Es war ein nach Hause kommen

Der alte Pfarrer ist auch der neue: Wolfgang Leuschner ist zurück in Pattaya

Nach zweijähriger Abwesenheit wurde Pfarrer Wolfgang K. Leuschner erneut zum Dienst in Pattaya beauftragt.
Nach zweijähriger Abwesenheit wurde Pfarrer Wolfgang K. Leuschner erneut zum Dienst in Pattaya beauftragt.

PATTAYA: Seit dem 1. Oktober dieses Jahres bekleidet Wolfgang K. Leuschner das Amt des Pfarrers der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache im Begegnungszentrum Pattaya (BZP), oder besser gesagt wieder! Denn der 72 -Jährige war bereits von 2017 bis 2019 im BZP im Dienst, weshalb er und seine Frau Herta Leuschner-Helmer vielen Leserinnen und Lesern bekannt sein dürften.

Das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder – Sohn Felix ist Komponist und arbeitet als Musiklehrer an der Deutschen Europäischen Schule Singapur und Tochter Eva Arora ist selbstständig und arbeitet ebenfalls in Singapur, wo sie mit den „Musical Monkeys“ außerschulische musikalische Früherziehung anbietet. Redaktionsleiter Björn Jahner befragte Pfarrer Leuschner über die Gründe für die Rückkehr nach Pattaya, seine Eindrücke vom Wandel der Stadt und die Auswirkungen der Pandemie auf seine seelsorgerische Tätigkeit.

Sehr geehrter Herr Leusch­ner, herzlich willkommen zurück! Wie haben Sie die Zeit nach Ihrem ersten Pattaya-Einsatz verbracht?

Von 2019 bis 2020 wurde ich zum Dienst in der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Nordindien beauftragt. Darauf folgte eine coronabedingte Zwangspause in Deutschland. Nachdem wir am 18. Juni 2020 mit der erstmöglichen Sondermaschine der Lufthansa aus Delhi in München eintrafen, begaben wir uns in 14-tägige Hausquarantäne und kurierten uns aus.

Nach so vielen Jahren im Ausland stellt sich die Frage: Wie haben Sie Ihre Rückkehr nach Deutschland empfunden?

Nach fünf Arbeitseinsätzen in Asien (2015 bis 2020) hatten wir durch die Pandemie plötzlich und unerwartet ein Jahr in der Heimat geschenkt bekommen – und ich habe diese Zeit sehr genossen. Während Höhepunkten der Pandemie zogen wir uns auf unseren zwei Grundstücken zurück und konnten endlich viele Sachen erledigen, für die man ansons­ten keine Zeit hat. Im Sommer 2020 und 2021, nachdem die Hotels und Campingplätze wieder öffnen durften, reisten wir zu verschiedenen Traumzielen in Deutschland. Und vor allem: Wir ließen uns impfen.

Warum sind Sie zurück nach Pattaya gekommen?

Begleitet wird Pfarrer Leuschner wieder von seiner Frau Herta, die sich ebenfalls aktiv im Gemeindeleben engagiert.
Begleitet wird Pfarrer Leuschner wieder von seiner Frau Herta, die sich ebenfalls aktiv im Gemeindeleben engagiert.

Seit der Beendigung meiner Dienstzeit in Pattaya musste das BZP zwei Jahre lang ohne beauftragten Pfarrer zurechtkommen. Pfarrer Körber aus Bangkok übernahm so gut es ging die Vertretung und es war ein Glück, dass sich viele Ehrenamtliche nach meiner Dienstzeit noch verstärkt engagierten. Mit Peter Hirsekorn gewann das BZP darüber hinaus einen engagierten Geschäftsführer. Da meine Frau und ich auf glückliche und erfolgreiche zwei Jahre in Pattaya zurückblicken konnten, fiel uns die Entscheidung leicht, einer erneuten Beauftragung im BZP zuzustimmen.

In Pattaya sind die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie allgegenwärtig. Was ist Ihnen bei der Rückkehr besonders aufgefallen?

Als wir am 16. September unser Quarantäne-Hotel – das Avani Pattaya Resort – bezogen, war ich erschrocken über die gespenstische Ruhe in der Stadt. Die Beach Road, die im Herbst  normalerweise überquillt mit Touristen, die sich in den Bars, auf der Promenade oder am Strand amüsieren, war so gut wie leer. Auf der der anderen Seite vom Hotel, in der Pattaya Second Road, sah ich nur ein kleines indisches Lokal und etwas weiter einen Massagesalon mit zwei vergeblich auf Kundschaft wartenden Angestellten, die geöffnet waren. Ansonsten heruntergelassene Metalljalousien, so weit das Auge reichte. Selbst die Fenster der beiden großen Gebäude des Royal Palace Hotels waren komplett dunkel. So leer, so tot, habe ich Pattaya noch nie erlebt.

Welche Gedanken gehen Ihnen bei diesen Bildern durch den Kopf?

Mir wurden von verschiedenen Seiten Fotos von Armenspeisungen übermittelt. Es ist bitter zu sehen, wie die kleinen Angestellten und Tagelöhner mit ihren Familien ohne Tourismus und ohne finanzielle Absicherung selbst zusehen müssen, wie sie durch Krise kommen. Ihre Ersparnisse, wenn überhaupt, sind inzwischen längst aufgebraucht.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Arbeit im BZP?

