Feuerbälle des Naga-Königs

„Bung Fai Phraya Nak“ – Nong Khai feiert ein mystisches Naturphänomen

Das Bung-Fai-Phraya-Nak-Festival zieht jedes Jahr bis zu 400.000 Besucher an das Mekongufer in Nong Khai.
Das Bung-Fai-Phraya-Nak-Festival zieht jedes Jahr bis zu 400.000 Besucher an das Mekongufer in Nong Khai.

NONG KHAI: Mit „Bung Fai Phraya Nak“ („Feuerbälle des Naga-Königs“) wird ein sehr seltsames Naturereignis bezeichnet, das jedes Jahr in der nordostthailändischen Provinz Nong Khai, nahe der laotischen Grenze, stattfindet.

Bei diesem noch nicht vollständig gelösten Naturphänomen steigen mehrere Tage lang im Oktober lautlos Gasblasen aus dem Grenzfluss Mekong über die Wasseroberfläche in die Luft und lösen sich wieder auf. Jahrhunderte lang wurde dieses Phänomen von den Einheimischen als streng gehütetes Geheimnis bewahrt, war es doch für sie ein heiliger Ort der Naga (auch „Nak“). So wird die Legende erzählt, das eine mythische Naga-Schlange, die tief unten im Fluss in der Unterwasserstadt Muang Badan wohnt, am Ende der buddhistischen Fastenzeit zu Ehren Buddhas die Feuerkugeln durch ihren Atem auslöst. Deshalb wurden diese Feuerkugeln von den Einheimischen Naga-Feuerkugeln oder Naga-Feuerbälle genannt.

Der Ablauf, wenn die Bung Fai Phraya Nak aufsteigen, ist immer ähnlich. Weil sie für kurze Zeit in den blass leuchtenden Farben Rot, Rosa und Orange leuchtend erscheinen, wenn sie aus dem Fluss steigen, bezeichnete man sie weiterhin als Feuerkugeln oder Feuerbälle, obwohl sie nicht brennen. Innerhalb von wenigen Sekunden erreichen einige Feuerbälle nur eine Höhe von ein bis vier Metern, andere können Höhen von 20 bis 50 Metern und mehr erreichen, wo sie sich dann einfach in Luft auflösen. Manche blähen sich dabei soweit auf, dass sie einen Durchmesser von 20 bis 30 Zentimetern und mehr erreichen können. Wenn sie sich auflösen entsteht keinerlei Rauch, kein Geräusch und kein Geruch. Sie steigen selten gerade oben auf, eher fliegen sie in unterschiedlichsten Winkeln. Je nach Örtlichkeit kann die Anzahl der aus dem Wasser aufsteigenden Feuerbälle unterschiedlich hoch sein. An einigen Stellen treten sie nur vereinzelt auf, an anderen Stellen können über hundert Feuerbälle aus dem Fluss steigen.

Weltweit einmaliges Ereignis

Weil diese Gaskugeln so seltsam sind, gab es schon viele Versuche und Theorien, um dies alles als geschickten Betrug zu entlarven. Auch die Wissenschaft wurde auf das seltene Naturphänomen aufmerksam. So untersuchte man den Flussboden, entnahm dort Wasser- und Bodenproben, wo die meisten Gaskugeln austreten. Dabei stellte man auch fest, dass diese Gaskugeln nicht nur aus dem Fluss an die Oberfläche steigen, sondern auch aus Teichen und Reisfeldern. Thailändische Wissenschaftler vermuten hier ein sehr seltenes Naturphänomen, und das eine seltene Art von Sumpfgas (Methan) im Flussbett diese Gaskugeln erzeugt. Im Zusammenspiel mit Bakterien, Sauerstoff, UV-Strahlung und hohen Temperaturen steigt es dann zu bestimmten Zeiten an die Oberfläche und erzeugt einen rötlichen Schein. Bisher kennt man keinen anderen Ort der Welt, wo ein ähnliches Naturphänomen beobachtet wurde. Warum diese Gaskugeln nur im Monat Oktober austreten bleibt noch unerklärlich. Es gibt die Theorie, dass zu dieser Zeit die Anziehungskraft des Mondes am stärksten wäre und dadurch die Gaskugeln an die Oberfläche kämen.

