Frankreich steht bei Präsidentschaftswahl vor Richtungsentscheidung

Die zweite Runde der französischen Präsidentschaftswahlen steht an. Foto: epa/Ian Langsdon
Die zweite Runde der französischen Präsidentschaftswahlen steht an. Foto: epa/Ian Langsdon

PARIS: In Frankreich startet das finale Rennen um die Präsidentschaft. Die Wählerinnen und Wähler entscheiden, ob es mit dem liberalen Amtsinhaber Emmanuel Macron weitergeht oder die Rechte Le Pen Staatschefin wird. Das Ergebnis hat Folgen über Frankreich hinaus.

In Frankreich ist die entscheidende Runde der Präsidentschaftswahl angelaufen. Rund 48,7 Millionen eingeschriebene Wähler können am Sonntag zwischen dem liberalen Staatschef Emmanuel Macron und seiner rechtsnationalen Herausforderin Marine Le Pen abstimmen. Das Ergebnis wird für Frankreichs Politik der kommenden Jahre richtungsweisend sein.

Macron und Le Pen hatten sich vor zwei Wochen in der ersten Runde der Wahl gegen zehn Mitbewerber um das höchste Staatsamt durchgesetzt. Seitdem bemühten sie sich, vor allem im Lager des drittplatzierten Linkspolitikers Jean-Luc Mélenchon Menschen für sich zu gewinnen. Dafür setzte Macron noch einmal einen Akzent beim Thema Klimaschutz.

Umfragen sahen den aktuellen Staatschef zuletzt mit 55 bis 56,5 Prozent vorne. Bereits im ersten Durchgang hatte er mehr Stimmen geholt als die rechtsnationale Le Pen. Der Ausgang ist aber noch ungewiss. Immer wieder gewann in der Endrunde der Präsidentschaftswahl in Frankreich auch der Kandidat, der im ersten Durchgang auf Platz zwei gelandet war. Eine entscheidende Frage für das Schlussduell war, wem der beiden es gelingen würde, auch frustrierte Wähler an die Urnen zu holen.

Gut ein Viertel der Wählerinnen und Wähler gaben bis zum Mittag ihre Stimme ab. Das Innenministerium gab die Wahlbeteiligung bis 12.00 Uhr mit 26,41 Prozent an. Damit lag sie leicht über der Beteiligung von 25,48 Prozent zur gleichen Zeit im ersten Wahldurchgang vor zwei Wochen. Im Vergleich mit der Präsidentschaftswahl vor fünf Jahren, als sich Macron und Le Pen ebenfalls in der Stichwahl gegenüber standen, ist die Beteiligung rückläufig. Damals hatten bis zum Mittag noch mehr als 28 Prozent ihre Stimme abgegeben.

Le Pen wählte am Vormittag im nordfranzösischen Hénin-Beaumont bei Lille. Macron gab seine Stimme am Mittag im nordfranzösischen Badeort Le-Touquet-Paris-Plage ab.

Le Pen, die sich im Wahlkampf um ein gemäßigteres und bürgerliches Bild bemühte, tritt erneut mit einigen extremen Forderungen an. So will sie etwa eine bevorzugte Behandlung von Franzosen gegenüber Ausländern in der Verfassung festschreiben lassen, etwa bei Sozialleistungen und dem Zugriff auf Wohnraum. Zahlreiche Parteien, ausgeschiedene Kandidaten und gesellschaftliche Gruppen riefen daher dazu auf, in der entscheidenden Endrunde mit einer Stimme für Macron gegen Le Pen zu wählen. Eine solche republikanische Front hatte es bereits 2017 und zuvor 2002 gegeben. Damals waren Le Pen beziehungsweise ihr Vater und rechtsextremer Parteigründer Jean-Marie Le Pen ihren Kontrahenten deutlich unterlegen. Mittlerweile scheint das lager- und parteienübergreifende Bündnis aber geschwächt.

Auch Brüssel und Berlin beobachten die Wahl mit Spannung. Im Gegensatz zum Pro-Europäer Macron will Le Pen zu Deutschland auf Distanz gehen und die Europäische Union grundlegend ändern. Ihr schwebt etwa das Vorrecht nationalen Rechts vor EU-Recht vor. Eine Wiederwahl von Macron wurde indes als Garant für Stabilität und Kontinuität in den Beziehungen mit Frankreich gesehen.

Der französische Präsident wird auf fünf Jahre gewählt. Er beeinflusst die Politik des Landes maßgeblich und spielt oft eine wichtigere Rolle als der von ihm ernannte Premierminister und Regierungschef.

Die Wahllokale sind in Frankreich bis 19.00 Uhr und mancherorts bis 20.00 Uhr geöffnet. Wegen der Zeitverschiebung wurde in einigen französischen Überseegebieten, etwa in der Karibik, bereits am Samstag abgestimmt.

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