Express-Lieferung per Drohne

Erste innerstädtische Strecke in China

Archivbild: epa/Roman Pilipey
Archivbild: epa/Roman Pilipey

GUANGZHOU (dpa) - Pakete per Drohne auszuliefern, beflügelt die Fantasie. Ganz so einfach ist es aber nicht. Zum ersten Mal hat DHL-Express jetzt in einem Ballungszentrum in China eine feste Lieferstrecke zu einem Unternehmenskunden aufgebaut. Hat die Zukunft begonnen?

Die erste innerstädtische Drohnen-Lieferroute in China ist in der südchinesischen Metropole Guangzhou in Betrieb genommen worden. Zwischen zwei Lande-Stationen bringen die unbemannten Fluggeräte vollautomatisch jeweils bis zu fünf Kilogramm schwere Kisten mit Express-Sendungen über eine acht Kilometer lange Entfernung. Kooperationspartner sind das Logistik-Joint-Venture DHL-Sinotrans und der chinesische Drohnenhersteller EHang. Es ist das erste Mal, dass ein internationales Express-Unternehmen eine solche Drohnen-Strecke in China betreibt.

«Die Dynamik des sich rasant entwickelnden chinesischen Marktes macht ihn zum idealen Platz für die Route», sagte Jack O'Neill, Vizepräsident bei DHL-Express in China, am Donnerstag bei der Eröffnung. Die Verbindung wurde speziell für einen nicht näher genannten Unternehmenskunden im Bezirk Songshanhu der 13 Millionen Einwohner zählenden Megacity eingerichtet. Er lässt seine Express-Umschläge jetzt zweimal am Tag - bei Bedarf auch öfter - per Drohne abholen und zum DHL-Servicezentrum in Liaobu in Dongguan bringen.

Was mit dem Auto bisher 40 Minuten dauerte, kann per Drohne in acht Minuten erledigt werden - ohne Staus und Luftverschmutzung, wie die Betreiber hervorheben. Die Drohne landet auf der gelben Station, die beim Anflug automatisch das Dach für den Landeplatz öffnet. Die Ladung in Form der Kiste wird selbsttätig ab- und aufgeladen. Der Kunde kann - nach Identifizierung über Personalausweis und Gesichtserkennung - eine Klappe öffnen, um seine Sendung abzugeben oder herauszuholen.

«Es ist ein neuer Anfang beim Aufbau der Luft-Logistik für smarte Städte», sagte Hu Huazhi, Gründer von EHang. «Wir gehen davon aus, dass intelligente Drohnen-Lieferungen als innovative Logistik-Lösung ausgeweitet und in weiteren Gebieten verwirklicht werden.» Während bei der DHL-Route eine kleine Drohne vom Typ Falcon mit fünf Kilogramm Zuladung und zehn Kilometer Reichweite zum Einsatz kommt, stellte der Hersteller bei der Präsentation seine neue Drohne 184L vor, die sogar 260 Kilogramm laden kann. Auch fliegt sie 25 Kilometer weit - mit einer Spitzengeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern.

DHL ist zwar das erste Unternehmen mit einer innerstädtischen Route in China, aber nicht das erste, das mit Drohnen seine Sendungen transportiert. Der große chinesische Online-Händler JD.com beliefert seit November in entlegene, ländliche Regionen an bestimmte Landeplätze, von wo aus die Lieferungen aber auch immer noch per Boten zum jeweiligen Adressaten gebracht werden. In mehr als zwei Dutzend Ländern wird mit Lieferdiensten experimentiert - oder es werden bereits bestimmte Sendungen oder auch eilige medizinische Güter wie Laborproben per Drohne transportiert.

Der Markt in China ist riesig. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 50 Milliarden Auslieferungen an Kunden - mehr als in den USA, Japan und Europa zusammen. «Wir wollen zusätzliche Kunden auskundschaften», sagte DHL-Express-Vizepräsident O'Neill. Es hänge aber vom Bedarf und den notwendigen Genehmigungen ab. «Das ist nicht so schnell zu bekommen.» So sprach Chinas Luftverkehrsbehörde CAAC bei der DHL-Lieferstrecke auch nur von einem Pilotprojekt, «um die betreffenden Standards und Systeme für Drohnen-Logistik durch Praxis zu verbessern».

Ohnehin wird der Luftraum in China vom Militär kontrolliert, was auch im zivilen Flugverkehr häufig zu Problemen und Verspätungen führt. Wie schwierig das Drohnen-Geschäft in China sein kann, zeigte sich schon bei der Feier zur Eröffnung der Lieferroute am Firmensitz von EHang, für die eigens ein vollautomatisierter Landeplatz aufgebaut worden war, um den geladenen Gästen die Lieferung mit dem unbemannten Fluggerät vorzuführen. Kurzfristig war aber ein Flugverbot für das Gebiet erlassen worden, so dass die Vorführung ausfallen musste. «Es gab ein paar Probleme», sagte O'Neill.

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