Ich bin glücklicherweise in einer Zeit nach Thailand gekommen, in der sich viele Mitglieder unserer Gemeinde sowie Besucherinnen und Besucher des BZP impfen lassen konnten. Durch die Lockerungen haben wir den Betrieb wieder weitgehend auf den üblichen Umfang unserer Angebote gebracht. Dadurch können wir wieder vielfältige Begegnungsmöglichkeiten unter Wahrung der obligatorischen Hygienebestimmungen anbieten.

Gibt es Themen oder Probleme, die im Zuge der Pandemie immer häufiger Ihre seelsorgerische Tätigkeit bestimmen?

Aus meiner Erfahrung in Delhi 2020 weiß ich, dass, vor allem bei älteren Menschen, die Angst zu erkranken sehr groß ist. Viele zogen sich deshalb völlig zurück und litten unter Vereinsamung. Deshalb haben wir in den sozialen Medien Gruppen zur Kommunikation miteinander eingerichtet. Auch Zoom-Gottesdienste und Zoom-Treffen begünstigten die Aufrechterhaltung des regelmäßigen Austausches, wenn auch nur digital. Darüber hinaus halfen Telefongespräche und später auch Besuche, mit der Angst vor Erkrankung und Vereinsamung umzugehen. Über unsere Webseite informieren wir zudem regelmäßig über die amtlichen Änderungen der Corona-Bestimmungen in deutscher Sprache, ein wichtiger Dienst, der in einem hohen Maße abgefragt wird.

Wie wurden Sie von Ihrer Gemeinde in Pattaya (wieder-)aufgenommen?

Von der Gemeinde und von allen Freunden des BZP wurden wir sehr warmherzig aufgenommen. Es war ein nach Hause kommen.

Welche Schwerpunkte setzen Sie bei Ihrer Gemeindearbeit in Pattaya?

Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir mit Peter Hirsekorn einen kompetenten Geschäftsführer gefunden haben, weshalb ich nicht mehr Verantwortung für das ganze Geschehen trage. Deshalb kann ich mich jetzt auf meine Kernaufgabe als Geistlicher konzentrieren: Gottesdienste mit einem kleinen Team vorbereiten. Für geistliche Weiterbildung wird zudem durch zwei Gruppenangebote gesorgt, in der wir die Bibel mit ihrem ganzen Reichtum entdecken und Glaubensfragen diskutieren. Meine Frau macht wieder Angebote für deutschsprachige sowie thailändische Frauen und versucht, auch für Kinder Angebote zu organisieren. St. Martin mit einem traditionellen Laternenumzug liegt hinter uns, aktuell bereiten wir das Adventssingen vor, zu dem auch der Nikolaus kommt und den Kindern Geschenke bringt. Ich habe jetzt viel mehr Zeit für Besuche und für Gespräche mit Menschen mit kleinen oder großen Problemen – direkt bei uns im BZP-Café oder per Telefon.

An welche Zielgruppe richtet sich die Arbeit im BZP und was ist die größte Herausforderung?

Wir wollen die Gemeinschaft und das gegenseitige Verständnis ganz unterschiedlicher Menschen fördern. Im BZP sind sie alle willkommen. Zusammen mit der Geschäftsführung und der Leitung der Gemeinde in Pattaya und Bangkok suchen wir Wege, wie wir langfristig finanziell überleben können. Dies ist momentan die dringendste, aber auch die schwierigste Herausforderung, die sich uns stellt.

Wie werden Sie dieses Jahr das Weihnachtsfest feiern?

Wir hoffen inständig, dass die derzeitigen Corona-Lockerungen bis Weihnachten halten werden, damit wir an Heiligabend unseren traditionellen Christvesper-Gottesdienst mit anschließender Weihnachtsfeier im BZP-Café feiern können. Zu den Programmhöhepunkten gehören ein festliches Menü, das Weihnachtsliedersingen und ein außergewöhnliches Krippenspiel. Nach zwei Jahren Zwangspause sehnen sich die Menschen danach, endlich wieder gemeinsam Weihnachten zu feiern. Am ersten Weihnachtstag biete ich einen Abendmahlsgottesdienst an. Über Silvester ist das BZP geschlossen. Meine Frau und ich wollen die freien Tage zum Urlaub an einem schönen Ort in Thailand nutzen.

Sehr geehrter Herr Leusch­ner, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Bleiben Sie gesund.


Weihnachtsgottesdienste im BZP

• Zweiter Adventssonntag, 5. Dezember von 14.00 bis 18.00 Uhr: Weihnachtsliedersingen zum 2. Advent mit Nikolausfeier.

• Heiligabend, Freitag, 24. Dezember um 17.00 Uhr: Christvesper-Gottesdienst.

• Heiligabend, Freitag, 24. Dezember um 18.00 Uhr: Weihnachtsfeier mit festlichem Menü und Weihnachtsprogramm.

• Erster Weihnachtsfeiertag, Samstag, 25. Dezember um 11.00 Uhr: Festgottesdienst mit Abendmahl.

Wenn es zu keinen neuen Beschränkungen kommt, wird dieses Jahr im BZP wieder Weihnachten gefeiert.
Wenn es zu keinen neuen Beschränkungen kommt, wird dieses Jahr im BZP wieder Weihnachten gefeiert.

Mehr über das Veranstaltungs­angebot im Begegnungszentrum Pattaya (BZP) in Naklua und zu den Angeboten der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Pattaya erfahren Sie unter www.bzp.life.

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