Feuerwehr kämpftmit Flammen und Wind

Ein Chinook-Hubschrauber der niederländischen Luftwaffe schöpft Wasser aus dem Effelder Waldsee in Effeld.
Ein Chinook-Hubschrauber der niederländischen Luftwaffe schöpft Wasser aus dem Effelder Waldsee in Effeld.

HERKENBOSCH/VIERSEN: So früh wie sonst selten halten Waldbrände die Feuerwehr vielerorts in Atem. Extreme Trockenheit begünstigt die Brände und kräftiger Wind macht die Löscharbeiten schwer. Fachleute haben mehrere Empfehlungen, wie die Gefahr solcher großflächigen Brände reduziert werden kann.

Gerade als die Feuerwehrmänner nach tagelangem Einsatz die Brände in Wald, Moor oder Heide endlich unter Kontrolle bekommen, facht frischer Wind die Glut und Flammen wieder an. In etlichen Naturgebieten in Deutschland, aber auch den Niederlanden, Belgien und Polen gingen die Löscharbeiten am Donnerstag unter schwierigen Bedingungen weiter. Obwohl der Hochsommer noch weit entfernt ist, ist die Waldbrandgefahr nach längerer extremer Trockenheit bereits sehr hoch. Naturschützer und Brandexperten fordern ein Umdenken im Forstbetrieb.

Im niederländischen Herkenbosch kommt die erlösende Nachricht am Nachmittag: Zwei Nächte lang hatten die über 4000 Einwohner des wegen massiven Rauchs evakuierten Ortes an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen bei Bekannten oder in Notunterkünften verbringen müssen. Nun dürfen sie in ihre Wohnungen zurück, wie Bürgermeisterin Monique de Boer-Beerta auf einer Pressekonferenz verkündet. Das Feuer im Nationalpark De Meinweg sei unter Kontrolle und die Rauchbelastung habe stark abgenommen.

Draußen aber rollen weiter Feuerwehrwagen und Löschhubschrauber sind in der Luft. In der Grenzregion brennen seit Montagmittag die Heide und der Wald, auf nordrhein-westfälischer Seite im Kreis Viersen fachte Wind am Donnerstag die Glutnester wieder an. «Leider hat der Wind auch auf Südost gedreht und treibt die Flammen auf die Grenze zu», sagte Brandmeister Rainer Höckels laut Mitteilung des Kreises Viersen. Niederländische und deutsche Feuerwehren unterstützen einander bei dem Einsatz bereits seit Tagen mit Mann und Material.

Auch an anderen Stellen in den Niederlanden hielten Brände in Naturgebieten die Feuerwehr in Atem. Ein großer Moorbrand wütete im schwer zugänglichen Deurnese Peel westliche der Grenzstadt Venlo, wo 800 Hektar Fläche betroffen waren. Und auch im angrenzenden Belgien hat ein Waldbrand große Teile eines Naturschutzgebiets zerstört. Von dem Brand seien 167 Hektar eines Torfmoors in der Gemeinde Oud-Turnhout nahe der niederländischen Grenze betroffen, sagte Bürgermeister Bob Coppens der Nachrichtenagentur Belga. «Es wird Jahrzehnte dauern, bis alles wiederhergestellt ist.»

In den vergangenen Tagen brannten vor allem in Nordrhein-Westfahlen und Niedersachsen zahlreiche Flächen. Brände wurden auch aus anderen Teilen Deutschlands gemeldet - etwa aus dem Wilden Moor bei Rendsburg in Schleswig-Holstein, aus Thüringen und einem Wald in Nürnberg. Im Nordosten Deutschlands im Bereich des östlichen Niedersachsens bis nach Brandenburg sowie im Süden und Südwesten herrscht nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr.

Unterdessen gelang es den Einsatzkräften im polnischen Biebrza-Nationalpark, den dortigen Waldbrand einzudämmen. Das Feuer sei eingegrenzt, aber noch nicht endgültig gelöscht, sagte Polens Präsident Andrzej Duda am Donnerstagabend nach einem Treffen mit dem Innenminister und dem Chef der Berufsfeuerwehr. Es seien 500 Brandbekämpfer im Einsatz, darunter 300 Feuerwehrleute sowie Soldaten, Angestellte des Nationalparks und Forstarbeiter. Das am Sonntag ausgebrochene Feuer hat nach Angaben des Innenministeriums zwischenzeitlich eine Fläche von rund 6000 Hektar erfasst.

«Die derzeit in Deutschland auftretenden Brände sind ein eindeutiges Warnsignal und zeigen uns, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt», sagte unterdessen Präsident der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb), Dirk Aschenbrenner. Es müssten mehr Mischwälder gepflanzt, Wege gepflegt und Schneisen vorbereitet werden. Auch der World Wide Fund For Nature (WWF) empfahl, stärker auf Mischwälder zu setzen. «Laubbäume erhöhen den Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen somit auch Bränden vor», sagte WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich. Die Naturschützer fordern außerdem, Entwässerungsgräben zurückzubauen und den Böden so weniger Flüssigkeit zu entziehen.

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