Schock im Paradies: Fels stürzt auf Boote - mehrere Tote

Die Such- und Rettungsarbeiten für die Opfer eines Unfalls im Furnas-See, einem Touristenort in der Gemeinde Capitolio im Bundesstaat Minas Gerais. Foto: epa/Minas Gerais State Fire Departme
Die Such- und Rettungsarbeiten für die Opfer eines Unfalls im Furnas-See, einem Touristenort in der Gemeinde Capitolio im Bundesstaat Minas Gerais. Foto: epa/Minas Gerais State Fire Departme

CAPITÓLIO: Die spektakulären Schluchten des Furnas-Stausees in Minas Gerais sind ein beliebtes Ausflugsziel. Doch nun löste sich dort ein großer Teil eines Felsen, mehrere Touristen starben. Taucher suchen nach den Vermissten, die Unglücksursache soll ermittelt werden.

Auf einem See in Brasilien sind mindestens acht Touristen ums Leben gekommen, als eine Felswand auf ihr Boot stürzte. Taucher suchten am Sonntag noch nach zwei Vermissten, wie die Feuerwehr mitteilte. Bei den Toten und Vermissten handle es sich neben dem Bootsführer um ein Ehepaar, deren Sohn und einen Enkel sowie weitere Verwandte und Freunde, sagte der regionale Verantwortliche der Polizei, Marcos Pimenta, auf einer Pressekonferenz.

Sie stammten aus den Bundesstaaten Minas Gerais und São Paulo und seien auf dem Boot «Jesus» unterwegs gewesen. Als ersten Toten identifizierte die Polizei einen 68-Jährigen aus der nahe gelegenen Stadt Alpinópolis.

Videobilder vom Samstagnachmittag zeigten, wie zunächst einige Steine von einer Klippe fielen und sich dann ein großer Teil eines Felsens löste. Er kippte auf die unter ihm auf dem Lago de Furnas in Capitólio kreuzenden Ausflugsboote. Passagiere eines weiter entfernten Bootes versuchten noch, zu warnen. «Fahrt da weg!», riefen sie und pfiffen. «Es fallen viele Steine runter.» Schreie waren zu hören.

Nach Angaben der Feuerwehr waren zwei Boote direkt von der herabstürzenden Felswand getroffen worden und zwei weitere indirekt. Zunächst hatten 20 Menschen als vermisst gegolten. Mehr als 30 Menschen wurden verletzt, vier von ihnen lagen am Sonntag noch im Krankenhaus.

Taucher wurden zu dem rund 400 Kilometer nördlich der Millionen-Metropole São Paulo gelegenen See geschickt, dessen Schluchten mit dem türkisgrünen Wasser ein beliebtes Ausflugsziel in der Region sind. Der großflächige Furnas-Stausee im Rio Grande ist auch als «Meer von Minas» bekannt. In Brasilien sind derzeit Sommerferien, sodass nach Weihnachten und Silvester zahlreiche Besucher unterwegs waren. Der Bootsausflug zu den Canyons ist wegen der spektakulären Natur ein Klassiker.

«Wir sind in einem Schockzustand», sagte der Bürgermeister von Capitólio, Cristiano Silva, in einem Video auf Instagram. Er drückte seine Solidarität mit den Opfern aus. Die Zugänge zu den Schluchten seien geschlossen, bis ein technisches Gutachten des Zivilschutzes vorliege, sagte Silva im brasilianischen Fernsehen. Der Gouverneur von Minas Gerais, Romeu Zema, schrieb auf Twitter: «Wir erleben in unserem Bundesstaat heute den Schmerz einer Tragödie, ausgelöst von den schweren Regenfällen, durch die sich eine Felswand am Furnas-See in Capitólio löste.»

In dem Bundesstaat hatte es zuletzt wie im nordöstlich angrenzenden Bahia teilweise heftig geregnet. Die brasilianische Marine, die sich an der Rettungsaktion beteiligte, kündigte eine Untersuchung an, um die Unglücksursache zu ermitteln. Außerdem soll geklärt werden, ob die Ausflugsboote zum Zeitpunkt des Unglücks angesichts der Wetterbedingungen überhaupt auf dem See sein durften. Der Zivilschutz hatte vor heftigem Regen gewarnt.

In Medien und sozialen Netzen machte ein Facebook-Post die Runde, mit dem ein Nutzer schon vor zehn Jahren vor der Gefahr eines Felssturzes am Furnas-See gewarnt hatte. «Dieser Stein wird fallen...», hatte der Arzt Flávio Freitas im März 2012 zu einem Foto geschrieben, das einen langen senkrechten Riss in der Felswand über dem Wasser zeigte.

Zum starken Regen der vergangenen Tage kam Experten zufolge hinzu, dass die Region im Wesentlichen aus Sedimentgestein besteht. Pedro Aihara, Sprecher der Feuerwehr von Minas Gerais, erklärte im brasilianischen Fernsehen: «Das Eindringen von Wasser in diesen Bereichen kann dazu führen, dass das Gestein seinen inneren Widerstand verliert. Und es kann zu einem solchen Bruch kommen.»

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