Hinweise auf Leben in der Venus-Atmosphäre

Foto: Pixabay/Gookingsword
Foto: Pixabay/Gookingsword

LONDON: Schon lange spekulieren Astronomen über mögliches Leben auf der Venus. Nun haben Forscher ein verdächtiges Gas aufgespürt. Der Fund verursacht zwar Aufregung - ist aber längst kein Beleg für Leben.

In der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten Venus haben Astronomen das Gas Monophosphan entdeckt. Die Verbindung aus einem Phosphor- und drei Wasserstoffatomen (PH3) entsteht auf der Erde vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Der Nachweis in der Venus-Atmosphäre sei allerdings kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf unserem Nachbarplaneten, schreibt das Team um Jane Greaves von der Universität Cardiff im Fachblatt «Nature Astronomy». Es weise zunächst nur auf unbekannte geologische oder chemische Prozesse hin. In einer eigens einberufenen Pressekonferenz am späten Montagnachmittag schlossen die Autoren aber die Möglichkeit nicht aus, dass es Leben auf der Venus geben könnte.

Die Venus ist ähnlich groß wie die Erde, hüllt sich jedoch in eine dichte Wolkendecke. Durch einen starken Treibhauseffekt herrschen auf der Venusoberfläche mehrere hundert Grad Celsius, es ist viel zu heiß für Leben. In den oberen Atmosphärenschichten, rund 50 bis 60 Kilometer über der Oberfläche, könnten vergleichsweise moderate Temperaturen jedoch Leben erlauben, was zu Spekulationen über schwebende Mikroorganismen geführt hat.

Die Wissenschaftler hatten die Venus mit dem James-Clerk-Maxwell-Teleskop auf Hawaii und dem Atacama-Teleskopfeld in den chilenischen Anden analysiert. Dabei entdeckten sie Spektrallinien, die nur bei Monophosphan vorkommen. Die Venuswolken sind allerdings sehr sauer, wodurch die Verbindung schnell zerstört werden sollte. Sie muss also regelmäßig neu entstehen, um die gemessene Konzentration von rund 20 Teilen in einer Milliarde Teilen Atmosphäre (parts per billion, ppb) zu erklären.

Das Team untersuchte daher verschiedene mögliche Quellen für das extrem giftige Gas wie etwa Mikrometeoriten, Blitze und chemische Vorgänge in den Wolken und auf der Planetenoberfläche. Damit lasse sich die Herkunft des Monophosphans jedoch nicht erklären, berichten die Forscher. Das lege nahe, dass es auf der Venus bislang unbekannte fotochemische oder geochemische Prozesse gebe.

«Wir behaupten nicht, dass wir Leben auf der Venus gefunden haben», sagte Ko-Autorin Sara Seager vom Massachusetts Institute of Technology bei der Pressekonferenz. «Wir haben das Gas Monophosphan detektiert, dessen Herkunft ein Geheimnis ist.» Auf der Rangliste jener Himmelskörper im Sonnensystem, auf denen Leben möglich sein könnte, rücke die Venus nun nach oben, sagte sie. Für die Lösung der Frage wäre es von Vorteil, den Planeten zu besuchen, um Messungen vor Ort vorzunehmen, betont das Team in seinem Fachartikel.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Francis Light 15.09.20 15:52
@Wilfried Stevens
Wenn, dann hoch in der Atmosphäre, wo die Temperaturen moderat sind. Am Boden bei 90 Bar und 480°C wirds etwas hart... Man hat zwar auf der Erde Extremophile gefunden, die alles mögliche aushalten, Temperaturen über 100°C, immensen Druck, in Salz, Säure leben (sie schienen auch zu den ersten Lebewesen auf der Erde überhaupt zu gehören)... aber diese Bedingungen auf der Venusoberflächte sind so unwirtlich, dass man sowas praktisch ausschliessen kann.

Da ist der Mars noch ein Paradies dagegen.
Francis Light 15.09.20 14:27
Diese Jubelmeldungen muss man alle mit grösster Vorsicht geniessen. Sobald Wasser vermutet wird, wird schon mit eventuellem Leben spekuliert. Sobald ein Exoplanet in der habitablen Zone sein könnte, wird schlussgefolgert dass Wasser und eine passende Atmoshäre da ist, und dass es dann gleich mit Leben wimmeln könnte. Und weil unter dem Mond Europa einen unterirdischen Ozean gibt oder geben könnte, heisst das noch lange nicht, dass da etwas lebendiges drin ist.

Also, der Satz "Schon lange spekulieren Astronomen über mögliches Leben auf der Venus.": ist Unsinn. Die Liste der Astronomen möchte ich sehen, die ernsthaft darauf spekulierten. Sag niemals nie, aber ich wäre mehr als überrascht. Wenn schon, dann noch eher am Mars, aber in tieferen Schichten, nicht an der Oberfläche. Auch die Meldungen mit Methan am Mars, das ja biologischen Ursprung sein sollten, lösten sich in Rauch und Schall auf. Denke in unserem Sonnensystem gibt es ausser auf der Erde kein Leben. aber fast sicher irgendwo anders in einem extrasolaren Planetensystem.
Rene Amiguet 15.09.20 12:22
Unauffindbar
Die Wissenschaft muss überzeugt sein dass noch mehr Leben existiert im unendlichen Weltall als auf der Erde. Sonst würde die Menschheit nicht soviel Energie investieren für die Suche nach anderem Leben im Weltraum. Wenn man vom Glauben an einen Schöpfer ausgeht, dann wäre es nach menschlicher Logik sicher das es noch anderes Leben geben muss. Denn sonst würde doch Gott nicht den unendlichen Weltraum erschaffen um nur und ausschliesslich auf einem weniger als ein Milliardstel kleinen Planeten Leben zu erschaffen. Wenn es keinen Schöpfer gibt (was ich eher glaube) dann würde die sogenannte Natur sowieso anderes Leben in dieser Unendlichkeit entstehen lassen. Irgendwann in der Zukunft werden die Menschen ganz bestimmt einmal fündig werden.