EU setzt Extrazölle auf E-Autos aus China endgültig in Kraft

Eine Luftaufnahme zeigt chinesische Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieb für den Export in einem Terminal des Hafens Taicang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Foto: XinHua/dpa
Eine Luftaufnahme zeigt chinesische Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieb für den Export in einem Terminal des Hafens Taicang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Foto: XinHua/dpa

BRÜSSEL: Die EU erhebt ab Mittwoch zusätzliche Abgaben auf aus China importierte Elektrofahrzeuge. Deutsche Autobauer zittern. Drohen Gegenmaßnahmen?

Die EU-Zusatzzölle auf die Einfuhr von Elektroautos aus China treten trotz Widerstands aus Deutschland endgültig in Kraft. Die EU-Kommission beschloss am Dienstag eine dafür notwendige Verordnung, wie aus einem Dokument hervorgeht. Die Verordnung wurde am Abend im EU-Amtsblatt veröffentlicht. Damit wird sie bereits am Mittwoch wirksam.

Zuvor hatte Anfang des Monats eine ausreichend große Mehrheit der EU-Staaten für die Strafzölle gestimmt. Deutschland votierte dagegen - aus Sorge vor einem neuen großen Handelskonflikt und möglichen Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Hersteller.

Aus Sicht der Europäischen Kommission sind die Ausgleichszölle notwendig, um langfristig die Zukunft der Autoindustrie in der EU zu sichern. Sie kam bei einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass chinesische Hersteller von unfairen Subventionen profitieren, die ihnen einen erheblichen Vorteil auf dem europäischen Markt verschaffen. Demnach können chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent günstiger angeboten werden als in der EU hergestellte Modelle. Bereits im Juli hatte die EU-Kommission deswegen vorläufige Ausgleichszölle eingeführt.

Für E-Autos des Herstellers BYD gilt nun künftig eine Extra-Abgabe in Höhe von 17,0 Prozent, wie aus der Verordnung hervorgeht. Für Elektrofahrzeuge des Produzenten Geely sind demnach 18,8 Prozent fällig. Der Höchstsatz beträgt 35,3 Prozent.

Kompromisssuche ohne Erfolg

Wie China auf die endgültige Einfuhr der Zölle reagieren wird, ist noch unklar. Die Regierung in Peking wirft der EU Protektionismus vor und drohte in der Vergangenheit insbesondere mit höheren Zöllen bei der Einfuhr von Verbrennern mit großem Hubraum aus der EU in die Volksrepublik. Davon wären besonders deutsche Autobauer betroffen.

Als mögliche Vergeltungsmaßnahmen begann China zudem Zusatzabgaben auf den Import von Schweinefleisch und Milchprodukten zu prüfen. Eine Untersuchung gegen Branntwein führte bereits zu vorläufigen Maßnahmen.

Verhandlungen über eine mögliche einvernehmliche Lösung des Handelsstreits blieben bis zuletzt erfolglos. Als eine Option wird gesehen, dass E-Auto-Händler Preisverpflichtungen eingehen und damit die Zölle abwenden können.

Bedeutung für Deutschland

Für die deutsche Industrie ist der Handelsstreit ein großes Thema, weil China der größte Automarkt der Welt ist und Unternehmen um einen ihrer wichtigsten Absatzmärkte fürchten. Deutsche Firmen wie VW, Mercedes und BMW produzieren dort nicht nur Wagen speziell für den chinesischen Markt, sondern auch für den Export.

Der Verband der Automobilindustrie mahnte, durch die Zölle wachse nicht nur das Risiko eines beiderseitigen Handelskonflikts weiter an, sondern die Fahrzeuge würden sich auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher verteuern.

Außerdem werde der Hochlauf der Elektromobilität und damit das Erreichen der Klimaziele in einer «besonders kritischen Phase» ausgebremst, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. In Brüssel wiederum gibt es die Einschätzung, diese Position sei vor allem von Top-Managern der Autobauer geprägt. Ihnen wird vorgeworfen, vor allem kurz- und mittelfristig gute Zahlen erreichen zu wollen und nicht so sehr das langfristige Überleben der Autoindustrie im Blick zu haben.

