Ecclestone-Eklat vor Formel-1-Neustart

Lewis Hamilton aus Großbritannien (Mercedes GP) während einer Pressekonferenz. Foto: epa/Michael Dodge
Lewis Hamilton aus Großbritannien (Mercedes GP) während einer Pressekonferenz. Foto: epa/Michael Dodge

SPIELBERG: Die Formel 1 schleppt in den Start ihres Notbetriebs einen Zoff mit dem einstigen Boss Bernie Ecclestone mit. Der 89-Jährige verstört mit seltsamen Aussagen zum Rassismus. Der Kritik von Lewis Hamilton und den Spitzen der Rennserie folgt die nächste Attacke.

Auf den letzten Metern vor dem kniffligen Neustart hat der Formel 1 ein Rassismus-Eklat um Ex-Boss Bernie Ecclestone gerade noch gefehlt. «Ignorant und ungebildet» seien die brisanten Sätze des langjährigen Chefs der Rennserie, ätzte Weltmeister Lewis Hamilton. Als wäre der Geister-Auftakt unter Corona-Bedingungen in Österreich am nächsten Wochenende nicht schon heikel genug, nimmt die Formel 1 noch eine explosive Debatte mit nach Spielberg. Eilig gingen die Spitzen des PS-Spektakels auf Distanz zum Unruhestifter Ecclestone, doch das Thema werden sie so schnell nicht los.

In einem eher seltsamen CNN-Interview hatte der 89-Jährige behauptet, in vielen Fällen seien schwarze Menschen rassistischer als weiße Menschen. Die scharfe Kritik seiner Nachfolger um Geschäftsführer Chase Carey wies Ecclestone kühl zurück. «Ich bin froh, dass er gesagt hat, dass ich nicht Teil der Formel 1 bin, dann kann man mich auch nicht mit Dingen in Verbindung bringen, die sie nicht geschafft haben», sagte der 89 Jahre alte Brite der «Mail on Sunday» und empfahl Carey, sich lieber um die Anteilseigner zu kümmern.

Er habe nichts gegen Schwarze, beteuerte Ecclestone, fügte aber hinzu: «Schwarze Menschen sollten sich um sich selbst kümmern.» Über Sätze wie diese hatte sich Hamilton fassungslos gezeigt und bei Instagram geschrieben: «Wenn jemand, der den Sport über Jahrzehnte führt, so wenig von den tiefgreifenden Problemen versteht, mit denen schwarze Menschen jeden Tag umgehen müssen, wie können wir dann Verständnis von den Menschen erwarten, die unter ihm arbeiten.»

Einmal mehr rief der 35 Jahre alte Titelverteidiger die «Zeit des Wandels» aus. Offen ist, ob Hamilton beim Rennen in der Steiermark am nächsten Sonntag ein Zeichen setzen wird. Dabei würde die Formel 1 doch gern endlich wieder den Blick aufs Sportliche lenken. Fast vier Monate später als geplant soll die Saison nun starten, nachdem der Auftakt in Melbourne Mitte März wegen der Corona-Pandemie in letzter Minute abgesagt worden war.

Seit Wochen bereiten Rennserie und Weltverband mit seitenlangen Regelwerken den Notbetrieb vor. Leere Ränge, viel weniger Personal an der Strecke, keine Motorhomes, Maskenpflicht in den Garagen und regelmäßige Corona-Tests - das ist die neue Formel-1-Welt. «Es ist jetzt mal gut, dass wir wieder loslegen», sagte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel in einem Video seines Teams.

Immerhin kommt der 32-Jährige so noch zu ein paar Ausfahrten im roten Auto, bevor er die Scuderia am Jahresende verlässt. «Ich denke, ich habe meine Zeit gut genutzt, um fit in die Saison zu starten. Ich glaube, das wird ein Schlüssel sein», sagte Vettel. Mindestens 15 WM-Läufe will die Formel 1 bis Mitte Dezember noch absolvieren, um einen Großteil der Fernseh- und Sponsorengelder zu retten. «So viele Rennen, kaum Pausen dazwischen, das ist auf Dauer sehr anstrengend», sagte Vettel.

