Weitere Studien zum Corona-Ursprung nötig

​Experten machen Dampf  

Foto: Freepik
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GENF: Bei der Suche nach dem Ursprung des Coronavirus muss dringend gehandelt werden. Darauf verweisen unabhängige Experten, die an einer ersten internationalen Untersuchung in China Anfang des Jahres beteiligt waren. Die damalige Untersuchung im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei als erster Schritt eines Prozesses gedacht gewesen, der aber zum Stillstand gekommen sei, kritisieren die elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Zeitschrift Nature. Sie fordern erneut eine Fortsetzung der Untersuchung (Phase-2). Darunter ist Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut in Berlin.

Das Fenster, in dem es noch möglich sei, frühe Spuren des Virus in Menschen und Tieren in China und anderswo zu finden, schließe sich rapide. Antikörper, die Hinweise geben könnten, schwinden bei Infizierten mit der Zeit, schreiben die Autoren. Sie halten eine Übertragung vom Tier auf den Menschen, vermutlich über einen Zwischenwirt, am wahrscheinlichsten. Experten glauben, dass das Virus auf Wildtier-Farmen auf den Menschen übergegangen sein könnte. Viele davon seien mittlerweile geschlossen und die Tiere getötet worden, heißt es in dem Nature-Beitrag. Auf diesen Farmen hätten chinesischen Angaben zufolge 2016 vermutlich 14 Millionen Menschen gearbeitet.

Um die Untersuchung zum Ursprung des Virus gibt es seit Monaten Streit. China hat die Reise des internationalen Expertenteams, das seine Untersuchung zusammen mit chinesischen Wissenschaftlern durchführte, monatelang hinausgezögert. China verweigert ausländischen Experten zudem bislang Originaldaten über 174 frühe Patienten, die mit dem damals neuartigen Virus infiziert waren. Die ausländischen Experten haben weitere Studien in China empfohlen, was Peking bislang zurückweist.

Die USA und andere Länder kritisierten, dass die These eines Laborunfalls, bei dem das Virus in der chinesischen Stadt Wuhan entwichen sein könnte, auf Druck Chinas vernachlässigt worden sei. Die Wissenschaftler betonen in ihrem Beitrag in der Zeitschrift Nature erneut, dass sie die These nicht für ausgeschlossen halten. «Wir haben öffentlich darum gebeten, Informationen, die die Hypothese eines Laborlecks untermauern, zu veröffentlichen und der WHO zur Verfügung zu stellen. Das ist bislang nicht geschehen», schreiben sie. Die US-Regierung will in Kürze eigene Erkenntnisse dazu vorlegen.

Chinas Botschafter in Genf, Chen Xu, wies die Laborthese am Mittwoch erneut als «extrem unwahrscheinlich» zurück. Stattdessen sollten bestimmte Labore in den USA untersucht werden, schrieb er in einer Stellungnahme, ohne diese Idee näher zu erklären.

WHO-Nothilfe-Koordinator Mike Ryan zeigte sich irritiert über Chens Aussagen. Es sei ein Widerspruch, einerseits die These eines Laborzwischenfalls für unwahrscheinlich zu halten und andererseits Untersuchungen in US-Laboren anzuregen. «Das ist schwer nachvollziehbar», sagte Ryan bei einer Pressekonferenz in Genf. Die WHO teile die Ansicht, das die weiterführenden Studien zum Ursprung des Virus dringend durchgeführt werden müssen, sagte die führende Corona-Expertin der UN-Behörde, Maria Van Kerkhove. «Es ist Zeit voranzukommen und hier etwas weiterzubringen». Sie fügte allerdings hinzu, dass Wissenschaftler in China die WHO über weitere Forschungen informiert hätten. Details zu den Projekten stünden jedoch noch aus.

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Leserkommentare

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Alexandre 26.08.21 16:20
Wahrheit
Ich glaube hier wird die echte Wahrheit nie ans Licht kommen, obwohl eigentlich klar sein sollte das die Variante von Sars-cov als erstes in China auftrat, ob das jetzt eine Tier zu Mensch Übertragung war oder ein Laborunfall wird sehr schwer nachvollziehbar sein.