WIEN: Niemand will mit Österreichs Rechten regieren. Deshalb gelten Koalitionsverhandlungen zwischen Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen als wahrscheinlich. Doch was, wenn sie scheitern?
In der Sondierungsphase für eine neue österreichische Regierung wirbt die rechte FPÖ trotz einer Absage der ÖVP erneut für eine Koalition mit der konservativen Partei. «Unsere Hand bleibt ausgestreckt», sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl am Mittwoch.
Der bisherige Kanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer hatte am Vortag nach einem Sondierungsgespräch mit Kickl klargestellt, dass er nicht als «Steigbügelhalter» für einen künftigen Kanzler Kickl dienen wolle - trotz des Siegs der Rechten bei der Parlamentswahl. Der FPÖ-Chef sei radikal und grenze sich nicht gegenüber Rechtsextremen ab, argumentierte der Kanzler.
Kickl hofft auf Umdenken bei den Konservativen
Nehammer führte ein erstes Sondierungsgespräch mit dem Chef der sozialdemokratischen SPÖ, Andreas Babler. Beide Politiker äußerten sich danach nicht. Es gilt derzeit als wahrscheinlich, dass ÖVP, SPÖ und die liberalen Neos Verhandlungen über eine Ampelkoalition aufnehmen werden. Diese drei Parteien stehen sich in Migrations- und Wirtschaftsfragen jedoch weit weniger nahe als ÖVP und FPÖ.
Kickl hofft, dass Vertreter von Wirtschaft, Industrie und Bauern Druck auf Nehammer ausüben und dafür sorgen, dass beide Parteien doch noch über eine Mitte-Rechts-Koalition verhandeln. «Vielleicht lässt sich ja diese Verkrampfung lösen», meinte er.