EU sichert sich weitere 300 Millionen Dosen Biontech-Impfstoff

Foto: epa/Owen Humphreys
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BRÜSSEL: Nach einem teils schleppendem Impfstart in vielen EU-Staaten war die Kritik laut. Auch in Deutschland wurden fehlende Mittel beklagt. EU-Kommissionschefin von der Leyen weist die Kritik zurück - und präsentiert einen neue Abmachung mit Biontech/Pfizer.

Die EU kann im laufenden Jahr auf weitere bis zu 300 Millionen Dosen Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer zurückgreifen. 75 Millionen Dosen davon sollten bereits bis Ende des zweiten Quartals zur Verfügung stehen, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Freitag in Brüssel.

Von den bereits zugelassenen Mitteln von Biontech/Pfizer sowie dem US-Unternehmen Moderna hat die EU sich mittlerweile 760 Millionen Einheiten gesichert. Damit könnten mehr als 80 Prozent der EU-Bevölkerung geimpft werden, sagte von der Leyen.

Der neue Vertrag folgt auf Klagen über Knappheit von Impfstoff in Deutschland und anderen EU-Staaten. Sowohl Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) als auch die EU-Kommission standen in der Kritik. Das Biontech/Pfizer-Präparat war am 21. Dezember als erster Corona-Impfstoff in der EU zugelassen worden. Am Mittwoch wurde auch das Mittel des US-Herstellers Moderna genehmigt.

Bereits im November hatte die EU-Kommission für alle 27 Staaten bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen von Biontech/Pfizer bestellt - eine feste Bestellung von 200 Millionen Dosen und eine Option auf 100 Millionen weitere, die vor kurzem gezogen wurde. Auch die neue Vereinbarung sieht diese Aufteilung vor.

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer ist der bislang einzige, der in der EU genutzt wird. Von der Leyen sagte, sie sei besonders froh, dass 75 Millionen Einheiten bis Ende Juni ausgeliefert würden. Sie verteidigte die europäische Impfstrategie: «Ich bin der tiefen Überzeugung, dass dieser europäische Weg richtig ist und ich glaube, in der Rückschau wird sich das auch beweisen», sagte die deutsche Politikerin. «Europa wird mehr als genügend Impfstoff haben in einem verlässlichen Zeitrahmen.» Es sei von vorneherein klar gewesen, dass man nicht «auf einen Schlag» alle impfen könne.

Wenn man eines Tages zurückschaue, werde man sehen, dass es zu Beginn etwas holprig war. «Das ist immer so bei solchen großen Veränderungen, die man angeht. Aber in der Rückschau bin ich der festen Überzeugung, dass man sehen wird, dass hier viel geleistet worden ist in den Mitgliedstaaten, die Impfungen tatsächlich auch auf den Weg zu bringen.» Sie betonte, dass alle Entscheidungen über Impfstoff-Einkäufe gemeinsam mit den EU-Staaten getroffen würden. Kritik am teils langsamen Impfstart der EU-Staaten vermied die CDU-Politikerin.

In Deutschland wird derzeit ein neuer Produktionsstandort von Biontech in Marburg aufgebaut. Wenn dieser wie geplant im Februar in Betrieb gehe, dann könne das Unternehmen die Impfstoffproduktion massiv ausbauen, sagte Spahn jüngst. «Das führt zu früheren Lieferungen bestellter Dosen.»

Neben Biontech/Pfizer gibt es bereits Rahmenverträge mit fünf weiteren Herstellern. Inklusive des neuen Vertrags mit Biontech/Pfizer kann die EU nun insgesamt mehr als zwei Milliarden Dosen beziehen. Von Moderna hat die EU-Kommission bis zu 160 Millionen Dosen gesichert.

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