Ex-FIFA-Boss Blatter sieht Führungsschwäche im Weltsport

Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter. Foto: epa/Laurent Gillieron
Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter. Foto: epa/Laurent Gillieron

BERLIN (dpa) - Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter hat dem Fußball-Weltverband und dem Internationalen Olympischen Komitee eine unprofessionelle Führung vorgeworfen. Der Sport allgemein habe «ein Problem mit der Führung. Die ist zu schwach. Das ist auch beim IOC so», sagte der 82-jährige Blatter in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» (Samstag) und ergänzte: «Man kann nicht länger unprofessionell solche Betriebe führen. Das ist heute Topmanagement. Es braucht nicht mehr nur Leute, die im Sport groß geworden sind.»

FIFA und IOC seien Vereine «so wie der Fischerverein hier unten. Oder wie der Turnverein in Embrach. Das ist nicht mehr richtig. Wir sollten dem Sport jetzt andere, richtige Strukturen geben», sagte der Schweizer: «Führen lernst du nicht, indem du mal Meister in irgendeiner Sportart warst. Das gilt auch für das IOC - wer führt das? Der Fechter (Thomas Bach), und auch da fehlt das Führungselement.» Blatter selbst habe das Führen immerhin beim Militär sowie bei einem Schweizer Uhrenhersteller gelernt.

Außerdem kritisierte Blatter seinen Nachfolger Gianni Infantino. Die Kernprojekte des neuen FIFA-Bosses nannte er «unrealistisch». Der angedachte Deal mit unbekannten Investoren, die für eine Club-WM und eine neue globale Nations League angeblich 25 Milliarden Dollar zahlen wollen, diene dem Ausverkauf des Fußballs. «Man darf den Fußball nicht verkaufen. Der Fußball gehört den zwei Milliarden Menschen, die er interessiert», sagte Blatter.

Blatter führte die FIFA von 1998 bis 2016. Wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung wurde er von der Ethikkommission des Weltverbandes für acht Jahre gesperrt. Ein Berufungsgericht reduzierte diese Sperre jedoch um zwei Jahre. Eigene Fehler sieht Blatter bis heute nicht ein und sagte: «Ich bin mit mir im Reinen.»

