntag das erste Mal einen großen Titel gewinnt», prophezeite er gut zwei Tage vor Anpfiff in einem UEFA-Interview. «Ich habe immer davon geträumt, etwas mit dem Nationalteam zu gewinnen.»

Mit ihrem 2:0-Sieg im Halbfinale gegen Weltmeister Deutschland hatte die Équipe tricolore zuvor die gesamte Nation in einen Freudentaumel versetzt. «Die Ekstase», titelte die Zeitung «L'Équipe». Nun soll im Endspiel im Stade de France die Krönung einer famosen EM folgen. «Es wird das Spiel unseres Lebens», erklärter Mittelfeldspieler Blaise Matuidi am Freitag bei einer Pressekonferenz im EM-Camp der Franzosen. «Das Wichtigste kommt am Sonntag», prophezeite Trainer Didier Deschamps. «Wir müssen alles daran setzen, dass wir in der bestmöglichen Verfassung in das Spiel gehen.» Wie bei der EM 1984 und der WM 1998 will das Team den Titel im eigenen Land erobern.

Auf dem Papier ist Frankreich als Gastgeber der Favorit. Während sich die Portugiesen größtenteils mit Minimalisten-Fußball bis ins Endspiel vorkämpften, begeisterte Frankreich mit Offensiv-Power und erzielte bei diesem Turnier schon 13 Tore - so viele wie kein anderes Team. Trainer Deschamps mahnte dennoch, es gebe keinen klaren Favoriten. «Das wird offen sein», meinte der Erfolgscoach. «Nur weil wir Deutschland rausgeworfen haben, besitzen wir keine Zusatzkräfte.»

Zumindest die Geschichte spricht aber klar für die Équipe tricolore, Portugals Bilanz gegen Frankreich ist desaströs. In den vergangenen zehn Aufeinandertreffen beider Nationen gab es keinen einzigen Sieg für Portugal, der bisher letzte Erfolg liegt bereits 41 Jahre zurück. Das Frankreich-Trauma soll Superstar Ronaldo auf seinem Weg zum Titel aber ebenso wenig aufhalten wie die Final-Schmach von 2004, als die Seleção das EM-Endspiel gegen Griechenland im eigenen Land verlor.

Bester Laune startete EM-Rekordtorschütze Ronaldo mit seinem Team in die Vorbereitung auf das Finale. «Ein portugiesischer Gott», titelte «A Bola» mit einem Foto des jubelnden Angreifers. «Ronaldo wird wieder von der ganzen Welt gefeiert.» Dreimal platzte Portugals Endspiel-Traum bei einem großen Turnier bereits im Halbfinale gegen Frankreich, nun setzt das ganze Land auf Kapitän Ronaldo, um die unheimliche Negativserie am Sonntag endlich zu beenden.

«Selbst wenn ich meine Karriere heute beenden würde, würde ich mich privilegiert fühlen», erklärte der dreimalige Weltfußballer. Obwohl Frankreich «leichter Favorit» sei, glaubt Ronaldo an den großen Coup: «Niemand hat uns bisher in diesem Turnier besiegt und ich hoffe, dass Frankreich das auch nicht schaffen wird.» 2004 scheiterte der damals 19 Jahre alte Ronaldo mit seinem Team im Endspiel, das Finale von Saint-Denis könnte nun eine der letzten ganz großen Chancen für den 31-Jährigen sein, seine durchgestylte und von Rekorden geprägte Laufbahn mit dem ersehnten Titel im Nationaltrikot zu krönen.

Dem fünf Jahre jüngeren Griezmann bleibt für die ersehnten Trophäe mit Frankreich noch Zeit, dennoch will der kleine Angreifer die Chance bei der Heim-EM natürlich nutzen. «Wir können jetzt weiter träumen vom 10. Juli. Wir müssen aber unsere Füße auf dem Boden behalten», mahnte er. Sein kongenialer Angriffspartner Olivier Giroud versprach: «Jeder will etwas Großes an diesem Sonntag erreichen.»

Für Frankreichs Kicker um den in Finalform gekommenen Paul Pogba und den nahezu unüberwindbaren Kapitän Hugo Lloris im Tor bleibt nach dem umjubelten Erfolg gegen Deutschland nur wenig Zeit. «Wir haben drei Tage, das ist sehr kurz», sagte Deschamps. Erstmals bei ihrer Heim-EM müssen die Franzosen zwei Spiele binnen vier Tagen bestreiten. Dass die Portugiesen 24 Stunden mehr zur Einstimmung hätten, sei natürlich ein Handicap für sein Team, meinte Nationalcoach Deschamps.

Das Finale im Stade de France ist nun auch das Duell der beiden Superstars Griezmann und Ronaldo, die mit ihren Teams Atlético und Real Madrid auch in Spanien Rivalen sind. Griezmann erzielte gegen Deutschland seine Turniertore fünf und sechs und machte die EM endgültig zu seiner großen Showbühne. «Er ist ein großer Spieler», lobte Deschamps, «er hat das bewiesen mit allem, was er gemacht hat».

Nur einem Spieler gelangen in der EM-Geschichte mehr Tore in einer Endrunde: Michel Platini. Den ewigen EM-Torrekord des Franzosen von neun Treffern hat Ronaldo gerade mit seinem Tor gegen Wales egalisiert. Im EM-Finale darf der Portugiese nun auf eine weitere persönliche Krönung hoffen, mit einem Tor würde er vor Platini die alleinige Führung in der ewigen EM-Torschützenliste übernehmen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.