Polen und Deutsche passen DNA-Analysen an

Foto: epa/Marcin Bielecki
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MISDROY/SCHWERIN/BERLIN (dpa) - Polnische und deutsche Sicherheitsbehörden wollen sich besser auf mögliche Terrorlagen vorbereiten.

Dem dient ein neues Projekt, mit dem Ergebnisse von DNA-Analysen künftig schneller und rechtssicher ausgetauscht sowie genutzt werden könnten. Das teilten die Verantwortlichen am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts vor rund 100 Beamten in Misdroy (Miedzyzdroj) bei Stettin (Szczecin) mit. Anlass für das deutsch-polnische Vorhaben war das Berliner Attentat am Breitscheidplatz mit zwölf Toten im Dezember 2016, wie der Vizekommandant der Stettiner Polizei Jaroslaw Pasterski sagte.

«Dieser Bandit Anis Amri hat damals erst einen polnischen Lkw-Fahrer getötet», erklärte Pasterski. Der Getötete kam aus der Woiwodschaft Westpommern, an deren Polizeispitze Pasterski steht. Amri hatte den Lkw dann auf den Weihnachtsmarkt gesteuert.

Bei den folgenden länderübergreifenden Ermittlungen habe es - wie eine Auswertung ergab - Verzögerungen gegeben, was nicht passieren dürfe. Das Projekt «Identifizierung und Bekämpfung des Terrorismus und der grenzüberschreitenden Kriminalität im Bereich der DNA-Diagnostik und der nötigen IT-Infrastruktur» wird von EU und Projektträgern mit rund 1,2 Millionen Euro bis Ende 2020 finanziert.

«Die Entwicklung in der DNA-Analysetechnik ist rasant», erläuterte Thomas Krense vom Landeskriminalamt im mecklenburgischen Schwerin. So werden im LKA derzeit etwa 3000 Vorgänge mit bis zu 12 000 DNA-Spuren im Jahr ausgewertet. «Wir müssen da effizienter werden und kommen an Automatisierungen in den Laboren nicht vorbei.»

Aber es gibt Unterschiede. In Polen dürfen aus DNA-Analysen auch «Phänotypisierungen» vorgenommen werden, wie LKA-Biologe Jan Hendrik Riechen erläutert. Damit können Polens Ermittler auch die Augenfarbe eines Verdächtigen bestimmen und gezielt nach bestimmten Typen suchen. Das sei in Deutschland nicht möglich. Man dürfe nur zwischen «Mann» und «Frau» unterscheiden. Ansonsten müssen 16 körpereigene Merkmale aus einer DNA-Spur mit den 16 Merkmalen der DNA eines Verdächtigen übereinstimmen, bevor derjenige gefasst werden darf.

«Aus Sicht eines Kriminalisten wäre es wünschenswert, wenn es EU-weit einheitliche Regelungen gäbe», verdeutlichte Riechen. Das würde in manchen Fällen «die Reaktionszeit verkürzen.» Im Fall eines Terroraktes sollten sich Polen und Deutsche bei Analysen unterstützen können. Das setze voraus, das man die DNA-Analyseergebnisse gegenseitig anerkennen kann, was zum Beispiel ein Verschicken von Beweismaterialien über Grenzen ersparen würde. «Davon werden Spurenträger auch nicht besser», sagte Riechen.

Außerdem sollen Rechtsexperten klären, unter welchen Bedingungen die Justiz im jeweils anderen Land die Analyseergebnisse anerkennen kann. Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gibt es immer wieder Kriminalfälle, bei denen mit den Behörden im angrenzenden Polen eng kooperiert werden muss, wie LKA-Sprecherin Anna Lewerenz sagte.

Die Terrorgefahr hängt für den Stettiner Polizisten Kasperski eng mit Kriminalität zusammen. Auch Amri sei schon vor dem Vorfall am Breitscheidplatz in der kriminellen Szene aufgefallen.

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