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Horst Flügge 31.10.24 08:20
Ole Bayern 30.10. 18.10.
Da machen Sie es sich aber zu einfach, wenn Sie davon ausgehen, die Autos aus China seien nur wegen Subventionen so günstig.
In Japan hat man ein Modell komplett zerlegt, um den Grund der niedrigen Herstellungskosten zu erforschen. Jedes Teil wird von der Fabrik selber hergestellt, man arbeitet also nicht mit Zulieferern . Der Antriebsstrang wurde in einer Einheit komplett verbaut usw. Man wies darauf hin, daß das chinesische Auto nicht die Qualität eines Japanischen hätte, machte es aber auch nicht schlecht.
Mein Zusatz, vergessen Sie nicht den Unterschied der Löhne. Ich habe schon oft gehört, die Autos in den USA seien viel billiger als bei uns.
Vielleicht sind unsere Autos einfach zu teuer. Und zu den noch fehlenden Service Stationen : die Japaner sind auch irgendwann in Europa angefangen und wurden erst ausgelacht ( Reiskocher). Letztens war ein Ausspruch des damaligen VW Chefs zu sehen : er hatte sich über Tesla in deren Anfangszeit lustig gemacht. Vielleicht sind die Etablierten zu hochnäsig und halten sich für unfehlbar. Es gibt genug Beispiele über frühere Industrien
In Deutschland , die durch ausländische Konkurrenten ersetzt worden sind, weil Neuheiten verschlafen worden sind.
Jörg Obermeier 31.10.24 01:10
Nicht nur BYD hat scheinbar Probleme mit den Umständen und Gepflogenheiten in Europa umzugehen. Beispielsweise hat GWM seine Europa-Niederlassung in München gleich ganz dicht gemacht. Unabhängig davon war ich vor ein paar Wochen noch bei einem BYD Händler in Augsburg. Der ist in einem offensichtlich größeren BMW Händler integriert. Vielleicht lag's auch nur an meinen Jeans, aber ich wurde vom gesamten Verkaufsteam komplett ignoriert und konnte unbelästigt wieder von dannen spazieren. Ganz anders bei GWM, zusammen mit einem Mitsubishi Händler. Nur Erstens erschien mir der Cat 3 etwas zu klein und Zweitens hat sich zwischenzeitlich herausgestellt, dass ich hier ja gar keinen mehr brauche.
Norbert Schrader 30.10.24 20:20
BYD , SIXT, chinesische E-Auto in Deutschland
Das Sixt beabsichtigt, von BYD bis zu 100.000 Autos zu kaufen, wurde in 2022 vereinbart. Das ist eine Absichtserklärung, nicht eine Bestellung. Bis heute, also 2 Jahre danach, hat Sixt nicht viele BYD Autos gekauft. Aber Sixt ist ja weltweit aktiv.
Wie man weiß, hat BYD in den ersten 3 Quartalen 2024 erst ca. 4.000 Autos in Deutschland verkauft. Für 2026 werden 6.000 Autos geschätzt. Und es ist bekannt, dass BYD in Europa erstmal eine Bruchlandung hingelegt hat. Das Management wurde ausgetauscht und es gibt einen Neuanfang für BYD in Europa.
Ich sehe für BYD gute Chancen, auf dem europäischen Markt mitzumischen. Aber es dauert noch eine Zeit, bis die Käufer Vertrauen bei chinesischen Autos haben. Tesla wird der große Verlierer sein.
Wilfried Stevens 30.10.24 19:40
Ja, es bleibt kontrovers Ole Bayern
Die 6,4 Miliarden Subventionen an VW und die 2,3 Milliarden an BMW sind natürlich dem gegenüber gestellt peanuts. Unbegreiflich, warum Sixt 100.000 Auto von Byd bestellt hat und nicht VW. Großes Risiko für Sixt. Bin mal gespannt, ob BYD mit seiner baldigen Auto-Produktion in Ungarn Erfolg hat oder nicht. Fisker war doch ein nobody, vollkommen uninteressant. Bleibt spannend, wie sich der Automarkt entwickelt. Ohne China bestimmt nicht. Thema für meine Enkelkinder.
Jörg Obermeier 30.10.24 19:10
Ole Bayern 30.10.24 18:10
Zugegeben, wir kennen uns persönlich nicht. Aber ich hätte mir dieses Jahr hier (=in Deutschland) einen BYD zugelegt, wenn ich in den Folgejahren voraussichtlich ähnlich oft und/oder lange in Europa hätte sein müssen wie in diesem. Aber manchmal hat man Glück und es wird nicht notwendig sein. So werde ich mir den Atto3 dann doch lieber nur in Thailand zulegen. Da gibt es die Problematik mit dem Vertriebs- und Werkstattnetz nämlich schon nicht mehr. Und Ihre Bedenken bez. Herstellerpleiten und Garantieansprüchen haben Sie natürlich auch nicht unrecht. Was ich aber nach meinem Kenntnisstand bestreite, dass chinesische Exporte subventioniert würden. In China werden bei Kauf eines EV massive Subventionen an die Käufer ausgeschüttet und die EV-Ladeinfrastruktur gefördert. Das betrifft aber nur den Inlandsmarkt. Davon profitieren die Hersteller nur indirekt. Direkte Subventionen an Hersteller und insbesondere Exporteure konnte mir bislang noch niemand nennen. Aber vielleicht wissen Sie genaueres dazu?
Ole Bayern 30.10.24 18:10
Nein - Nein Herr Stevens ...
.... so eine " Narrenschiff " ist Deutschland und die EU nun auch wieder nicht . Ich kenne Niemanden , welcher sich ein chinesisches E- Auto derzeit zulegen würde. Und die E Autos aus China sind ja auch nur so günstig, weil total subventioniert inkl. der Zulieferer, deshalb bis 35 % Zoll ab heute.
Es gibt für diese Autos kein nennenswertes Vertriebs - und Werkstattnetz z.Zt. in Deutschland / Europa.
Wer übernimmt denn dann die Garantieverpflichtung für diese Wagen im fall der Fälle ?
Fragen über Fragen ....

