ZÜRICH (dpa) - Der frühere FIFA-Ethikchef Hans-Joachim Eckert hat die Machtfülle des aktuellen Präsidenten des Fußball-Weltverbands kritisiert.
«Was Gianni Infantino derzeit macht, ist die permanente Überschreitung der ihm satzungsmäßig vorgeschriebenen Kompetenzen», sagte der 70 Jahre alte Jurist aus München in einem Interview des «Handelsblatts» (Donnerstag). Im Zuge des Reformprozesses des Fußball-Weltverbandes nach den zahlreichen Korruptionsvorwürfen war die Macht des FIFA-Präsidenten laut Satzung eigentlich eingeschränkt worden.
Doch Infantino fehle «ein Gegenpol», sagte Eckert, der bis Mai 2017 Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer der FIFA-Ethikkommission war und an dessen Absetzung auch Infantino maßgeblich beteiligt gewesen sein soll. «Es ist niemand mehr da, der ihm auf die Finger schaut», sagte Eckert. Das Einzige, was funktioniere, sei die Finanzabteilung, die mit einer unabhängigen Prüfgesellschaft arbeite.
Im persönlichen Umgang beschrieb Eckert den ehemaligen UEFA-Generalsekretär als «völlig distanziert». Die jetzige Ethikkommission bezeichnete der Top-Jurist als «weniger als ein Feigenblatt». Leiterin Maria Claudia Rojas (Kolumbien) spreche «weder Englisch noch Französisch, sie sitzt in Südamerika und hat verschwiegen, dass sie mit dem ehemaligen Verbandspräsidenten Kolumbiens, Luis Bedoya, gut bekannt ist. Den habe ich wegen Korruption lebenslang gesperrt».