Jets von Eurowings und Co. könnten am Boden bleiben

Ein Airbus der Fluggesellschaft Eurowings startet am Flughafen Stúttgart. Foto: epa/Ronald Wittek
Ein Airbus der Fluggesellschaft Eurowings startet am Flughafen Stúttgart. Foto: epa/Ronald Wittek

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Die Ufo und die Lufthansa liegen im Clinch. Es geht nicht nur um höhere Gehälter, sondern auch um die Anerkennung der Ufo als Gewerkschaft. An diesem Sonntag könnten Zehntausende Flugpassagiere den Streit zu spüren bekommen - oder auch keiner.

An mehreren deutschen Flughäfen kommt es an diesem Sonntagmorgen zu einer Kraftprobe zwischen dem Lufthansa-Konzern und der Kabinengewerkschaft Ufo. Diese hat Flugbegleiter der Lufthansa-Töchter Eurowings, Germanwings, Lufthansa Cityline und SunExpress aufgerufen, in der Zeit zwischen 5.00 und 11.00 Uhr sämtliche Starts zu bestreiken. Das Unternehmen wiederum hat angekündigt, sämtliche Flugzeuge wie geplant in die Luft bringen zu wollen. Die Streiks würden dann ins Leere laufen.

Es geht um mehr als 300 Verbindungen mit geschätzt rund 60.000 Gästen an Flughäfen wie Frankfurt am Main, Düsseldorf, Stuttgart, Berlin oder Hamburg. Eurowings forderte seine Gäste auf, sich über die Flüge im Internet zu informieren.

Die Warnstreiks bei den Lufthansa-Töchtern waren erst am Freitagnachmittag angekündigt worden. Wenig später hatte die Gewerkschaft Ufo die schon seit Montag angekündigten Ausstände bei der Konzernmutter Lufthansa wieder abgeblasen. Der Konzern hatte sich kurzfristig bereiterklärt, 2,0 mehr Gehalt zu zahlen - gefordert hatte Ufo nur 1,8 Prozent. Unmittelbar danach schob Ufo weitere Tarifforderungen nach, die Lufthansa in einem Brief umgehend ablehnte. Die Arbeitgeberseite betonte darin zudem, dass die Erhöhung von 2,0 Prozent keine Erfüllung der Tarifforderung, sondern freiwillig sei.

Darauf reagierte Ufo am Samstag mit einer erneuten Drohung, auch die Muttergesellschaft wieder zu bestreiken. «Streiks bei Lufthansa sind wieder jederzeit möglich, auch vor Abschluss der gestern gestarteten Urabstimmung», erklärte der stellvertretende Ufo-Vorsitzende Daniel Flohr in der Mitteilung. Die Lufthansa bestätigte die Existenz des Schreibens, in dem der Arbeitgeberverband Luftverkehr der Gewerkschaft am Freitag mitteilte: «Auf Grund Ihrer mangelnden Abschlussfähigkeit sind auch weiterhin keine Gespräche mit Ihnen möglich.»

Ufo hat seine Mitglieder in sämtlichen Lufthansa-Fluggesellschaften zu Urabstimmungen über unbefristete Streiks aufgerufen, die bis zum 1. November laufen sollen. Für sämtliche Betriebe gibt es unterschiedliche Forderungen.

Hinter dem Arbeitskampf steht ein tiefes Zerwürfnis zwischen Ufo und dem Lufthansa-Konzern. Das Unternehmen erkennt den Ufo-Vorstand nach erheblichen Führungsquerelen nicht mehr als vertretungsberechtigt an und will der Gewerkschaft gerichtlich die Tariffähigkeit absprechen lassen. Der langjährige Ufo-Vorsitzende Nicoley Baublies wurde sogar aus dem Lufthansa-Dienst entlassen. Die Ufo-Streiks bewertet Lufthansa in dieser Logik als rechtswidrig und hat Teilnehmern mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht.

Die Ufo hat das Unternehmen davor gewarnt, für die Streikzeit Listen über Krankmeldungen zu führen, weil dies gegen den Datenschutz verstoße und strafbar sei. Ihren Mitgliedern rät die Gewerkschaft, bereits ab dem ersten Tag der Erkrankung ein ärztliches Attest bereit zu halten.

In der Vergangenheit hatte Lufthansa bei Streikdrohungen der Piloten oder Flugbegleiter von sich aus viele Flüge abgesagt und einen Not-Flugplan erstellt. Zum eigentlich angekündigten Streik musste es dann wegen der Flugstreichungen gar nicht mehr kommen. Die Lufthansa-Flugbegleiter hatten zuletzt im November 2015 gestreikt.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.