Und was passiert, wenn so eine E - Auto - Firma pleite geht sieht man derzeit bei dem US Autobauer Fisker.

Die Insolvenz bei Fisker könnte letztendlich drastische Folgen für Autobesitzer deren Fahrzeugen haben .

Die Fahrzeuge von Fisker sind derzeit ohne funktionierende Server nicht mehr nutzbar... Ausgang offen ....

Nach Blockade der Server durch die Insolvenz sind die Funktionen wie z.B. Batteriemanagement und Türsteuerung nicht mehr verfügbar.

Passiert dies auch bei VW , BMW , MB . Porsche , oder anderen EU Herstellern ? Ich denke wohl kaum.

Ole
Wilfried Stevens 30.10.24 17:40
EU - Narrenschiff
In ein paar Jahren werden chinesische E-Marken konkurrenzlos sein. Auch mit der Entwicklung neuer Batterien und KI-Elektronik sind die Chinesen ein Quantensprung weiter. Das Kalkül, das dann chinesische Autos so teuer sind wie deutsche oder europäische, und man deshalb eher europäische Marken kauft, ist ja wieder so was von laienhaft 555.
Konrad Benz 30.10.24 16:40
Das ist überhaupt nicht erstaunlich
Denn China ist ein wichtiger Exportmarkt für deutsche Autohersteller. Diese befürchten dass China ebenfalls die Importsteuern erhöht. Französische und italienische Hersteller spielen im chinesischen Importgeschäft kaum eine Rolle.
Ingo Kerp 30.10.24 14:40
Erstaunliecherweise haben sogar "Autoländer" wie Frankreich und Italien für diese Zoelle auf chin. E-Autos gestimmt. Da DE wohl das europ. Land mit der groeßten Autoproduktion ist, hat man aus verschiedenen Gründen dagegen gestimmt, was nichts gebracht hat. Jetzt wird man die Folgen abwarten müssen in einer denkbar schlechten Zeit für die Autoindustrie, die in Europa den E-Auto Trend mehr oder weniger verschlafen hat.