Erste Risse in heiler Frankfurter Fußball-Welt

Rebic am Pranger

Foto: epa/Ronald Wittek
Foto: epa/Ronald Wittek

STRAßBURG (dpa) - Eintracht Frankfurt bangt nach der Niederlage im Playoff-Hinspiel bei Racing Straßburg um den Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Ein Spieler steht besonders in der Kritik.

Adi Hütter wahrte nur mühsam die Fassung, als die Rede auf Ante Rebic kam. Die Verärgerung über den Lustlos-Auftritt des Stürmers bei der 0:1-Niederlage im Playoff-Hinspiel der Europa League bei Racing Straßburg war dem Trainer von Eintracht Frankfurt deutlich anzumerken - und gipfelte schließlich in einem Ultimatum an den kroatischen Vize-Weltmeister. «Wenn er hier bleiben möchte, will ich, dass er dies auch zeigt. Wenn nicht, müssen wir eine Lösung suchen», sagte Hütter.

Bereits am Freitag musste Rebic zu der von Hütter direkt nach dem Abpfiff angekündigten Aussprache antreten. Über das Ergebnis schwieg sich der Eintracht-Trainer aus. «Wichtig ist, dass wir gesprochen haben», teilte er lediglich mit. Die Differenzen scheinen zunächst aber ausgeräumt. Ob der angeschlagene Rebic (Wade) am Sonntag im Bundesligaspiel bei RB Leipzig zum Einsatz komme, habe «ausschließlich damit zu tun, ob er fit ist», versicherte Hütter.

Die desolate Vorstellung von Rebic hatte dem 49-Jährigen am Donnerstagabend die Zornesfalten auf die Stirn getrieben und ihn nach 45 Minuten zum Handeln gezwungen. «Die Leistung passt nicht zu ihm. Sich in so einem wichtigen Spiel so zu verhalten, so zu bewegen, von der Körpersprache her, das hat mir nicht gefallen. Deshalb habe ich ihn zur Pause erlöst», wetterte der sonst stets ruhige Österreicher nach dem Spiel.

Zuvor war es schon in der Eintracht-Kabine laut geworden, denn auch die Mannschaft fühlte sich von Rebic im Stich gelassen. «Wir können nur bestehen, wenn alle elf auf dem Platz Gas geben. Das war in der ersten Halbzeit nicht der Fall», kritisierte Nationaltorwart Kevin Trapp den 25-Jährigen. «Das haben wir intern angesprochen.»

Die erste Niederlage im siebten Pflichtspiel der Saison ging aber nicht allein auf das Konto von Rebic. Vielmehr ließ sie erste Risse in der heilen Frankfurter Fußball-Welt erkennbar werden. Die Defensive um Oldie Makoto Hasebe und Publikumsliebling Martin Hinteregger präsentiert sich längst nicht so souverän wie in der Vorsaison, und im Sturm herrscht nach den Abgängen von Luka Jovic (Real Madrid) und Sébastien Haller (West Ham United) Torflaute. «Ich hoffe, dass wir in der Offensive mehr Power bekommen», sagte Hütter am Freitag.

Für die sollte eigentlich Bas Dost sorgen, doch der von den Hessen bereits Ende der vergangenen Woche avisierte Transfer des 30 Jahre alten Niederländers von Sporting Lissabon zieht sich wie Kaugummi in die Länge. Obwohl der Fußball-Bundesligist von dem Theater hinter den Kulissen schwer genervt ist, hält er an Dost als 1a-Lösung fest. «Es ist weiterhin unsere Wunschvorstellung, und die werden wir weiter verfolgen», stellte Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner klar.

Ohne Dost muss die Eintracht im Rückspiel am kommenden Donnerstag vor heimischer Kulisse versuchen, das 0:1 durch ein Tor von Lucien Zohi (33. Minute) aufzuholen und doch noch einen Platz im lukrativen Millionen-Spiel der Europa League zu ergattern. In dem Wettbewerb hatte die Hütter-Truppe in der Vorsaison bei ihrem Vorstoß bis ins Halbfinale begeistert und mehr als 30 Millionen Euro eingespielt.

Ein starker Rebic, um dessen Dienste zuletzt Inter Mailand gebuhlt hatte, wäre bei dem Unterfangen hilfreich. Immerhin ist der Kroate der einzig verbliebene Angreifer von internationalem Format. Sollte er doch noch gehen, stünde die Eintracht vor dem Problem, schnell einen adäquaten Ersatz finden zu müssen. Denn die Transferperiode endet am 2. September. Hübner erwartet daher ein zeitnahes Signal von Rebic: «Wenn er uns verlassen sollte, muss es geklärt sein, dass wir auf dem Markt noch einmal handeln können.»

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