Flugstopp für TAP in Venezuela empört Portugal: «Inakzeptabel»

Foto: epa/Guillaume Horcajuelo
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LISSABON/CARACAS (dpa) - Der vorübergehende Flugstopp für die portugiesische Airline TAP in Venezuela hat in Lissabon für erhebliche Empörung gesorgt.

Es handele sich um eine «inakzeptable und unverständliche» Maßnahme, sagte Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa am Dienstag in Lissabon vor Journalisten. Der Vorwurf, die Gesellschaft habe zugelassen, dass der Onkel des selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó auf einem TAP-Flug Sprengstoff nach Venezuela transportiert, mache «überhaupt keinen Sinn», sagte auch Außenminister Santos Silva am Rande eines Indien-Besuchs.

Vor Journalisten seines Landes sagte der Minister in Neu Delhi, der Flugstopp sei eine «unfreundliche» und «nicht zu rechtfertigende» Maßnahme. Man hoffe, dass der «Zwischenfall so schnell wie möglich überwunden wird». Das Innenministerium in Lissabon kündigte unterdessen die Einleitung einer eingehenden Untersuchung an, um «alle Fakten zu ermitteln».

Die Regierung des autoritären sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro hatte am Montag alle Flüge der TAP Air Portugal in das und aus dem Land für 90 Tage ausgesetzt. Vize-Präsidentin Delcy Rodríguez kündigte die Aussetzung der Flüge auf Twitter an und ließ dabei die Möglichkeit anderer Maßnahmen und Strafen offen. «Venezuela muss man respektieren!», schrieb Rodríguez.

Guaidós Onkel Juan Jose Márquez war am vergangenen Dienstag am Flughafen Caracas festgenommen worden, als er von einer Auslandsreise mit seinem Neffen zurückgekommen war. Guaidó hatte in Kolumbien, Europa und den Vereinigten Staaten um Unterstützung bei seinem Unterfangen geworben, Maduro aus dem Amt zu drängen. Er war von US-Präsident Donald Trump empfangen worden. Von Guaidós Seite heißt es, die Maduro-Regierung versuche mit dem Angriff auf seinen Onkel Druck auf ihn auszuüben.

Es war bereits die zweite Auslandsreise gewesen, die er ohne Erlaubnis unternommen hatte. Der Parlamentschef hatte sich vor gut einem Jahr zum Interimspräsidenten erklärt und Maduro damit offen herausgefordert. Rund 60 Länder, darunter Deutschland, haben ihn mittlerweile als legitimen Übergangsstaatschef anerkannt. Allerdings kann er sich in Venezuela bislang nicht durchsetzen. Maduro ist international weitgehend isoliert, hält sich aber mit Hilfe des Militärs weiter an der Macht.

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