Farang mit heißem Herzen gelobt Kühle

Die seltsamste Ananas der Welt ließ sich wirklich unendlich lange bitten

Die Hauptfrucht wurde so groß, dass sie endlich umgekippt ist, nun können wir eine reiche Ernte einfahren. Fotos: hf
Die Hauptfrucht wurde so groß, dass sie endlich umgekippt ist, nun können wir eine reiche Ernte einfahren. Fotos: hf

Vor fünf oder auch sechs Jahren konnte ich eine seltsame Ananas ergattern, die nicht einen einzigen Body gebildet hat, sondern Dutzende kleine Ananäschen. Klar, dass ich den Blickfang reproduzieren und vervielfältigen wollte.

Viele kleine Früchte werden nun herausgeschnitten.
Viele kleine Früchte werden nun herausgeschnitten.

Schneidet man bei der Ananas den grünen „Haarschopf“, das obige „Kraut“ ab, kann man dieses eintopfen, und es bildet sich – fast todsicher - eine neue Pflanze, die dann später auch wieder eine gleiche Frucht liefert. Das haben wir natürlich auch mit den etwa 60 Mini-Ananas-Früchten gemacht, die wir aus unserer einzigen Pflanze gewonnen haben. Bei einigen haben wir nur das „Kraut“ eingetopft, bei anderen gleich den ganzen kleinen Body, so dass nur noch die Blätter zu sehen waren. Beide Methoden waren hoch erfolgreich, praktisch alle neuen Pflanzen haben Wurzeln geschlagen.

Zusammen als Gruppe gehalten

Ein nicht alltäglicher Anblick.
Ein nicht alltäglicher Anblick.

Es dauert in der Regel etwa neun Monate bis sich aus einer derart gewonnenen Ananas wiederum eine neue Frucht bildet. Wir haben unsere 60 Töpfe natürlich zusammen gruppiert, um Verwechslungen mit den anderen, „normalen“ Ananas-Pflanzen vorzubeugen. Und dann ging das Warten los, neun Monate waren vorbei, aber die Pflanzen sind nicht besonders stark gewachsen, sie gingen aber auch nicht kaputt. Immer wieder haben wir sie umgetopft in größere Pflanz­kübel oder auch direkt in den Boden an sonnige Standorte: Jahre lang!

Als sie nach sicher fünf Jahren immer noch keinen Wank gemacht haben, sich immer noch weigerten, Früchte zu liefern, haben wir einen Großteil entsorgt. Wir hatten gerade ein paar Gräben gezogen, die wir zur langfris­tigen Bodenverbesserung mit organischem Material füllen wollten, dort haben wir etliche hineingeschmissen. Und siehe da – wie, wenn sie den Ernst der Situation endlich begriffen hätten – plötzlich ging etlichen von ihnen der Knopf auf, sie begannen Blüten zu bilden und schließlich auch die seltsamen, multi-Body-Ananäschen.

Retten, was da noch zu retten ist

Der Rest kann gegessen wer-den, schmeckt aber mäßig.
Der Rest kann gegessen wer-den, schmeckt aber mäßig.

Ich habe meinen offensichtlich verfrühten Entsorgungsentscheid – der Thai-Gärtner hatte mich davor gewarnt, und ich habe ihn ignoriert, also einmal mehr mein Gesicht verloren – bereut und versucht zu retten, was noch zu retten war, volle Kraft zurück, erneut Eintopfen, was noch nicht verdorben war. Eine große Pflanze, die wir im Boden belassen hatten, vor allem aus Nachlässigkeit, nicht einem Plan folgend, fing gleichzeitig mächtig zu blühen an, entwickelte zahllose Kleinstananasse, viel mächtiger und vielfältiger als das Original fünf oder sechs Jahre früher.

Die Frucht mit den vielen Köpfen wurde so schwer, dass sie schließlich umgekippt ist. Da haben wir diese als erste geerntet – mehrere weitere werden später folgen – und ihre Früchte wiederum eingetopft. Das war eine große Arbeit, aber sie hat sich zweifellos gelohnt, denn der Formenreichtum und die Anzahl, den diese eine Pflanze geliefert hat, ist fantastisch.

Und der ungeduldige Farang mit dem offensichtlich heißen Herzen (Tschay rhon) verspricht Besserung: Bis zu sieben Jahre will er diesmal warten, aber dann geht vielleicht das so heißblütige Temperament wiederum mit ihm durch…

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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