«Handelskriege sind schwer zu gewinnen»

Foto: epa/Angelika Warmuth
Foto: epa/Angelika Warmuth

BRÜSSEL (dpa) - Wohl kaum ein anderer europäischer Spitzenpolitiker hat wegen US-Präsident Donald Trump ein so aufreibendes Jahr erlebt wie EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Für 2019 kann sie Hoffnung machen - allerdings nicht mit Blick auf die Politik der USA.

Ein Handelskrieg zwischen den USA und Europa: Das war das große Schreckensszenario des Jahres 2018. Muss die Wirtschaft auch in den kommenden zwölf Monaten zittern? Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström (50) über die schwierigen Beziehungen zu Washington und die Hoffnungen für 2019.

Frage: Frau Kommissarin, wann führt US-Präsident Donald Trump die neuen Autozölle ein?

Antwort: Sie meinen, ob er sie überhaupt einführen wird. Wir wissen, dass die Untersuchung zum Thema wahrscheinlich abgeschlossen wurde, auch wenn es noch nicht offiziell ist. Die Sache liegt damit beim Präsidenten. Er schaut sich das an, holt sich Rat. Wird er die Zölle einführen oder nicht? Niemand weiß das. Für den Fall, dass die Zölle kommen, bereiten wir eine Liste mit US-Produkten vor, auf die Ausgleichszölle verhängt werden würden.

Frage: Stimmt es, dass es um Waren im Wert von mehr als 50 Milliarden Euro gehen könnte?

Antwort: Es stimmt, dass sich der Wert europäischer Auto- und Autoteilexporte in die USA auf mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr beläuft. Der Umfang der Ausgleichsmaßnahmen würde sich nach den entstehenden Schäden richten und im Einklang mit den WTO-Regeln berechnet werden. Genauso wie wir es bei unserer Antwort auf die amerikanischen Stahl- und Aluminiumzölle gemacht haben.

Frage: Anfang Dezember waren deutsche Autobosse ins Weiße Haus eingeladen, um darzulegen, wie sie in den USA investieren. Haben Sie den Eindruck, dass dies die Gefahr neuer Zölle gesenkt hat?

Antwort: Ich kann das schlecht einschätzen. Grundsätzlich gilt: Wenn es irgendetwas gibt, das zu einer Deeskalation der Situation beiträgt, ist das eine gute Sache. Europäische, vor allem deutsche Unternehmen, investieren enorm in die US-Autoindustrie. Sehr, sehr viele Jobs in den USA hängen direkt oder indirekt an der europäischen Autoindustrie. Sie werden schlechter dastehen, wenn neue Zölle eingeführt werden. Direkt und indirekt hängen mehr als eine halbe Million US-Jobs an der europäischen Autoindustrie - nicht nur an der deutschen.

Frage: 2018 wurde von Handelskonflikten bestimmt. Gibt es etwas, was Sie optimistisch ins Jahr 2019 blicken lässt?

Antwort: In der Tat sind die globalen Handelskriege, die Zölle und der Protektionismus besorgniserregend. Aber aus europäischer Sicht bin ich noch immer hoffnungsvoll. Wir haben ein sehr gutes neues Handelsabkommen mit Kanada, und am 1. Februar 2019 wird das Handelsabkommen mit Japan in Kraft treten - das größte, das wir jemals geschlossen haben. Ein bisschen später wird dann hoffentlich Singapur folgen, und die Verhandlungen mit Mexiko und Vietnam sind auch abgeschlossen. Zudem hoffe ich, dass wir Mercosur (Anm. d. Red.: das geplante Abkommen mit den südamerikanischen Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) abschließen können. Das zeigt, dass wir an einem sehr starken Freundeskreis arbeiten, der ein multilaterales System verteidigt. Das ist beruhigend, weil es zeigt, dass es viele gibt, die keine Freunde willkürlicher Zölle und Handelskriege sind.

ZUR PERSON: Die Schwedin Cecilia Malmström ist seit 2010 Mitglied der EU-Kommission. Zuständig war die liberale Politikerin dort zunächst für Innenpolitik, bevor Jean-Claude Juncker 2014 sie zur EU-Handelsbeauftragten machte. Vor ihrer Zeit als Kommissarin war Malmström bereits Außenministerin und Europaabgeordnete ihres Landes. Die 1968 geborene Politikerin ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Jürgen Steinhoff 31.12.18 20:02
Herr David Hermann sind sie ein Trump Fan?
oder wollen sie nur die EU mies machen, Ihre aufgeführte Einführzölle sind zwar richtig, obwohl sie die für die USA wichtigen Pick Up weggelassen haben, wo der Zoll umgekeht hoch ist. Aber das wesentliche ist, dass die EU wiederholt angeboten hat alle Zölle auf Autos und anderen Industriegütern abzuschaffen. Dann wären keine US Autos mer benachteiligt. Aber das wollen die Amis oder nur Trump nicht, Da will er dann auch seine gen-manipulierten Argrargüter in ein zollfreies Abkommen einpacken.