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Leserkommentare

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TheO Swisshai 08.10.18 21:18
dr Seppli Blatter
Die bisherigen Diskussionen zum Thema Sepp Blatter, bestätigen und unterstreichen sämtliche Aussagen meiner bisherigen Kommentare bis auf's letzte Wort.
Norbert Kurt Leupi 08.10.18 12:41
Wer ist was ? Herr TheO Swisshai
Schlusswort : Der " Täter " , war , ist und bleibt : dr Seppli ! Er hat es ja selbst eingesehen und nach fast zwei Jahren nach seinem tiefen Fall zeigte er Reue und meinte , " ich hätte früher aufhören sollen und sein Abgang sei schlussendlich eine Erlösung gewesen "! Die späte Einsicht war also der beste Weg zur Besserung und die Akzeptanz war doch eine Anerkennung seiner miesen Situation , in der er steckte ! Es hat sich wieder einmal mehr bestätigt , dass auch in unserer Bananenrepublik " gleich nicht gleich " ist ! MfG
TheO Swisshai 08.10.18 09:49
@Hermann Hunn / Da haben Sie zum...
..allergrössten Teil völlig Recht mit Ihrer Kritik Herr Hunn. Allerdings finde ich die angebrachten Vorwürfe etwas bedürftig und übertrieben. Denn ist der Handshakedeal mit Platini (ob Beraterhonorar oder für sonst was) Grund genug, um so über ihn herzufallen und über ihn zu schimpfen ? Er hat ja nicht mal ein Gesetz gebrochen, oder jemandem Schaden zugefügt. Da gibt es im Geld-Business definitiv viel schlimmere Typen, die nicht nur sich selbst schaden, sondern dazu haufenweise anderen Menschen. Weil er nach all dem und mit 82 Jahren, langsam zum "senilen Plauderi" wird, muss man ihn auch nicht unbedingt gleich in Stücke reissen. Von sonst einem Verbrechen, das er begangen haben könnte, habe ich nichts gehört.
TheO Swisshai 08.10.18 09:46
Kurz aber unbündig: Wer ist was ?
Bien sur, Monsieur Leupi. Ihre tiefsinnige Erkenntnis ist absolut richtig und auch unbestritten. Sie prangern darin das Verhalten eines sogenannten "Schweigers" an, der von einer Untat weiss, aber zu Tat und Täter schweigt. Es bleibt allerdings die grosse Frage; Welche Person ( Blatter, sich oder mich ) sehen Sie in welcher Rolle und welchem Zusammenhang..Faites votre jeu . ;-)
Hermann Hunn 08.10.18 00:01
unprofessionelle Führung
Herr TheO Swisshai, wer im 21. Jahrhundert Beraterverträge in Millionenhöhe per Handshake abschliesst, handelt nicht nur unprofessionell, sondern strohdumm und grobfahrlässig. Das hat er weder im Militär noch als PR-Berater bei Longines gelernt. Dass die FIFA viel für den Fussballsport beigetragen hat, ist unbestritten, jedoch nicht das alleinige Verdienst von Blatter. Dazu gehört zB. die meist unentgeltliche Arbeit in kleinen Vereinen, die Bereitschaft von Sponsoren und die Fans, welche die Stadien füllen und so zur Popularität dieser Sportart beitragen. Um Ihnen, Herr TheO Swisshai auf die Sprünge zu helfen: Wer seinen ehemaligen Arbeitgeber, Partner etc. öffentlich (oder auch in privaten Kreis) desavouiert, handelt naiv und unfair. Mit einem solchen Verhalten schadet Herr Blatter nur sich selbst und wird ganz schnell als «seniler Plauderer» in der Versenkung verschwinden. Oder mit anderen Worten: Sprich Gutes über deinen ehemaligen Arbeitgeber oder schweig.
Norbert Kurt Leupi 07.10.18 18:46
Verharmlosung / Herr TheO Swisshai
Kurz und bündig : * Es gibt Zeiten der Verharmlosung , in denen Schweigen einen zum Komplizen des Unrechts macht * ! " Verstandez - vous " ?
TheO Swisshai 07.10.18 13:49
@Norbert Kurt Leupi / Causa Blatter
Grüezi Herr Leupi, es ist auch logisch, das Prominente besonders im Fokus der Sensationspresse stehen. Diese Reaktion ist bei VIPs völlig normal. Es stand schon im Blick auf der ersten Seite, wenn er mal laut gefurzt hatte. In anderen Ländern ist es noch schlimmer wie in der Schweiz.. Aber was geht es die Leute eigentlich an, wenn der Seppli mal ein Unfall baut ? Das kann jedem passieren. Er hat ja, so viel ich weiss, niemanden ernsthaft verletzt oder getötet und auch seine Busse bezahlt. Da gibt es viele mit CD Nrummern die zahlen gar nichts. Nein, ich denke, die Mehrheit der Leute die Blatter kritisieren, hätten seinen Job nicht mal halb so gut gemacht, aber dafür doppelt so viel abkassiert.
Norbert Kurt Leupi 07.10.18 08:13
Irgendwie seltsam ? Herr TheO Swisshai
Jawohl, Herr TheO , die " Causa Blatter " war immer seltsam. Ich will die Vergehen bei der FIFA gar nicht erwähnen , mir reicht schon sein Verhalten , das er beim von ihm " produzierten " Unfall an den Tag gelegt hat , wo ihm die Polizei sogar geholfen hat und die Nummernschilder sofort am AMG 63 abmontiert hat , dass niemand wusste , dass es sich um den Wagen des " Fussball-Königs " vom Züri-Berg handelte ! " Sauhäfeli-Saudeckeli-Mentalität " !
TheO Swisshai 07.10.18 00:48
@Hermann Hunn / FIFA - Blatter
Irgendwie seltsam, viele Schweizer schimpfen über Blatter, aber keiner kann sagen weshalb. Was genau hat er den Leuten denn angetan, die gegen ihn sind ? Was hat er falsch gemacht und was er hätte besser machen sollen ? Hat irgend einer dieser Leute wegen ihm einen Schaden erlitten ? Die FIFA hat in allen Ländern viel für den Fussball gemacht und viel Geld in die Jugendförderung investiert. Die Schweiz hat durch den Weltsitz der FIFA in Zürich, auch nur profitiert. Vergleicht man die FIFA mit einem vergleichbare grossen Weltverband einer anderen Sportart, merkt man schnell, dass es gar keinen ähnlich grossen Weltverband gibt,schon gar nicht was den finanziellen Ertrag betrifft. Ich verstehe das Problem nicht. Vielleicht kann mir ja der Hr. Hunn auf die Sprünge helfen und sagen was seiner Meinung nach, Herr Blatter anders hätte machen sollen.
Norbert Kurt Leupi 06.10.18 19:37
Späte Einsicht / Herr H.Hunn
Besser kann man die Zunfthalle am Zürihügel , dem Meetingpoint der Fussballmafia , nicht beschreiben ! Ganz in meinem Sinne ! Chapeau !
TheO Swisshai 06.10.18 17:04
Viel für den Fussball getan
Blatter hat enorm viel für den Fussball gemacht. Wahrscheindlich hätte das in dieser Form, kein anderer so erfolgreich gekonnt. Die FIFA war ja schon vor Blatter korrupt und seine Vorgänger sind deswegen verurteilt worden. Wenn man sieht wie hohe Einnahmen er der FIFA beschehrt hat und wie viel Manager in ählichen Jobs verdienen, war wohl auch sein Lohn als angemessen anzusehen. Leider hat er den richtigen Zeitpunkt um ein paar Jahre verpasst, um zurückzutreten und seine Millionen zu geniesen.