Es grünt so grün: Thailands Wolken weinen

Der endlose Regen der Regenzeit tut den Pflanzen im Garten außerordentlich gut

Entweder wartet man im Trockenen bis der Regen aufhört oder man nimmt den Schirm. Fotos: hf
Entweder wartet man im Trockenen bis der Regen aufhört oder man nimmt den Schirm. Fotos: hf

Nach zwei Monaten Sommerferien in Europa bin ich endlich nach Thailand zurückgekehrt. Hier herrscht der übliche Dauerwolkenbruch der Regenzeit. Aber: Schirme sind (zum Glück) erfunden…

Mich stört der Dauerregen nicht besonders. Es ist herrlich, auf der Terrasse im Trockenen zu sitzen und dem Regen zuzuschauen, zuzuhören. Ich bin nicht in Eile, löse ein weiteres Sudoku. Irgendwann lässt der Regen schon nach, dann kann ich mich im Garten umsehen, kann schauen, wie sich die Pflanzen in meiner Abwesenheit entwickelt haben. Ein paar Kakao-Bäume sind – wegen des aufgeweichten Bodens – umgefallen, andere sind voll mit Kakao-Früchten, ähnlich wie die delikaten, süßen Eierfrüchte gleich nebenan. Es gibt insgesamt mehr Gewinner als Verlierer in der Regenzeit.

Der Lorbeer liebt den vielen Regen.
Der Lorbeer liebt den vielen Regen.

Eine Queen wurde wiedergeboren…

Nun ist Queen Elizabeth II – fast hielt ich sie angesichts ihrer zähen Langlebigkeit insgeheim für einen Roboter – also doch noch „überraschend“ gestorben. Im Garten hingegen ist eine andere Queen völlig überraschend wieder aufgetaucht, wiedergeboren worden: Die Königin der Seerosen – Victoria cruziana – ist plötzlich wieder da, aus einem gut gefüllten Kanal gewachsen, wo wir ein Exemplar zuletzt vor zwei oder auch drei, vielleicht sogar fünf Jahren hatten. Offenbar hat sie ein Rhizom, das IHR das Überleben auch in sehr trockenen Perioden sichert.

Außerordentlich prachtvoll wachsen momentan auch die Elefantenohr-Feigen heran. Sie produzieren riesige Blätter, die dank des Regens richtiggehend glänzen. Auch entstehen nun auch wieder die großen, roten Früchte, die offenbar essbar sind, aber leider steinhart bleiben, so dass ich es nicht wage, meine Zähne zu riskieren. Ganz anders als die europäischen Schwestern lieben die Elefantenohr-Feigen den Regen augenscheinlich.

Die Muskatnuss mit roter Macis-Haut.
Die Muskatnuss mit roter Macis-Haut.

Muskatnüsse schätzen Regen auch

Gut gewachsen sind auch die Setzlinge des Gewürzlorbeers. Ich hatte sie kurz vor meiner Abreise noch umgetopft, und zwar in Pflanzenerde, die ich mit vielen kleinen Kieselsteinen versetzt habe. Die sorgen dafür, dass die Entwässerung immer gut funktioniert, und das wiederum schätzen die Wurzeln, die so nicht verfaulen, eine echte Gefahr in der Regenzeit und dem hiesigen, lehmigem Boden.

Die meisten Gartenbesucher kennen die Muskatnuss zwar als geschätztes Gewürz, haben sie aber noch nie wachsen gesehen. Jetzt, in der Regenzeit, wachsen diese Laubbäume besonders üppig. Die bräunliche äußere Schale öffnet sich, wenn die Frucht zu Boden gefallen ist und gibt einen einzigen schwarz-braunen Samen frei (die Muskatnuss eben), der von einer roten Haut, der sogenannten Macis, umgeben ist. Diese Macis kann getrocknet und gemahlen werden, ist selber auch ein ganz außerordentlich aromatisches Gewürz. Die Nüsse werden getrocknet und bei Gebrauch gemahlen. Oder man pflanzt sie ganz frisch und zieht so neue Bäume. Wir verschicken Muskat-Setzlinge und frische Samen in ganz Thailand. Leider liefern nur weibliche Pflanzen schlussendlich Früchte (männliche sind steril und werden auch bei der Bestäubung nicht gebraucht). Deshalb empfehlen wir, immer mehrere Muskatsetzlinge zu pflanzen.

Anna hat keinen Penis, ist weiblich.
Anna hat keinen Penis, ist weiblich.

Anna oder Andy? Auch im Discovery Garden gibt es Gender-Diskussionen, allerdings handfeste, nicht weltfremde. Wir hatten ein Gänschen, zunächst ganz ohne Geschwis­ter, da es sich um einen Nachzügler oder eine Nachzüglerin handelte. Dann sind zum Glück zwei weitere geschlüpft, so dass Anna nicht auf mich geprägt blieb, mich nicht mehr als ihre Mutter ansah. Und jetzt konnten wir – die Gans ist inzwischen stark gewachsen – auch das Geschlecht definitiv feststellen: Anna hat keinen Penis und ist deshalb definitiv weiblich, Ende der Diskussion!

Und bereits ist auch wieder ein neues Gänschen geschlüpft. Ob es männlich oder weiblich ist, sehen wir dann später.


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!

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