EU bremst Zug-Allianz

EU-Kommissarin Margrethe Vestager. Foto: epa/Olivier Hoslet
EU-Kommissarin Margrethe Vestager. Foto: epa/Olivier Hoslet

BRÜSSEL (dpa) - Siemens und Alstom wollen der wachsenden chinesischen Konkurrenz Paroli bieten und ihr Zuggeschäft zusammenlegen. Doch die Wettbewerbshüter in Brüssel haben Zweifel.

Die EU-Kommission hat Bedenken gegen den geplanten Zusammenschluss der Siemens-Zugsparte mit dem französischen Konkurrenten Alstom. Sie werde nun genau untersuchen, ob der Wettbewerb behindert würde und die Preise zum Nachteil von Millionen Bahnkunden steigen könnten, sagte EU-Kommissarin Margrethe Vestager am Freitag in Brüssel. Diese Prüfung soll bis 21. November abgeschlossen werden.

ICE-Hersteller Siemens und TGV-Hersteller Alstom wollen mit der Fusion vor allem der starken Konkurrenz aus China Paroli bieten. Sie hatten die Fusion im vergangenen Herbst angekündigt, aber bereits mit kartellrechtlichen Verzögerungen gerechnet. Beide Unternehmen rechneten weiterhin mit einem Abschluss der Fusion vor Mitte nächsten Jahres, teilten sie am Freitag mit.

Das neue Unternehmen käme auf 15 Milliarden Euro Umsatz, Aufträge von 61 Milliarden Euro und 62 300 Beschäftigte. Die EU-Kommission befürchtet, dass die Fusion die Auswahl der Bahnen bei Zügen und Signaltechnik massiv einschränken und Innovationen bremsen könnte. Das könnte für Bahnen und ihre Kunden zu höheren Preisen führen. Bisher standen Siemens und Alstom bei Schnell-, Regional-, Nahverkehrszügen und Signaltechnik in hartem Wettbewerb.

Dass chinesische Zug- oder Signaltechnikanbieter in absehbarer Zukunft auf den europäischen Markt vordringen, erscheint der Kommission heute unwahrscheinlich. Bei Hochgeschwindigkeitszügen würden Siemens und Alstom zusammen in Europa und in großen Teilen der Welt zum unangefochtenen Marktführer aufrücken.

Siemens soll den Plänen zufolge die knappe Mehrheit an dem neuen Unternehmen bekommen. Der Hauptsitz soll bei Saint-Ouen bei Paris angesiedelt werden. Das kombinierte Unternehmen wird weiter an der Pariser Börse notiert sein. Am kommenden Dienstag wollen die Aktionäre von Alstom auf einer Hauptversammlung über das Bündnis abstimmen.

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Ingo Kerp 14.07.18 13:46
So ist recht! 2 Großunternehmen wollen zusammenkommen um den Chinesen die Stirn bieten zu koennen und die EU stopt den Deal. Da werden sich die Chinesen aber freuen und mit eigenen Zug-Angeboten bald in der EU auftauchen.