Explosionen in Kabul

Taliban greifen Hilfsorganisation an

Foto: epa/Hedayatullah Amid
Foto: epa/Hedayatullah Amid

KABUL (dpa) - Während in Doha die Friedensgespräche zwischen USA und den Taliban laufen, greifen die Radikalislamisten in Kabul den Sitz einer internationalen Hilfsorganisation an. Schon wieder erschüttern Explosionen und Schüsse Afghanistans Hauptstadt.

Taliban-Kämpfer haben in der afghanischen Hauptstadt Kabul den Sitz einer internationalen Hilfsorganisation angegriffen. Das teilte das afghanische Innenministerium am Mittwoch mit. Ziel sei die Organisation Counterpart International gewesen. Diese hat ihren Hauptsitz in Arlington im US-Bundesstaat Virginia und arbeitet mit der Entwicklungsbehörde USAID zusammen.

Rund 150 Mitarbeiter der Nichtregierungsorganisation (NGO) seien von Spezialeinheiten der Polizei aus dem Gebäude im Zentrum der Stadt in Sicherheit gebracht worden, teilte das Ministerium auf seiner Facebook-Seite weiter mit. Weiteren Angaben zufolge wurde nahe dem Angriffsort auch ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug gefunden, das die Polizei kontrolliert sprengen wollte.

Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Angriff und erklärten, Ziel des Anschlags sei Counterpart International gewesen. In der Nähe des Ortes befindet sich auch das Büro der afghanischen Generalstaatsanwaltschaft.

Laut einem Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums wurden neun Verletzte in verschiedene Krankenhäuser Kabuls gebracht. Die italienische NGO Emergency sprach dagegen von 15 Verletzten, die allein in das von ihr betriebene Krankenhaus unweit des Angriffsortes gebracht worden seien.

Ein Augenzeuge berichtete, er habe drei Explosionen und Schüsse gehört. Zudem habe er Rauch aus einem Gebäude steigen sehen. Eine Twitter-Nutzerin schrieb, alle Fenster ihrer Wohnung seien von der Detonation zersprungen und ein Teil des Dachs eingestürzt. Schwere Gefechte und Explosionen seien weiter zugange, ergänzte sie.

Erst vor wenigen Tagen hatte sich Afghanistans Große Ratsversammlung Loja Dschirga für eine sofortige und konsequente Feuerpause während des Ramadans ausgesprochen, der am Montag begonnen hat. Die radikalislamischen Taliban hatten jedoch angekündigt, ihren «heiligen Krieg» auch im muslimischen Fastenmonat fortzusetzen. Aktuell führen Vertreter der USA und hochrangige Taliban in Katars Hauptstadt Doha Gespräche über einen möglichen Frieden in Afghanistan.

Der US-Botschafter in Afghanistan, John Bass, sowie die UN-Mission in Afghanistan (Unama) verurteilten den Angriff der Taliban auf die Einrichtung. «Die ins Visier genommene Organisation hilft lokalen Gemeinden, bildet Journalisten aus und unterstützt das afghanische Volk. Das macht es zu einem Ziel sinnloser Gewalt», schrieb Bass am Mittwoch auf Twitter. Unama nannte die Attacke auf Twitter «besonders erbärmlich, Zivilisten anzugreifen, die Afghanen helfen, und dann auch noch während des Ramadans».

Der Angriff ist bereits der fünfte in Afghanistans Hauptstadt seit Jahresbeginn. Bei diesen jüngsten Attacken starben insgesamt mindestens 28 Menschen. Mehr als 230 wurden verletzt.

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