EU-Staaten einigen sich auf neue Sanktionen gegen Russland

Der Alltag in der Region Moskau. Foto: epa/Maxim Shipenkov
Der Alltag in der Region Moskau. Foto: epa/Maxim Shipenkov

BRÜSSEL: Droht wegen der russischen «Schattenflotte» eine Ölpest in der Ostsee? Anrainerstaaten und Umweltschützer sehen erhebliche Risiken. Die EU will jetzt handeln.

Die EU-Staaten haben sich wegen des anhaltenden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf ein neues Paket mit Sanktionen verständigt. Mit den geplanten Straßmaßnahmen soll vor allem schärfer gegen die sogenannte russische Schattenflotte für den Transport von Öl und Ölprodukten vorgegangen werden, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur sagten.

Plan ist es demnach, mehr als 50 weiteren Schiffen das Einlaufen in Häfen in der EU zu verbieten. Zudem sollen sie nicht mehr von Dienstleistungen europäischer Unternehmen profitieren können. In einem ersten Schritt hatte die EU im Juni bereits rund zwei Dutzend Schiffe auf eine entsprechende Schwarze Liste gesetzt.

Zudem ist im Rahmen des mittlerweile 15. Sanktionspaktes vorgesehen, Handelsbeschränkungen gegen mehr als 30 weitere Akteure zu verhängen, die nach EU-Erkenntnissen Verbindungen zum Verteidigungs- und Sicherheitssektor Russlands unterhalten oder diesen anderweitig unterstützen. Darunter sollen erneut auch welche mit Sitz in China sein, die zum Beispiel an der Herstellung von Drohnen für den russischen Krieg gegen die Ukraine beteiligt sind. Auch ist nach Angaben der derzeitigen ungarischen EU-Ratspräsidentschaft geplant, gegen etliche weitere Personen Einreiseverbote und Vermögenssperren zu erlassen.

Spitzenvertreter der EU-Institutionen zeigten sich erfreut über die Verständigung der Mitgliedstaaten. «Dies wird Putins Kriegsmaschinerie weiter schwächen», kommentierte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas zu dem Sanktionsdeal. Europaparlamentspräsidentin Roberta Metsola schrieb: «Dies sendet ein weiteres starkes Signal: Unsere Unterstützung für die Ukraine wird nicht nachlassen.»

Die im Ausschuss der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten erzielte Einigung muss nun noch formell bestätigt werden. Dies soll am kommenden Montag bei einem Treffen der Außenminister der Mitgliedstaaten in Brüssel geschehen. Anschließend können die beschlossenen Strafmaßnahmen im EU-Amtsblatt veröffentlicht werden und in Kraft treten.

Umweltschützer warnen vor Ölpest

Bei den Sanktionen gegen die Schiffe geht es vor allem um wirtschaftliche Aspekte, aber auch um den Umweltschutz. Russland wird seit langem vorgeworfen, zur Umgehung eines westlichen Preisdeckels für russische Ölexporte in Drittstaaten auf Schiffe zu setzen, die nicht in der Hand westlicher Reedereien oder von westlichen Versicherungen versichert worden sind.

Nach Ansicht von Experten gibt es dabei große Risiken für die Schifffahrt und die Umwelt. Sie weisen zum Beispiel darauf hin, dass viele Tanker überaltert seien, technische Mängel hätten und zeitweise ohne automatisches Identifizierungssystem unterwegs seien. Ostseeanrainer wie Schweden und Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace fordern deswegen schon seit Monaten ein schärferes Vorgehen gegen beteiligte Schiffseigentümer, Betreiber und Versicherungsgesellschaften.

Greenpeace verweist dabei darauf, dass auch die gesamte deutsche Ostseeküste durch die Tanker bedroht werde. Nach Zahlen der Umweltschutzorganisation sind mehr als 170 Schiffe der russischen Schattenflotte in den vergangenen zwei Jahren einmal oder öfter durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren.

Umstrittene Ausnahmeregelungen

Streit gab es vor der politischen Einigung auf das Sanktionspaket unter anderem darüber, wie lange europäische Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen nach Russland noch von Ausnahmeregelungen für bestimmte, eigentlich verbotene Exporte und Importe profitieren können sollten, um sich geordnet aus dem russischen Markt zurückziehen zu können. Länder wie Lettland und Litauen konnten sich dabei nach Angaben von Diplomaten nicht mit Forderungen nach einem schnellen Auslaufen der geltenden Ausnahmeregelungen durchsetzen.

Weiteres Sanktionspaket könnte zum Jahrestag kommen

Das bislang letzte Paket der EU mit Russland-Sanktionen war im Juni beschlossen worden. Es umfasste vor allem Maßnahmen gegen milliardenschwere Geschäfte mit Flüssigerdgas (LNG) und Unternehmen, die an der Umgehung von Sanktionen beteiligt sind. Ein weiteres EU-Paket mit Russland-Sanktionen soll es nach derzeitigen Plänen im kommenden Februar zum dritten Jahrestag des von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Kriegs gegen die Ukraine geben.

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Wilfried Stevens 15.12.24 08:10
Weiter schwächen, genau
Na, dann wird ja alles gut wieder und die EU hat alles unter Kontrolle, wo kein Käufer, keine Schiffe 555.

Livio Tagliavini 13.12.24 19:58
50 Schiffe sanktioniert
Ich nehme mal an, dass diese 50 Schiffe welche EU Häfen einlaufen auch billige Öl und Ölprodukte nach EU liefern. Wenn die EU darauf verzichtet, dann muss die EU teure Produkte aus anderen Ländern kaufen.
Die bisherigen Sanktionen haben der EU mehr geschadet als Russland und dieses 15.Paket wird die EU noch weiter schwächen. Deutschland ist von diesen Sanktionen (Energieprodukte) am stärksten betroffen.
Jürgen Franke 13.12.24 09:30
Das sagt alles:
genau, Länder, die nämlich im Sicherheitsrat sitzen können mach machen was sie wollen.
Rolf W. Schwake 13.12.24 02:50
Es wäre sehr einfach:
Der Kreml- Verbrecher muss nur das Schießen einstellen und sich auf die Grenzen seines Riesenreichs zurückziehen. Dazu wurde er bereits durch zwei überwältigende UN-Resolutionen aufgefordert, wobei nur je 4 von 193 Staaten mit Russlang gege die Resolutionen stimmten. Das sagt alles! Den Kreml-Verbrecher interessiert aber nicht, wozu ihn die UN auffordert. Traurig, dass sich die Welt das gefallen läßt ...
Jürgen Franke 12.12.24 14:40
Es ist zu hoffen,
dass dieser Krieg bald zu Ende geht
Ingo Kerp 12.12.24 14:20
Inzwischen gibt es 15 (!) sinnlose EU-Sanktionn gegen RUS. Sinnlos deshalb, weil der Krieg trotz Sanktionen ungehindert weiter geht und RUS wirtschaftlich nicht zusammngbrochen ist. Was man dort benoetigt, kauft man selbst ein oder über befreundete Staaten, die gerne das russ. Gas und Oel einkaufen.