Estland verlegt umstrittenes Sowjetpanzer-Monument

Ein Panzer T-34, Teil des sowjetischen Kriegerdenkmals im Tiergarten. Foto: epa/Clemens Bilan
Ein Panzer T-34, Teil des sowjetischen Kriegerdenkmals im Tiergarten. Foto: epa/Clemens Bilan

TALLINN: In Estland haben die Behörden ein umstrittenes Sowjetpanzer-Monument nahe der estnisch-russischen Grenzstadt Narva demontiert und verlegt. Mit schwerem Gerät entfernten Arbeiter auf Regierungsbeschluss am Dienstag das Kriegsrelikt und brachten es mit einem Schwertransporter in das gut 200 Kilometer entfernte Estnische Kriegsmuseum nördlich der Hauptstadt Tallinn. Zusätzlich verschwanden nach einem Rundfunkbericht sechs weitere Monumente aus der Sowjetzeit aus dem Stadtbild der drittgrößten Stadt Estlands.

Die Regierung in Tallinn hatte zuvor grünes Licht für die Entfernung von sowjetischen Denkmälern aus dem öffentlichen Raum des baltischen EU- und Nato-Landes gegeben. «Als Symbole von Repressionen und sowjetischer Besatzung sind sie zu einer Quelle zunehmender sozialer Spannungen geworden - in diesen Zeiten müssen wir die Gefahr für die öffentliche Ordnung so gering wie möglich halten», begründete Regierungschefin Kaja Kallas den auch von Staatspräsident Alar Karis unterstützten Beschluss.

In Estland war nach Russlands Angriff auf die Ukraine über die Denkmäler eine öffentliche Debatte entbrannt. Im Mittelpunkt stand vor allem der nun abgebaute sowjetische T-34-Panzer nahe Narva im Osten des Landes. Er steht an dem Punkt, an dem die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg den gleichnamigen Fluss Narva überquerte und die deutschen Truppen aus der Stadt vertrieb.

Unter den Einwohnern gab es Widerstand gegen den unter Polizeischutz erfolgten Abbau des Panzers, der nach Behördenangaben ohne größere Zwischenfälle verlief. Die Verwaltung der Stadt, deren Bevölkerung zu mehr als 90 Prozent aus ethnischen Russen besteht, hatte es zuvor vermieden, selbst eine Entscheidung über die Zukunft des 1970 enthüllten Denkmals zu treffen. Deshalb fasste die Regierung ihren Beschluss, der Kallas zufolge auch den wichtigsten Verbündeten erklärt worden sei. Russland hatte zuvor gegen die Pläne protestiert.

Estland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und Deutschland besetzt. Nach Kriegsende blieb der Baltenstaat bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion. Bis heute besteht die Bevölkerung zu rund einem Viertel aus ethnischen Russen, die häufig auch familiäre Bindungen nach Russland haben. Unter ihnen gibt es Umfragen zufolge teils Unterstützung für den Kurs des russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

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