Entschlossene Maßnahmen zur Rettung der Meere nötig

Foto: Pixabay/Reinhold Silbermann
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KOPENHAGEN: Zu stark ausgenutzt vom Menschen und vom Klimawandel bedroht: Um das Mittelmeer, die Ostsee und andere Meere Europas steht es nicht gut. Aber es gibt Hoffnung - falls eine nachhaltige Balance gefunden wird.

Die Lage der europäischen Meere muss angesichts umfassender Probleme wie Überfischung, Klimawandel und Verschmutzung mit entschiedenen Maßnahmen schleunigst verbessert werden. Zu diesem Schluss kommt die in Kopenhagen ansässige EU-Umweltagentur EEA in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zur Situation der Meere Europas. Ansonsten laufe die Zeit davon, um Jahrzehnte der Versäumnisse und übermäßigen Ausnutzung noch umzukehren.

Die EU habe weiterhin die Möglichkeit, wichtige Schlüsselelemente für die Belastbarkeit der marinen Ökosysteme wiederherzustellen, erklärte die EEA. Dazu müsse aber dringend und entschlossen gehandelt werden, um die menschliche Nutzung der Meere besser in Einklang mit den Ökosystemen zu bringen.

Bisher sei es den EU-Staaten nicht gelungen, die Nutzung der Meere von der Verschlechterung der marinen Ökosysteme zu entkoppeln, kritisierte die Agentur. «Die Art und Weise, wie wir das natürliche Kapital unserer Meere nutzen, scheint nicht nachhaltig zu sein.» Die EU könne die Widerstandsfähigkeit dieser Systeme aber Stück für Stück wiederherstellen, was sie letztlich beständiger im Kampf gegen die Klimakrise und andere Bedrohungen machen könne. Die EEA kommt aber zu dem klaren Schluss: «Es gibt dringenden Bedarf, jetzt zu handeln.»

Den Meeren in Europa gehe es derzeit generell schlecht, was auch für die Menschen eine schlechte Nachricht sei, weil dies Lebensqualität, Wirtschaft und Existenzgrundlagen beeinflusse. Die schlechten Meeresbedingungen liegen demnach zum einen an der historisch gewachsenen und anhaltenden Nutzung der Meere durch den Menschen. Hinzu komme zum anderen der Klimawandel, der die Folgen anderer Probleme noch verstärke. Die kombinierten Auswirkungen dieser Veränderungen befänden sich derzeit auf einem Weg, der die marinen Ökosysteme unumkehrbar schädigen könnte, heißt es in dem EEA-Bericht.

Mancherorts gebe es dank oft jahrzehntelanger Bemühungen jedoch Anzeichen für eine marine Erholung. Das anvisierte EU-Ziel, in allen europäischen Meeren bis Ende des Jahres gute Umweltbedingungen zu schaffen, werde dennoch aller Voraussicht nach nicht erreicht. Innerhalb des bestehenden politischen Rahmens der EU sei dies bis 2030 jedoch möglich - mit echten politischen Entschlüssen und einer zunehmenden Zusammenarbeit der Beteiligten.

«Unsere Meere und marinen Ökosysteme leiden aufgrund von Jahren der starken übermäßigen Ausbeutung und Vernachlässigung», erklärte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. «Wir könnten bald einen Punkt ohne Wiederkehr erreichen, aber wie unser Bericht bestätigt, haben wir noch eine Chance, unsere Meeresökosysteme wiederherzustellen.» Letztlich gehe es darum, ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen der Nutzung der Meere und dem menschlichen Einfluss auf die Meeresumwelt zu schaffen.

Die neue Biodiversitätsstrategie der EU und andere Elemente des «Green Deals» der EU-Kommission seien dabei Grund zur Hoffnung, so Bruyninckx. Zugleich warnte seine Behörde, dass die Meereswirtschaft ebenso wachse wie der Wettbewerb um Ressourcen wie Fisch, fossile Brennträger und Rohstoffe. Dies werde weiteren Druck auf die ohnehin schon übermäßig ausgebeuteten marinen Ökosysteme ausüben.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nahm die deutsche Bundesregierung in die Verantwortung. «Wir plündern, zerstören und verschmutzen unsere Meere, als ob es kein Morgen gäbe - mit drastischen Folgen für die Artenvielfalt und letztlich für uns Menschen», erklärte Greenpeace-Meeresbiologin Sandra Schöttner. Die Bundesregierung habe zwar bereits fast 50 Prozent ihrer Meeresgebiete unter Schutz gestellt, diesen gebe es aber nur auf dem Papier. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Umweltministerin Svenja Schulze müssten entschlossener und konsequenter handeln und die Zerstörung dieser Gebiete verbieten. «Um die Meere zu retten, brauchen wir echte Schutzgebiete», so Schöttner.

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