Noch immer aber ist ungewiss, ob die Pläne der Bosse aufgehen. Acht Geisterrenen in Europa bis Anfang September sind terminiert. Als neuntes wird wohl ein Grand Prix auf der Ferrari-Hausstrecke in Mugello folgen. Doch dann klafft weiter ein Loch bis zu den letzten Saisonläufen in Bahrain und Abu Dhabi. Shanghai und Sotschi könnten weitere Stationen sein. Dagegen scheinen Abstecher nach Brasilien, Mexiko oder in die USA angesichts der Pandemie-Lage in diesen Ländern derzeit ziemlich unwahrscheinlich.

Rund um die ersten beiden Formel-1-Saisonrennen in Spielberg am 5. und 12. Juli sollen insgesamt 10.000 bis 12.000 Coronavirus-Tests für eine gewisse Sicherheit sorgen. Seit zwei Wochen schon wurden hunderte Mitarbeiter der Hotellerie getestet, bislang noch ohne Corona-Fall, wie Manuela Machner, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Spielberg, der Nachrichtenagentur APA sagte.

Die guten Nachrichten für die Formel 1 werden jedoch übertönt vom Getöse um den Fall Ecclestone. Am liebsten würden die Chefs der Rennserie den einstigen Zampano wohl dauerhaft von der Strecke verbannen. «Das würde ich ihnen nicht empfehlen», sagte Ecclestone. Zwar werde er wegen der bald bevorstehenden Geburt seines ersten Sohnes nicht zum Auftakt nach Österreich kommen. «Aber in Ungarn oder Monza bin ich ganz sicher dabei.»


Ecclestone kontert Kritik: «Bin nicht gegen schwarze Menschen»

LONDON: Nach der scharfen Kritik an seinen Aussagen zum Rassismus hat der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone seinen Nachfolger attackiert. «Ich bin froh, dass er gesagt hat, dass ich nicht Teil der Formel 1 bin, dann kann man mich auch nicht mit Dingen in Verbindung bringen, die sie nicht geschafft haben», sagte der 89 Jahre alte Brite der «Mail on Sunday».

Die aktuelle Spitze der Rennserie um Geschäftsführer Chase Carey hatte sich zuletzt klar von Ecclestone distanziert. Dieser hatte in einem CNN-Interview unter anderem gesagt, in vielen Fällen seien schwarze Menschen rassistischer als weiße Menschen.

Ecclestone konterte nun, die Formel 1 sei «wegen der Ereignisse in Amerika plötzlich auf das Rassismus-Ding aufgesprungen». In den vergangenen Wochen hatte zunächst Weltmeister Lewis Hamilton immer wieder die «Black-Lives-Matter»-Bewegung unterstützt und die Diskriminierung von Schwarzen im Motorsport beklagt. Die Formel 1 versprach vor dem Neustart in Österreich in der nächsten Woche ein stärkeres Engagement für mehr Diversität.

Ecclestone indes meinte, Nachfolger Carey solle sich lieber um die Anteilseigner kümmern. «Covid war gut für ihn. Er konnte alles damit begründen, was er nicht erreicht hat», sagte der langjährige Boss der Formel 1. Ihn künftig nicht mehr an die Rennstrecke zu lassen, «würde ich ihnen nicht empfehlen», sagte Ecclestone.

Er beteuerte zudem: «Ich bin nicht gegen schwarze Menschen. Ganz im Gegenteil.» Es sei nicht sein Fehler, dass er weiß sei oder auch etwas kleiner als andere. «Schwarze Menschen sollten sich um sich selbst kümmern», fügte der Brite hinzu. Mercedes-Superstar Hamilton hatte Ecclestones ursprüngliche Aussagen als «ignorant und ungebildet» bezeichnet.

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Ewu Mustard 30.06.20 09:39
Herr Gebhardt,
verliert er, dann war es das für uns. Alles was um Corona passierte ist dann "Kindergarten" gewesen.