Naturphänomen als Volksfest

Das viertätige Bung-Fai-Phraya-Nak-Fest wird jedes Jahr im Oktober, in diesem Jahr vom 16. bis 24. Oktober, in der Provinz Nong Khai veranstaltet, denn nur in diesem Monat kann man das seltsame Naturphänomen beobachten. Die Hauptfeierlichkeiten erfolgen am 24. Oktober zu Ok Phansa, dem Ende der buddhistischen Fastenzeit. Aber auch auf der laotischen Seite, nahe der Stadt Vientiane, wird gefeiert. An allen Tagen werden auch die umliegenden Klöster besucht, um den Mönchen Essen darzureichen, um Verdienste zu erwerben oder zu beten. Die meisten Feuerbälle werden immer in den Bezirken Phon Phisai, Pak Khad, Rattana Wapi und in der Nachbarprovinz Bueng Kan beobachtet. So ist es kein Wunder, das der Großteil von den etwa 300.000 bis 400.000 Besuchern, die jedes Jahr zu den Festlichkeiten erwartet werden, die Bezirke besucht, wo die meisten Feuerbälle aufsteigen. Kurz nach Sonnenuntergang kann man dann die aufsteigenden Gaskugeln am besten beobachten.

Doch an den vier Festtagen gibt es nicht nur die Feuerbälle zu beobachten, sondern es wird in der ganzen Provinz auch ein reichhaltiges Festprogramm für alle Besucher angeboten. Zahlreiche Garküchen, Verkaufsstände mit Kunsthandwerk, Stoffen, Bildern und Souvenirs sowie die Aufführung von Tanz- und Gesangsgruppen sorgen für festliche Stimmung und Abwechslung. Der Programmablauf ist immer so, dass in den Orten kleine und große Festzüge veranstaltet werden, wobei die Festzugsteilnehmer in traditionellen Kostümen auch übergroße Blumengestecke („Krathongs“) durch die Straßen tragen. Der Charme der Damen in ihren hübschen Seidenkostümen entgeht dabei keinem. In der Provinz Nong Khai wird nämlich das alljährliche Loy Krathong Fest nicht im November, sondern in Verbindung mit dem Bang-Fai-Phraya-Naga-Fest bereits im Oktober gefeiert. Ebenso gibt es eine Langboot-Regatta auf dem Mekong, wobei auch Mannschaften aus dem benachbartem Laos antreten.

Die Flusszeremonie Lai Reua Fai

In der Zeit der Festzüge ist die 45 Kilometer lange Straße von Nong Khai zum nordöstlich gelegenen Ort Phon Phisai stark befahren. Dort wird am Abend eine der eindrucksvollsten Fluss­zeremonien der Provinz abgehalten. Diese Zeremonie nennt man Lai Reua Fai. Dazu werden hier zahlreiche Wachsskulpturen angefertigt, die auf blumengeschmückten Booten, die man Feuerboote nennt, aufgestellt werden. Eines der Hauptmotive ist dabei die Naga, aber es gibt auch zahlreiche buddhis­tische Motive und mythische Figuren aus dem Ramakien. Organisiert werden stets auch Wettbewerbe um die schönsten Motive. Auch entzündet man Kerzen und Räucherstäbchen, die auf dem Boot mitschwimmen. Hinzugegeben werden zudem Opfergaben, bevor man die Boote stromabwärts treiben lässt. Vom Flussufer werden sie zusätzlich beleuchtet. Mit dieser Flussprozession gedenkt man Buddha und ehrt auch die Naga als Zeichen des Respekts.

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