Facebook Entschuldigung nach Datenskandal

Politischer Druck bleibt

Foto: epa/Lisa Hornak
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MENLO PARK (dpa) - Nach wachsendem Druck entschuldigt sich Mark Zuckerberg im Datenskandal um Cambridge Analytica nun doch. In einer Medienoffensive kündigt er Reformen an. Die Politik will Antworten.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich im Skandal um den Missbrauch der Daten von Dutzenden Millionen Nutzern durch die Firma Cambridge Analytica entschuldigt. Doch für die Politik ist der Fall damit noch lange nicht abgeschlossen. Bundesjustizministerin Katarina Barley lud europäische Manager von Facebook für kommenden Montag ein und sprach von einem «handfesten Skandal».

«Ich verlange Aufklärung darüber, wie es zu diesem Vorgang kommen konnte, ob Nutzerinen und Nutzer deutscher Accounts davon betroffen sind und was Facebook gedenkt zu tun, um die Wiederholung solcher Fälle zu verhindern», sagte Barley am Donnerstag in Berlin.

Zuckerberg schlug in einem Facebook-Eintrag und einer Serie von Interviews mit US-Medien einen demütigen Ton an. «Das war ein grober Vertrauensbruch und es tut mir sehr leid, dass das passiert ist», sagte er in einem CNN-Interview. Facebook werde den Schutz der Nutzerdaten stärken und er sei bereit, falls nötig auch vor dem US-Kongress zu dem Datenskandal auszusagen.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica sich unerlaubt Zugang zu Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern verschaffen konnte. Facebook wolle nun jeden von dem Daten-Missbrauch betroffenen Nutzer informieren, sagte Zuckerberg der «New York Times». «Wir werden das System so anpassen, das so etwas nicht wieder passiert», versprach er. «Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen - und wenn wir dies nicht können, verdienen wir es nicht, Ihnen zu dienen.» Die Kontroverse hatte Facebook die heftigste Kritik seit Jahren eingebracht.

Ein Großteil der von Zuckerberg angekündigten Maßnahmen zielt darauf, den Zugang von App-Entwicklern zu Informationen der Mitglieder einzuschränken. So sollen Facebook-Apps, die man drei Monate lang nicht genutzt hat, automatisch nicht mehr auf Nutzerdaten zugreifen können. Die Schnittstellen, über die der Großteil der Profil-Informationen bei Cambridge Analytica landete, seien aber bereits vor Jahren geschlossen worden. Zuckerberg schrieb zugleich: «Ich habe Facebook gestartet, und am Ende trage ich die Verantwortung dafür, was auf unserer Plattform geschieht.»

Während aus der Politik immer lauter eine schärfere Aufsicht über Online-Plattformen gefordert wird, machte Zuckerberg deutlich, wie er sich eine stärkere Regulierung vorstellen könnte. «Es gibt Dinge, wie etwa Transparenz bei der Werbung, die ich sehr gern sehen würde», sagte der Facebook-Chef.

Im Bundestag will der Ausschuss Digitale Agenda bereits am Freitag mit Vertretern von Facebook sprechen, wie der digitalpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Jarzombek, ankündigte. «Klar ist: Facebook muss hier umfassend aufklären. Das bisherige Verhalten ist nicht dazu geeignet, wieder Vertrauen zu gewinnen», kritisierte er.

Im Bundestagswahlkampf hatten auch deutsche Parteien gezielt Wähler im Netz und an den Haustüren kontaktiert - dabei aber nicht Methoden wie die der Firma Cambridge Analytica genutzt. Weder SPD noch FDP, Linke oder Grüne hatten Kontakt zu dem Unternehmen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Parteien ergab. Von CDU und AfD lagen am Donnerstag zunächst keine Antworten vor.

Auf Twitter macht der Hashtag «#deletefacebook» (lösche Facebook) die Runde. Er wurde unter anderem von WhatsApp-Mitgründer Brian Acton aufgegriffen, der den Messaging-Dienst für rund 22 Milliarden Dollar an Facebook verkauft hatte und bis vor kurzem auch noch dort beschäftigt war. Sein Tweet ist der mit Abstand am weitesten verbreitete und wurde bis Donnerstagnachmittag fast 14 000 Mal retweetet oder zitiert.

Insgesamt wurde der Hashtag am Mittwoch mehr als 88 000 mal verwendet, wie eine Auswertung des dpa-Monitoringdienstes Buzzrank ergab. Bis Donnerstagnachmittag deutscher Zeit kamen mehr als 45 000 Tweets dazu. Allerdings: Damit wurde der Hashtag zwar häufig verwendet, ist aber weit von wirklichen Wellen entfernt. So schafft es der Hashtag #MeToo seit Oktober, täglich oft mehrere zehntausend Mal erwähnt zu werden, an vielen Tagen aber auch mehr als 100 000 Mal. Am 9. März waren es sogar mehr als 390 000 Tweets. Selbst der eigentlich nur in Deutschland bedeutsame Hashtag #Groko hatte an Spitzentagen mehr als 50 000 Erwähnungen.

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